Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lange, Max: Lehrbuch des Schachspiels. Halle (Saale), 1856.

Bild:
<< vorherige Seite

auf b 6 und b 7 bezeichnet man mit dem gemeinschaftlichen
Ausdruck Doppelbauer. Solche Doppelbauern entstehen da-
durch, dass ein Bauer durch das Schlagen einer feindlichen
Figur von seiner ürsprünglichen Felderreihe auf eine andere
gelangt. In dem vorliegenden Falle ist der Doppelbauer
dadurch entstanden, dass von a 7 oder c 7 aus der schwarze
Bauer auf b 6 geschlagen hat. Letzterer könnte, wie gesagt,
jetzt den weissen Springer auf a 5 schlagen, und man sagt
dann, der Doppelbauer ist aufgelöst, d. h. durch den Zug
1. b 6--a 5: wird der doppelte Bauer aufgehoben und wie-
der in zwei einfache zerlegt.

§. 43. Die an der vorgeführten Stellung veranschau-
lichte Gang- und Schlagweise der Figuren möge der Anfän-
ger an beliebig aufgestellten Positionen weiter einzuüben
und dadurch seine Kenntniss hierin zu prüfen versuchen.
Hier wollen wir das gegebene Beispiel noch einmal benutzen,
um daran auch die Angriffsweise klar zu machen. Sämmt-
liche Figuren, welche, wie vorhin erörtert ist, in jener Stel-
lung von Figuren des Gegners genommen werden konnten,
werden dort angegriffen genannt. So greift z. B. der weisse
König den schwarzen Thurm und den Bauer auf d 2 an; die
schwarze Dame dagegen den weissen Thurm und den Bauer
auf h 2. Wenn Schwarz am Zuge wäre, würden sämmtliche
weisse Figuren, die er schlagen könnte, en prise stehen,
z. B. der weisse Springer auf a 5. Der Anfänger frage sich
nun, welche Figuren beider Parteien angreifen, und welche
angegriffen sind, ferner welche weder angreifen, noch ange-
griffen werden.

§. 44. Unter allen Angriffen ist nach §. 25 und §. 29 d.
von grösster Wichtigkeit der Königsangriff, und es kommt
hier für die Praxis besonders auf die Frage hinaus, in wel-
cher Weise der Angriff gegen den eigenen König, oder mit
andern Worten ein feindliches Schach abgewehrt werden
kann. Es kann dies im Allgemeinen auf dreifache Weise
geschehen. Entweder die schachbietende Figur wird, wenn
es möglich ist, geschlagen, sei es vom Könige selbst, sei
es von einem andern Stein, oder der König weicht dem
Schach durch einen Zug seinerseits aus, indem er sich von

auf b 6 und b 7 bezeichnet man mit dem gemeinschaftlichen
Ausdruck Doppelbauer. Solche Doppelbauern entstehen da-
durch, dass ein Bauer durch das Schlagen einer feindlichen
Figur von seiner ürsprünglichen Felderreihe auf eine andere
gelangt. In dem vorliegenden Falle ist der Doppelbauer
dadurch entstanden, dass von a 7 oder c 7 aus der schwarze
Bauer auf b 6 geschlagen hat. Letzterer könnte, wie gesagt,
jetzt den weissen Springer auf a 5 schlagen, und man sagt
dann, der Doppelbauer ist aufgelöst, d. h. durch den Zug
1. b 6—a 5: wird der doppelte Bauer aufgehoben und wie-
der in zwei einfache zerlegt.

§. 43. Die an der vorgeführten Stellung veranschau-
lichte Gang- und Schlagweise der Figuren möge der Anfän-
ger an beliebig aufgestellten Positionen weiter einzuüben
und dadurch seine Kenntniss hierin zu prüfen versuchen.
Hier wollen wir das gegebene Beispiel noch einmal benutzen,
um daran auch die Angriffsweise klar zu machen. Sämmt-
liche Figuren, welche, wie vorhin erörtert ist, in jener Stel-
lung von Figuren des Gegners genommen werden konnten,
werden dort angegriffen genannt. So greift z. B. der weisse
König den schwarzen Thurm und den Bauer auf d 2 an; die
schwarze Dame dagegen den weissen Thurm und den Bauer
auf h 2. Wenn Schwarz am Zuge wäre, würden sämmtliche
weisse Figuren, die er schlagen könnte, en prise stehen,
z. B. der weisse Springer auf a 5. Der Anfänger frage sich
nun, welche Figuren beider Parteien angreifen, und welche
angegriffen sind, ferner welche weder angreifen, noch ange-
griffen werden.

§. 44. Unter allen Angriffen ist nach §. 25 und §. 29 d.
von grösster Wichtigkeit der Königsangriff, und es kommt
hier für die Praxis besonders auf die Frage hinaus, in wel-
cher Weise der Angriff gegen den eigenen König, oder mit
andern Worten ein feindliches Schach abgewehrt werden
kann. Es kann dies im Allgemeinen auf dreifache Weise
geschehen. Entweder die schachbietende Figur wird, wenn
es möglich ist, geschlagen, sei es vom Könige selbst, sei
es von einem andern Stein, oder der König weicht dem
Schach durch einen Zug seinerseits aus, indem er sich von

