Dann habe aber ich kein Verdienst da- bey, sagte er traurig.
Sie sollen alle Wochen einmal zuhö- ren, wie viel ich gelernt habe.
Er antwortete mit einer bloßen Ver- beugung.
Die Fürstin ließ mich rufen. Jch mußte ihr in ihr Cabinet folgen. Da haben Sie meine Laute, liebe Sternheim, sagte sie, alles spielt; lassen Sie mich allein Jhre Stimme und Geschicklichkeit hören. Was konnte ich thun? Jch spiel- te und sang das erste Stück, das mir in die Finger kam. Sie umarmte mich; liebenswürdiges Mädchen, sagte sie, wie beschämen Sie alle bey Hof erzogene Da- men, durch die vielen Talente, die Sie auf dem Lande gesammelt haben! -- Sie führte mich an der Hand zurück in den Saal; ich mußte bis zu Ende der Assem- blee bey ihr bleiben, und sie sprach von hundert Sachen mit mir. Milord Sey- mour sah mich oft an, und meine Emilia, (lesen Sie dieß meinem lieben Pflegva- ter vor!) seine Achtsamkeit freute mich.
Manche
Dann habe aber ich kein Verdienſt da- bey, ſagte er traurig.
Sie ſollen alle Wochen einmal zuhoͤ- ren, wie viel ich gelernt habe.
Er antwortete mit einer bloßen Ver- beugung.
Die Fuͤrſtin ließ mich rufen. Jch mußte ihr in ihr Cabinet folgen. Da haben Sie meine Laute, liebe Sternheim, ſagte ſie, alles ſpielt; laſſen Sie mich allein Jhre Stimme und Geſchicklichkeit hoͤren. Was konnte ich thun? Jch ſpiel- te und ſang das erſte Stuͤck, das mir in die Finger kam. Sie umarmte mich; liebenswuͤrdiges Maͤdchen, ſagte ſie, wie beſchaͤmen Sie alle bey Hof erzogene Da- men, durch die vielen Talente, die Sie auf dem Lande geſammelt haben! — Sie fuͤhrte mich an der Hand zuruͤck in den Saal; ich mußte bis zu Ende der Aſſem- blee bey ihr bleiben, und ſie ſprach von hundert Sachen mit mir. Milord Sey- mour ſah mich oft an, und meine Emilia, (leſen Sie dieß meinem lieben Pflegva- ter vor!) ſeine Achtſamkeit freute mich.
Manche
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Dann habe aber ich kein Verdienſt da-
bey, ſagte er traurig.
Sie ſollen alle Wochen einmal zuhoͤ-
ren, wie viel ich gelernt habe.
Er antwortete mit einer bloßen Ver-
beugung.
Die Fuͤrſtin ließ mich rufen. Jch
mußte ihr in ihr Cabinet folgen. Da
haben Sie meine Laute, liebe Sternheim,
ſagte ſie, alles ſpielt; laſſen Sie mich
allein Jhre Stimme und Geſchicklichkeit
hoͤren. Was konnte ich thun? Jch ſpiel-
te und ſang das erſte Stuͤck, das mir in
die Finger kam. Sie umarmte mich;
liebenswuͤrdiges Maͤdchen, ſagte ſie, wie
beſchaͤmen Sie alle bey Hof erzogene Da-
men, durch die vielen Talente, die Sie auf
dem Lande geſammelt haben! — Sie
fuͤhrte mich an der Hand zuruͤck in den
Saal; ich mußte bis zu Ende der Aſſem-
blee bey ihr bleiben, und ſie ſprach von
hundert Sachen mit mir. Milord Sey-
mour ſah mich oft an, und meine Emilia,
(leſen Sie dieß meinem lieben Pflegva-
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/140>, abgerufen am 27.11.2024.
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