Langemann, Ludwig; Hummel, Helene: Frauenstimmrecht und Frauenemanzipation. Berlin, 1916.freiwillig von der Familie los; es geht nach der Arbeit 10
freiwillig von der Familie los; es geht nach der Arbeit 10
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0151" n="149"/> freiwillig von der Familie los; es geht nach der Arbeit<lb/> und Sonntags seine eigenen Wege, es entzieht sich so<lb/> schnell wie möglich dem Einfluß der Mutter. Auch das<lb/> erwerbende Mädchen der höheren Stände ist nur in<lb/> seltenen Fällen in seiner freien Zeit Haustochter; es sucht<lb/> seine Freuden, wenn auch Freuden edler Art, außerhalb<lb/> des Hauses. Die meisten fliehen das Haus wie einen<lb/> Kerker; diese umherflatternde Lebensform können viele<lb/> in der Ehe nicht gleich ändern, <hi rendition="#g">so</hi> wird ihr Haus nicht<lb/> das, was die Häuser unserer Mütter und Großmütter<lb/> waren, der Ruheplatz für müde Geister, den unsere<lb/> hastende Zeit so nötig braucht. Das alte Wort „Die<lb/> Frau gehört ins Haus“ ist oft als engherzig und hart<lb/> bezeichnet worden, man kann es ein wenig ändern, und<lb/> gleich birgt es alle Pflichten und alles Glück einer Frau.<lb/> Man sage: „Der Frau gehört das Haus“, hier ist ihr<lb/> Reich und ihre Welt, hier bildet sie sich zur Persönlich-<lb/> keit, hier leistet sie ihrem Volke die allergrößten Dienste,<lb/> hier schafft sie ihr Teil an dem Kulturwerk der Mensch-<lb/> heit. Wenn nach dem Kriege das große Arbeiten in<lb/> unserem Vaterlande anheben wird, dann wird es an uns<lb/> Frauen sein, unseren Männern noch mehr als bisher<lb/> alle häuslichen Sorgen abzunehmen, damit sie alle Kraft<lb/> einsetzen können, die Wunden des Vaterlandes zu heilen,<lb/> das Gewonnene in festen Händen zu halten. Wenn die<lb/> deutschen Männer den Staat von neuem ausbauen und be-<lb/> festigen werden als ein Bollwerk des Rechts und der Kraft, dann<lb/> müssen wir Frauen das deutsche Haus neu erstehen lassen<lb/> als einen Hort der Sitte und des Friedens. Wer wollte unsere<lb/> Kulturaufgabe niedriger einschätzen als die des Mannes?</p><lb/> </div> <fw place="bottom" type="sig">10</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [149/0151]
freiwillig von der Familie los; es geht nach der Arbeit
und Sonntags seine eigenen Wege, es entzieht sich so
schnell wie möglich dem Einfluß der Mutter. Auch das
erwerbende Mädchen der höheren Stände ist nur in
seltenen Fällen in seiner freien Zeit Haustochter; es sucht
seine Freuden, wenn auch Freuden edler Art, außerhalb
des Hauses. Die meisten fliehen das Haus wie einen
Kerker; diese umherflatternde Lebensform können viele
in der Ehe nicht gleich ändern, so wird ihr Haus nicht
das, was die Häuser unserer Mütter und Großmütter
waren, der Ruheplatz für müde Geister, den unsere
hastende Zeit so nötig braucht. Das alte Wort „Die
Frau gehört ins Haus“ ist oft als engherzig und hart
bezeichnet worden, man kann es ein wenig ändern, und
gleich birgt es alle Pflichten und alles Glück einer Frau.
Man sage: „Der Frau gehört das Haus“, hier ist ihr
Reich und ihre Welt, hier bildet sie sich zur Persönlich-
keit, hier leistet sie ihrem Volke die allergrößten Dienste,
hier schafft sie ihr Teil an dem Kulturwerk der Mensch-
heit. Wenn nach dem Kriege das große Arbeiten in
unserem Vaterlande anheben wird, dann wird es an uns
Frauen sein, unseren Männern noch mehr als bisher
alle häuslichen Sorgen abzunehmen, damit sie alle Kraft
einsetzen können, die Wunden des Vaterlandes zu heilen,
das Gewonnene in festen Händen zu halten. Wenn die
deutschen Männer den Staat von neuem ausbauen und be-
festigen werden als ein Bollwerk des Rechts und der Kraft, dann
müssen wir Frauen das deutsche Haus neu erstehen lassen
als einen Hort der Sitte und des Friedens. Wer wollte unsere
Kulturaufgabe niedriger einschätzen als die des Mannes?
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(2017-04-13T13:51:38Z)
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Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition.
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