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Lange, Max: Lehrbuch des Schachspiels. Halle (Saale), 1856.

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jener Endzweck bei so wohl verschanzter Stellung der Kö-
nige nicht unmittelbar ins Auge gefasst werden kann. Es
müssen erst von beiden Seiten die gehörigen Angriffskräfte
in Bewegung gesetzt werden und es wird daher zunächst
auf einen mehr oder weniger glücklichen Kampf unter den
einzelnen Figuren selbst ankommen, ehe der hierbei man-
nichfach entblösste König des Gegners mit Erfolg ange-
griffen werden mag. Gewöhnlich werden dabei auf beiden
Seiten mehrere Figuren gegenseitig geschlagen und es ist
desshalb für den Verlauf der Partie eine Kenntniss des
Werthes der Figuren von besonderer Wichtigkeit, um beim
Austausch derselben genau ermessen zu können, welche Fi-
guren man für andere des Gegners geben könne, oder in
welchen Fällen man gewisse Figuren dem Angriffe feind-
licher ohne Nachtheil aussetzen dürfe. Zwar entscheidet
nicht selten die besondere Natur einer Stellung über den
eigenthümlichen Werth einzelner Figuren; doch gelten im
Allgemeinen für den gewöhnlichen Verlauf der Partie ge-
wisse Regeln über den Tauschwerth, welche sich kurz in
folgende Sätze zusammenfassen lassen:

a) Es bedarf keiner besondern Begründung, dass die Dame
vermöge ihrer ausgedehnten Gangweise die mächtigste
Wirkung und somit auch den grössten Werth habe.
Man kann sie daher gewöhnlich gegen keine andere Fi-
gur des Gegners, als gegen dessen Dame selbst geben.
b) Der Dame steht an Werth zunächst der Thurm, wel-
cher im Allgemeinen für stärker gehalten wird, als Lau-
fer oder Springer. Letztere beide haben einen ziem-
lich gleich grossen Werth, und man tauscht gewöhn-
lich ohne Nachtheil Laufer gegen Springer oder um-
gekehrt. Sie sind beide die schwächeren Steine und
werden gewöhnlich im Gegensatze zum Thurme leichte
Officiere genannt. Kann man daher einen Thurm ge-
gen einen Laufer oder Springer eintauschen, so ist dies
im Allgemeinen ein Vortheil und man sagt, derjenige,
welcher einen Thurm gegen einen leichten Officier ein-
büsst, hat die Qualität verloren, der Gegner aber ge-
wonnen.
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jener Endzweck bei so wohl verschanzter Stellung der Kö-
nige nicht unmittelbar ins Auge gefasst werden kann. Es
müssen erst von beiden Seiten die gehörigen Angriffskräfte
in Bewegung gesetzt werden und es wird daher zunächst
auf einen mehr oder weniger glücklichen Kampf unter den
einzelnen Figuren selbst ankommen, ehe der hierbei man-
nichfach entblösste König des Gegners mit Erfolg ange-
griffen werden mag. Gewöhnlich werden dabei auf beiden
Seiten mehrere Figuren gegenseitig geschlagen und es ist
desshalb für den Verlauf der Partie eine Kenntniss des
Werthes der Figuren von besonderer Wichtigkeit, um beim
Austausch derselben genau ermessen zu können, welche Fi-
guren man für andere des Gegners geben könne, oder in
welchen Fällen man gewisse Figuren dem Angriffe feind-
licher ohne Nachtheil aussetzen dürfe. Zwar entscheidet
nicht selten die besondere Natur einer Stellung über den
eigenthümlichen Werth einzelner Figuren; doch gelten im
Allgemeinen für den gewöhnlichen Verlauf der Partie ge-
wisse Regeln über den Tauschwerth, welche sich kurz in
folgende Sätze zusammenfassen lassen:

a) Es bedarf keiner besondern Begründung, dass die Dame
vermöge ihrer ausgedehnten Gangweise die mächtigste
Wirkung und somit auch den grössten Werth habe.
Man kann sie daher gewöhnlich gegen keine andere Fi-
gur des Gegners, als gegen dessen Dame selbst geben.
b) Der Dame steht an Werth zunächst der Thurm, wel-
cher im Allgemeinen für stärker gehalten wird, als Lau-
fer oder Springer. Letztere beide haben einen ziem-
lich gleich grossen Werth, und man tauscht gewöhn-
lich ohne Nachtheil Laufer gegen Springer oder um-
gekehrt. Sie sind beide die schwächeren Steine und
werden gewöhnlich im Gegensatze zum Thurme leichte
Officiere genannt. Kann man daher einen Thurm ge-
gen einen Laufer oder Springer eintauschen, so ist dies
im Allgemeinen ein Vortheil und man sagt, derjenige,
welcher einen Thurm gegen einen leichten Officier ein-
büsst, hat die Qualität verloren, der Gegner aber ge-
wonnen.
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[19/0031] jener Endzweck bei so wohl verschanzter Stellung der Kö- nige nicht unmittelbar ins Auge gefasst werden kann. Es müssen erst von beiden Seiten die gehörigen Angriffskräfte in Bewegung gesetzt werden und es wird daher zunächst auf einen mehr oder weniger glücklichen Kampf unter den einzelnen Figuren selbst ankommen, ehe der hierbei man- nichfach entblösste König des Gegners mit Erfolg ange- griffen werden mag. Gewöhnlich werden dabei auf beiden Seiten mehrere Figuren gegenseitig geschlagen und es ist desshalb für den Verlauf der Partie eine Kenntniss des Werthes der Figuren von besonderer Wichtigkeit, um beim Austausch derselben genau ermessen zu können, welche Fi- guren man für andere des Gegners geben könne, oder in welchen Fällen man gewisse Figuren dem Angriffe feind- licher ohne Nachtheil aussetzen dürfe. Zwar entscheidet nicht selten die besondere Natur einer Stellung über den eigenthümlichen Werth einzelner Figuren; doch gelten im Allgemeinen für den gewöhnlichen Verlauf der Partie ge- wisse Regeln über den Tauschwerth, welche sich kurz in folgende Sätze zusammenfassen lassen: a) Es bedarf keiner besondern Begründung, dass die Dame vermöge ihrer ausgedehnten Gangweise die mächtigste Wirkung und somit auch den grössten Werth habe. Man kann sie daher gewöhnlich gegen keine andere Fi- gur des Gegners, als gegen dessen Dame selbst geben. b) Der Dame steht an Werth zunächst der Thurm, wel- cher im Allgemeinen für stärker gehalten wird, als Lau- fer oder Springer. Letztere beide haben einen ziem- lich gleich grossen Werth, und man tauscht gewöhn- lich ohne Nachtheil Laufer gegen Springer oder um- gekehrt. Sie sind beide die schwächeren Steine und werden gewöhnlich im Gegensatze zum Thurme leichte Officiere genannt. Kann man daher einen Thurm ge- gen einen Laufer oder Springer eintauschen, so ist dies im Allgemeinen ein Vortheil und man sagt, derjenige, welcher einen Thurm gegen einen leichten Officier ein- büsst, hat die Qualität verloren, der Gegner aber ge- wonnen. 2*

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Zitationshilfe: Lange, Max: Lehrbuch des Schachspiels. Halle (Saale), 1856, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_schachspiel_1856/31>, abgerufen am 21.11.2024.