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Lange, Max: Lehrbuch des Schachspiels. Halle (Saale), 1856.

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nahme der feindlichen Dame für seinen nächsten Zug
gesichert. Noch weniger rathsam wäre es aber, durch
Th b 2--b 7: die Thürme abzutauschen; denn Weiss
würde mit dem Laufer L a 6--b 7 wieder nehmen und
die feinliche Dame gewinnen, da diese die Linie vor
dem Könige nicht verlassen darf, indem sonst letzterer
dem Angriffe des feindlichen Laufers ausgesetzt würde.
Weiss kann aber auf ganz andere Weise die Partie so-
sort zu seinen Gunsten entscheiden, wenn er nämlich
keine der Figuren abtauscht, sondern vielmehr durch
die Dame, nämlich D f 3--f 8 + den feindlichen König
direkt angreift. Schwarz kann dann nur noch Dame
oder Thurm vorsetzen, worauf Weiss durch Wegnahme
derselben die Partie sofort entscheidet.
b) In diesem Falle kann Weiss allein durch Abtausch der
Damen die Partie entscheiden. Nachdem nämlich die
Züge D c 7--g 3: und S e 4--g 3: geschehen sind, ver-
mag nun Weiss sofort mit seinem Springer auf dem
freigewordenen Felde c 7 Schach und sogar Matt zu
bieten. Denn der schwarze König, von seinen eigenen
Figuren umringt, vermag dem Angriffe dieses Springers
auf keinem Felde auszuweichen. Man nennt diese be-
sondere Mattstellung, welche nur dem Springer kraft
seiner eigenthümlichen Gang- und Schlagweise möglich
ist, das mat etouffe, d. h. ersticktes Matt.

Zehntes Kapitel.
Spielanfänge.

§. 49. Es ist in §. 29 bereits im Allgemeinen darauf
hingedeutet, dass es für den Anfang der Partie zunächst
darauf ankommt, die eigenen Steine in Bewegung zu setzen,
ehe der Hauptzweck des Spieles näher ins Auge gefasst
werden kann. Die ersten Züge nun, welche dazu dienen,
die Figuren auf beiden Seiten in Thätigkeit zu setzen und

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nahme der feindlichen Dame für seinen nächsten Zug
gesichert. Noch weniger rathsam wäre es aber, durch
Th b 2—b 7: die Thürme abzutauschen; denn Weiss
würde mit dem Laufer L a 6—b 7 wieder nehmen und
die feinliche Dame gewinnen, da diese die Linie vor
dem Könige nicht verlassen darf, indem sonst letzterer
dem Angriffe des feindlichen Laufers ausgesetzt würde.
Weiss kann aber auf ganz andere Weise die Partie so-
sort zu seinen Gunsten entscheiden, wenn er nämlich
keine der Figuren abtauscht, sondern vielmehr durch
die Dame, nämlich D f 3—f 8 † den feindlichen König
direkt angreift. Schwarz kann dann nur noch Dame
oder Thurm vorsetzen, worauf Weiss durch Wegnahme
derselben die Partie sofort entscheidet.
b) In diesem Falle kann Weiss allein durch Abtausch der
Damen die Partie entscheiden. Nachdem nämlich die
Züge D c 7—g 3: und S e 4—g 3: geschehen sind, ver-
mag nun Weiss sofort mit seinem Springer auf dem
freigewordenen Felde c 7 Schach und sogar Matt zu
bieten. Denn der schwarze König, von seinen eigenen
Figuren umringt, vermag dem Angriffe dieses Springers
auf keinem Felde auszuweichen. Man nennt diese be-
sondere Mattstellung, welche nur dem Springer kraft
seiner eigenthümlichen Gang- und Schlagweise möglich
ist, das mat étouffé, d. h. ersticktes Matt.

Zehntes Kapitel.
Spielanfänge.

§. 49. Es ist in §. 29 bereits im Allgemeinen darauf
hingedeutet, dass es für den Anfang der Partie zunächst
darauf ankommt, die eigenen Steine in Bewegung zu setzen,
ehe der Hauptzweck des Spieles näher ins Auge gefasst
werden kann. Die ersten Züge nun, welche dazu dienen,
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[35/0047] nahme der feindlichen Dame für seinen nächsten Zug gesichert. Noch weniger rathsam wäre es aber, durch Th b 2—b 7: die Thürme abzutauschen; denn Weiss würde mit dem Laufer L a 6—b 7 wieder nehmen und die feinliche Dame gewinnen, da diese die Linie vor dem Könige nicht verlassen darf, indem sonst letzterer dem Angriffe des feindlichen Laufers ausgesetzt würde. Weiss kann aber auf ganz andere Weise die Partie so- sort zu seinen Gunsten entscheiden, wenn er nämlich keine der Figuren abtauscht, sondern vielmehr durch die Dame, nämlich D f 3—f 8 † den feindlichen König direkt angreift. Schwarz kann dann nur noch Dame oder Thurm vorsetzen, worauf Weiss durch Wegnahme derselben die Partie sofort entscheidet. b) In diesem Falle kann Weiss allein durch Abtausch der Damen die Partie entscheiden. Nachdem nämlich die Züge D c 7—g 3: und S e 4—g 3: geschehen sind, ver- mag nun Weiss sofort mit seinem Springer auf dem freigewordenen Felde c 7 Schach und sogar Matt zu bieten. Denn der schwarze König, von seinen eigenen Figuren umringt, vermag dem Angriffe dieses Springers auf keinem Felde auszuweichen. Man nennt diese be- sondere Mattstellung, welche nur dem Springer kraft seiner eigenthümlichen Gang- und Schlagweise möglich ist, das mat étouffé, d. h. ersticktes Matt. Zehntes Kapitel. Spielanfänge. §. 49. Es ist in §. 29 bereits im Allgemeinen darauf hingedeutet, dass es für den Anfang der Partie zunächst darauf ankommt, die eigenen Steine in Bewegung zu setzen, ehe der Hauptzweck des Spieles näher ins Auge gefasst werden kann. Die ersten Züge nun, welche dazu dienen, die Figuren auf beiden Seiten in Thätigkeit zu setzen und 3*

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Zitationshilfe: Lange, Max: Lehrbuch des Schachspiels. Halle (Saale), 1856, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_schachspiel_1856/47>, abgerufen am 21.11.2024.