Eine Verbeugung, die ich zugleich mit Milord an die drey Damen machte, war der einzige Augenblick, wo ich mir ge- trauete sie anzusehen. Bald darauf war der ganze Adel und der Fürst selbst da, des- sen lüsternes Auge sogleich auf die Loge der Gräfin F. gewendet war; das Fräulein verbeugte sich mit so vieler Anmuth, daß ihn auch dieses hätte aufmerksam machen müssen, wenn es ihre übrige Reize nicht gethan hätten. Er redete sogleich mit dem Grafen F. und sah wieder auf das Fräulein, die er jetzt besonders grüßte. Alle Augen waren auf sie geheftet, aber eine kleine Weile darauf verbarg sich das Fräulein halb hinter der Gräsinn F. Die Opera gieng an; der Fürst redete viel mit F. der endlich in die Loge seiner Ge- mahlinn gieng, um Milorden und den Grä- finnen zu verweisen, daß sie dem Fräulein den Platz wegnähmen, da sie beyde das Spiel schon oft, das Fräulein aber es noch niemals gesehen hätte.
Die Damen seyn nicht Ursache, Herr Graf, sagte das Fräulein, etwas ernsthaft;
ich
Eine Verbeugung, die ich zugleich mit Milord an die drey Damen machte, war der einzige Augenblick, wo ich mir ge- trauete ſie anzuſehen. Bald darauf war der ganze Adel und der Fuͤrſt ſelbſt da, deſ- ſen luͤſternes Auge ſogleich auf die Loge der Graͤfin F. gewendet war; das Fraͤulein verbeugte ſich mit ſo vieler Anmuth, daß ihn auch dieſes haͤtte aufmerkſam machen muͤſſen, wenn es ihre uͤbrige Reize nicht gethan haͤtten. Er redete ſogleich mit dem Grafen F. und ſah wieder auf das Fraͤulein, die er jetzt beſonders gruͤßte. Alle Augen waren auf ſie geheftet, aber eine kleine Weile darauf verbarg ſich das Fraͤulein halb hinter der Graͤſinn F. Die Opera gieng an; der Fuͤrſt redete viel mit F. der endlich in die Loge ſeiner Ge- mahlinn gieng, um Milorden und den Graͤ- finnen zu verweiſen, daß ſie dem Fraͤulein den Platz wegnaͤhmen, da ſie beyde das Spiel ſchon oft, das Fraͤulein aber es noch niemals geſehen haͤtte.
Die Damen ſeyn nicht Urſache, Herr Graf, ſagte das Fraͤulein, etwas ernſthaft;
ich
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Eine Verbeugung, die ich zugleich mit
Milord an die drey Damen machte, war
der einzige Augenblick, wo ich mir ge-
trauete ſie anzuſehen. Bald darauf war
der ganze Adel und der Fuͤrſt ſelbſt da, deſ-
ſen luͤſternes Auge ſogleich auf die Loge
der Graͤfin F. gewendet war; das Fraͤulein
verbeugte ſich mit ſo vieler Anmuth, daß
ihn auch dieſes haͤtte aufmerkſam machen
muͤſſen, wenn es ihre uͤbrige Reize nicht
gethan haͤtten. Er redete ſogleich mit
dem Grafen F. und ſah wieder auf das
Fraͤulein, die er jetzt beſonders gruͤßte.
Alle Augen waren auf ſie geheftet, aber
eine kleine Weile darauf verbarg ſich das
Fraͤulein halb hinter der Graͤſinn F. Die
Opera gieng an; der Fuͤrſt redete viel
mit F. der endlich in die Loge ſeiner Ge-
mahlinn gieng, um Milorden und den Graͤ-
finnen zu verweiſen, daß ſie dem Fraͤulein
den Platz wegnaͤhmen, da ſie beyde das
Spiel ſchon oft, das Fraͤulein aber es
noch niemals geſehen haͤtte.
Die Damen ſeyn nicht Urſache, Herr
Graf, ſagte das Fraͤulein, etwas ernſthaft;
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/178>, abgerufen am 23.11.2024.
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