Hochachtung, alle Liebe verdient. Wir reiseten erst auf das Löbauische Guth, und von da mit der Gräfin nach D.; wo sich nun der fatale Zeitpunkt anfängt, wor- inn Sie diese liebenswürdigste junge Da- me in Schwierigkeiten und Umstände ver- wickelt sehen werden, die den schönen Plan eines glücklichen Lebens, den Sie Sich gemacht hatte, auf einmal zerstör- ten, aber durch die Probe, auf welche sie ihren innerlichen Werth setzten, ihre Ge- schichte für die Besten unsers Geschlechts lehrreich machen. Jch glaube, daß ich am besten thun werde, wenn ich hier, an- statt die Erzählung fortzusetzen, Jhnen eine Reihe von Originalbriefen, oder Ab- schriften, welche in der Folge in die Hände meines geliebten Fräuleins gekommen sind, vorlege, aus denen Sie, theils den Cha- rakter ihres Geistes und Herzens, theils die Geschichte ihres Aufenthalts in D. weit besser als durch einen bloßen Auszug werden kennen lernen.
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Hochachtung, alle Liebe verdient. Wir reiſeten erſt auf das Loͤbauiſche Guth, und von da mit der Graͤfin nach D.; wo ſich nun der fatale Zeitpunkt anfaͤngt, wor- inn Sie dieſe liebenswuͤrdigſte junge Da- me in Schwierigkeiten und Umſtaͤnde ver- wickelt ſehen werden, die den ſchoͤnen Plan eines gluͤcklichen Lebens, den Sie Sich gemacht hatte, auf einmal zerſtoͤr- ten, aber durch die Probe, auf welche ſie ihren innerlichen Werth ſetzten, ihre Ge- ſchichte fuͤr die Beſten unſers Geſchlechts lehrreich machen. Jch glaube, daß ich am beſten thun werde, wenn ich hier, an- ſtatt die Erzaͤhlung fortzuſetzen, Jhnen eine Reihe von Originalbriefen, oder Ab- ſchriften, welche in der Folge in die Haͤnde meines geliebten Fraͤuleins gekommen ſind, vorlege, aus denen Sie, theils den Cha- rakter ihres Geiſtes und Herzens, theils die Geſchichte ihres Aufenthalts in D. weit beſſer als durch einen bloßen Auszug werden kennen lernen.
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Hochachtung, alle Liebe verdient. Wir
reiſeten erſt auf das Loͤbauiſche Guth, und
von da mit der Graͤfin nach D.; wo ſich
nun der fatale Zeitpunkt anfaͤngt, wor-
inn Sie dieſe liebenswuͤrdigſte junge Da-
me in Schwierigkeiten und Umſtaͤnde ver-
wickelt ſehen werden, die den ſchoͤnen
Plan eines gluͤcklichen Lebens, den Sie
Sich gemacht hatte, auf einmal zerſtoͤr-
ten, aber durch die Probe, auf welche ſie
ihren innerlichen Werth ſetzten, ihre Ge-
ſchichte fuͤr die Beſten unſers Geſchlechts
lehrreich machen. Jch glaube, daß ich
am beſten thun werde, wenn ich hier, an-
ſtatt die Erzaͤhlung fortzuſetzen, Jhnen
eine Reihe von Originalbriefen, oder Ab-
ſchriften, welche in der Folge in die Haͤnde
meines geliebten Fraͤuleins gekommen ſind,
vorlege, aus denen Sie, theils den Cha-
rakter ihres Geiſtes und Herzens, theils
die Geſchichte ihres Aufenthalts in D.
weit beſſer als durch einen bloßen Auszug
werden kennen lernen.
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/113>, abgerufen am 23.11.2024.
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