müßig zu seyn; und es wurde eine schöne Tapetenarbeit angefangen, woran ich sehr fleißig zu seyn gedenke.
Morgen kommt der Fürst und der gan- ze Hof mit ihm: diesen Abend sind die fremden Ministers angekommen. Mi- lord G. besuchte uns noch spät, und brachte Milord Seymour nebst einem an- dern Engländer, Lord Derby genannt, mit, den er als einen Vetter vorstellte, der durch ihn und Lord Seymour ein gros- ses Verlangen bekommen, mich zu sehen, besonders weil ich eine halbe Landsmän- nin von ihm wäre. Lord Derby redete mich sogleich auf Englisch an. Er ist ein feiner Mann von ungemein vielem Geist und angenehmen Wesen. Man bat diese Herren zum Abendessen; es wurde freudig angenommen, und meine Tante schlug vor, im Garten zu speisen, weil Mond- schein seyn würde, und der Abend schön sey.
Gleich war der kleine Saal erleuchtet, und meine Tante fieng bey der Thüre, da sie mit Milord G. hinaus gieng, ganz
zärtlich
muͤßig zu ſeyn; und es wurde eine ſchoͤne Tapetenarbeit angefangen, woran ich ſehr fleißig zu ſeyn gedenke.
Morgen kommt der Fuͤrſt und der gan- ze Hof mit ihm: dieſen Abend ſind die fremden Miniſters angekommen. Mi- lord G. beſuchte uns noch ſpaͤt, und brachte Milord Seymour nebſt einem an- dern Englaͤnder, Lord Derby genannt, mit, den er als einen Vetter vorſtellte, der durch ihn und Lord Seymour ein groſ- ſes Verlangen bekommen, mich zu ſehen, beſonders weil ich eine halbe Landsmaͤn- nin von ihm waͤre. Lord Derby redete mich ſogleich auf Engliſch an. Er iſt ein feiner Mann von ungemein vielem Geiſt und angenehmen Weſen. Man bat dieſe Herren zum Abendeſſen; es wurde freudig angenommen, und meine Tante ſchlug vor, im Garten zu ſpeiſen, weil Mond- ſchein ſeyn wuͤrde, und der Abend ſchoͤn ſey.
Gleich war der kleine Saal erleuchtet, und meine Tante fieng bey der Thuͤre, da ſie mit Milord G. hinaus gieng, ganz
zaͤrtlich
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muͤßig zu ſeyn; und es wurde eine ſchoͤne
Tapetenarbeit angefangen, woran ich ſehr
fleißig zu ſeyn gedenke.
Morgen kommt der Fuͤrſt und der gan-
ze Hof mit ihm: dieſen Abend ſind die
fremden Miniſters angekommen. Mi-
lord G. beſuchte uns noch ſpaͤt, und
brachte Milord Seymour nebſt einem an-
dern Englaͤnder, Lord Derby genannt,
mit, den er als einen Vetter vorſtellte,
der durch ihn und Lord Seymour ein groſ-
ſes Verlangen bekommen, mich zu ſehen,
beſonders weil ich eine halbe Landsmaͤn-
nin von ihm waͤre. Lord Derby redete
mich ſogleich auf Engliſch an. Er iſt ein
feiner Mann von ungemein vielem Geiſt
und angenehmen Weſen. Man bat dieſe
Herren zum Abendeſſen; es wurde freudig
angenommen, und meine Tante ſchlug
vor, im Garten zu ſpeiſen, weil Mond-
ſchein ſeyn wuͤrde, und der Abend
ſchoͤn ſey.
Gleich war der kleine Saal erleuchtet,
und meine Tante fieng bey der Thuͤre, da
ſie mit Milord G. hinaus gieng, ganz
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/154>, abgerufen am 23.11.2024.
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