kam Nachmittags dazu, und noch Abends spät reiseten alle zum Fürsten. Der Graf ist ein angenehmer Mann von vie- lem Verstand. Seine Gemahlin führte ihn zu mir; da reden Sie selbst mit mei- nem Liebling, sprach sie, und sagen: ob ich Unrecht habe, mir eine solche Tochter zu wünschen? Er sagte mir sehr viel höfliches; beobachtete mich aber dabey mit einer Aufmerksamkeit, die mich son- derbar dünkte, und mich beynahe aus al- ler Fassung brachte.
Milord Seymour hatte an der Tafel seinen Platz zwischen dem Fräulein C* und mir bekommen, sich meistens nur mit uns unterhalten, auch beym Caffee uns beyde mit der liebenswürdigsten Galanterie be- dient, englische Verse auf Carten geschrie- ben, und mich gebeten, sie dem Fräulein zu übersetzen. Wie die Gräfin F. ihren Gemahl zu ihr führte, entfernten sich beyde in etwas und redeten lang an ei- nem andern Fenster. Der Graf begab sich von mir zu Milord G., und nahm im Weg- gehen Milord Seymour am Arm mit sich
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kam Nachmittags dazu, und noch Abends ſpaͤt reiſeten alle zum Fuͤrſten. Der Graf iſt ein angenehmer Mann von vie- lem Verſtand. Seine Gemahlin fuͤhrte ihn zu mir; da reden Sie ſelbſt mit mei- nem Liebling, ſprach ſie, und ſagen: ob ich Unrecht habe, mir eine ſolche Tochter zu wuͤnſchen? Er ſagte mir ſehr viel hoͤfliches; beobachtete mich aber dabey mit einer Aufmerkſamkeit, die mich ſon- derbar duͤnkte, und mich beynahe aus al- ler Faſſung brachte.
Milord Seymour hatte an der Tafel ſeinen Platz zwiſchen dem Fraͤulein C* und mir bekommen, ſich meiſtens nur mit uns unterhalten, auch beym Caffee uns beyde mit der liebenswuͤrdigſten Galanterie be- dient, engliſche Verſe auf Carten geſchrie- ben, und mich gebeten, ſie dem Fraͤulein zu uͤberſetzen. Wie die Graͤfin F. ihren Gemahl zu ihr fuͤhrte, entfernten ſich beyde in etwas und redeten lang an ei- nem andern Fenſter. Der Graf begab ſich von mir zu Milord G., und nahm im Weg- gehen Milord Seymour am Arm mit ſich
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kam Nachmittags dazu, und noch Abends
ſpaͤt reiſeten alle zum Fuͤrſten. Der
Graf iſt ein angenehmer Mann von vie-
lem Verſtand. Seine Gemahlin fuͤhrte
ihn zu mir; da reden Sie ſelbſt mit mei-
nem Liebling, ſprach ſie, und ſagen: ob
ich Unrecht habe, mir eine ſolche Tochter
zu wuͤnſchen? Er ſagte mir ſehr viel
hoͤfliches; beobachtete mich aber dabey
mit einer Aufmerkſamkeit, die mich ſon-
derbar duͤnkte, und mich beynahe aus al-
ler Faſſung brachte.
Milord Seymour hatte an der Tafel
ſeinen Platz zwiſchen dem Fraͤulein C* und
mir bekommen, ſich meiſtens nur mit uns
unterhalten, auch beym Caffee uns beyde
mit der liebenswuͤrdigſten Galanterie be-
dient, engliſche Verſe auf Carten geſchrie-
ben, und mich gebeten, ſie dem Fraͤulein
zu uͤberſetzen. Wie die Graͤfin F. ihren
Gemahl zu ihr fuͤhrte, entfernten ſich
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von mir zu Milord G., und nahm im Weg-
gehen Milord Seymour am Arm mit ſich
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/145>, abgerufen am 27.11.2024.
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