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0041" n="29"/>
auf <hi rendition="#i">b</hi> 6 und <hi rendition="#i">b</hi> 7 bezeichnet man mit dem gemeinschaftlichen<lb/>
Ausdruck Doppelbauer. Solche Doppelbauern entstehen da-<lb/>
durch, dass ein Bauer durch das Schlagen einer feindlichen<lb/>
Figur von seiner ürsprünglichen Felderreihe auf eine andere<lb/>
gelangt. In dem vorliegenden Falle ist der Doppelbauer<lb/>
dadurch entstanden, dass von <hi rendition="#i">a</hi> 7 oder <hi rendition="#i">c</hi> 7 aus der schwarze<lb/>
Bauer auf <hi rendition="#i">b</hi> 6 geschlagen hat. Letzterer könnte, wie gesagt,<lb/>
jetzt den weissen Springer auf <hi rendition="#i">a</hi> 5 schlagen, und man sagt<lb/>
dann, der Doppelbauer ist aufgelöst, d. h. durch den Zug<lb/>
1. <hi rendition="#i">b</hi> 6&#x2014;<hi rendition="#i">a</hi> 5: wird der doppelte Bauer aufgehoben und wie-<lb/>
der in zwei einfache zerlegt.</p><lb/>
              <p>§. 43. Die an der vorgeführten Stellung veranschau-<lb/>
lichte Gang- und Schlagweise der Figuren möge der Anfän-<lb/>
ger an beliebig aufgestellten Positionen weiter einzuüben<lb/>
und dadurch seine Kenntniss hierin zu prüfen versuchen.<lb/>
Hier wollen wir das gegebene Beispiel noch einmal benutzen,<lb/>
um daran auch die Angriffsweise klar zu machen. Sämmt-<lb/>
liche Figuren, welche, wie vorhin erörtert ist, in jener Stel-<lb/>
lung von Figuren des Gegners genommen werden konnten,<lb/>
werden dort angegriffen genannt. So greift z. B. der weisse<lb/>
König den schwarzen Thurm und den Bauer auf <hi rendition="#i">d</hi> 2 an; die<lb/>
schwarze Dame dagegen den weissen Thurm und den Bauer<lb/>
auf <hi rendition="#i">h</hi> 2. Wenn Schwarz am Zuge wäre, würden sämmtliche<lb/>
weisse Figuren, die er schlagen könnte, en prise stehen,<lb/>
z. B. der weisse Springer auf <hi rendition="#i">a</hi> 5. Der Anfänger frage sich<lb/>
nun, welche Figuren beider Parteien angreifen, und welche<lb/>
angegriffen sind, ferner welche weder angreifen, noch ange-<lb/>
griffen werden.</p><lb/>
              <p>§. 44. Unter allen Angriffen ist nach §. 25 und §. 29 d.<lb/>
von grösster Wichtigkeit der Königsangriff, und es kommt<lb/>
hier für die Praxis besonders auf die Frage hinaus, in wel-<lb/>
cher Weise der Angriff gegen den eigenen König, oder mit<lb/>
andern Worten ein feindliches Schach abgewehrt werden<lb/>
kann. Es kann dies im Allgemeinen auf dreifache Weise<lb/>
geschehen. Entweder die schachbietende Figur wird, wenn<lb/>
es möglich ist, geschlagen, sei es vom Könige selbst, sei<lb/>
es von einem andern Stein, oder der König weicht dem<lb/>
Schach durch einen Zug seinerseits aus, indem er sich von<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[29/0041] auf b 6 und b 7 bezeichnet man mit dem gemeinschaftlichen Ausdruck Doppelbauer. Solche Doppelbauern entstehen da- durch, dass ein Bauer durch das Schlagen einer feindlichen Figur von seiner ürsprünglichen Felderreihe auf eine andere gelangt. In dem vorliegenden Falle ist der Doppelbauer dadurch entstanden, dass von a 7 oder c 7 aus der schwarze Bauer auf b 6 geschlagen hat. Letzterer könnte, wie gesagt, jetzt den weissen Springer auf a 5 schlagen, und man sagt dann, der Doppelbauer ist aufgelöst, d. h. durch den Zug 1. b 6—a 5: wird der doppelte Bauer aufgehoben und wie- der in zwei einfache zerlegt. §. 43. Die an der vorgeführten Stellung veranschau- lichte Gang- und Schlagweise der Figuren möge der Anfän- ger an beliebig aufgestellten Positionen weiter einzuüben und dadurch seine Kenntniss hierin zu prüfen versuchen. Hier wollen wir das gegebene Beispiel noch einmal benutzen, um daran auch die Angriffsweise klar zu machen. Sämmt- liche Figuren, welche, wie vorhin erörtert ist, in jener Stel- lung von Figuren des Gegners genommen werden konnten, werden dort angegriffen genannt. So greift z. B. der weisse König den schwarzen Thurm und den Bauer auf d 2 an; die schwarze Dame dagegen den weissen Thurm und den Bauer auf h 2. Wenn Schwarz am Zuge wäre, würden sämmtliche weisse Figuren, die er schlagen könnte, en prise stehen, z. B. der weisse Springer auf a 5. Der Anfänger frage sich nun, welche Figuren beider Parteien angreifen, und welche angegriffen sind, ferner welche weder angreifen, noch ange- griffen werden. §. 44. Unter allen Angriffen ist nach §. 25 und §. 29 d. von grösster Wichtigkeit der Königsangriff, und es kommt hier für die Praxis besonders auf die Frage hinaus, in wel- cher Weise der Angriff gegen den eigenen König, oder mit andern Worten ein feindliches Schach abgewehrt werden kann. Es kann dies im Allgemeinen auf dreifache Weise geschehen. Entweder die schachbietende Figur wird, wenn es möglich ist, geschlagen, sei es vom Könige selbst, sei es von einem andern Stein, oder der König weicht dem Schach durch einen Zug seinerseits aus, indem er sich von

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_schachspiel_1856
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_schachspiel_1856/41
Zitationshilfe: Lange, Max: Lehrbuch des Schachspiels. Halle (Saale), 1856, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_schachspiel_1856/41>, abgerufen am 21.11.2024.