sätzen, und meinen Geist mit nützlichen Kenntnissen erfüllte, nicht ein größeres Maaß von Erkenntlichkeit, als der höfli- che Fremdling, der mich nöthigt, an sei- nen vorübergehenden Ergötzlichkeiten Antheil zu nehmen? Die Gräfin: Du hättest schicklicher das Wort abwech- selnde Ergötzlichkeiten gebrauchen können. Das Fräulein: Alle diese Fehler bewei- sen Jhnen, daß ich für den Hof sehr un- tauglich bin. Die Gräfin: Ja, heu- te besonders, du sollst auch zu Hause blei- ben. --
Derby erzählte mir dieses mit einem leichtsinnigen Ton, aber gab genau auf meine Bewegungen acht. Sie wissen, daß ich sie selten verbergen kann, und in diesem Falle war mirs ganz unmöglich. Der Charakter des Fräuleins rührte mich. Jch mißgönnte Derbyn, sie gesehen und gehört zu haben. Unzufrieden auf mich, meinen Oncle und den Fürsten, brach ich in den Eifer aus, zu sagen: Das Fräu- lein hat den edelsten und seltensten
Charak-
ſaͤtzen, und meinen Geiſt mit nuͤtzlichen Kenntniſſen erfuͤllte, nicht ein groͤßeres Maaß von Erkenntlichkeit, als der hoͤfli- che Fremdling, der mich noͤthigt, an ſei- nen voruͤbergehenden Ergoͤtzlichkeiten Antheil zu nehmen? Die Graͤfin: Du haͤtteſt ſchicklicher das Wort abwech- ſelnde Ergoͤtzlichkeiten gebrauchen koͤnnen. Das Fraͤulein: Alle dieſe Fehler bewei- ſen Jhnen, daß ich fuͤr den Hof ſehr un- tauglich bin. Die Graͤfin: Ja, heu- te beſonders, du ſollſt auch zu Hauſe blei- ben. —
Derby erzaͤhlte mir dieſes mit einem leichtſinnigen Ton, aber gab genau auf meine Bewegungen acht. Sie wiſſen, daß ich ſie ſelten verbergen kann, und in dieſem Falle war mirs ganz unmoͤglich. Der Charakter des Fraͤuleins ruͤhrte mich. Jch mißgoͤnnte Derbyn, ſie geſehen und gehoͤrt zu haben. Unzufrieden auf mich, meinen Oncle und den Fuͤrſten, brach ich in den Eifer aus, zu ſagen: Das Fraͤu- lein hat den edelſten und ſeltenſten
Charak-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0202"n="176"/>ſaͤtzen, und meinen Geiſt mit nuͤtzlichen<lb/>
Kenntniſſen erfuͤllte, nicht ein groͤßeres<lb/>
Maaß von Erkenntlichkeit, als der hoͤfli-<lb/>
che Fremdling, der mich <hirendition="#fr">noͤthigt,</hi> an ſei-<lb/>
nen voruͤbergehenden <hirendition="#fr">Ergoͤtzlichkeiten</hi><lb/>
Antheil zu nehmen? <hirendition="#fr">Die Graͤfin:</hi><lb/>
Du haͤtteſt ſchicklicher das Wort abwech-<lb/>ſelnde Ergoͤtzlichkeiten gebrauchen koͤnnen.<lb/><hirendition="#fr">Das Fraͤulein:</hi> Alle dieſe Fehler bewei-<lb/>ſen Jhnen, daß ich fuͤr den Hof ſehr un-<lb/>
tauglich bin. <hirendition="#fr">Die Graͤfin:</hi> Ja, heu-<lb/>
te beſonders, du ſollſt auch zu Hauſe blei-<lb/>
ben. —</p><lb/><p>Derby erzaͤhlte mir dieſes mit einem<lb/>
leichtſinnigen Ton, aber gab genau auf<lb/>
meine Bewegungen acht. Sie wiſſen,<lb/>
daß ich ſie ſelten verbergen kann, und in<lb/>
dieſem Falle war mirs ganz unmoͤglich.<lb/>
Der Charakter des Fraͤuleins ruͤhrte mich.<lb/>
Jch mißgoͤnnte Derbyn, ſie geſehen und<lb/>
gehoͤrt zu haben. Unzufrieden auf mich,<lb/>
meinen Oncle und den Fuͤrſten, brach ich<lb/>
in den Eifer aus, zu ſagen: <hirendition="#fr">Das Fraͤu-<lb/>
lein hat den edelſten und ſeltenſten</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">Charak-</hi></fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[176/0202]
ſaͤtzen, und meinen Geiſt mit nuͤtzlichen
Kenntniſſen erfuͤllte, nicht ein groͤßeres
Maaß von Erkenntlichkeit, als der hoͤfli-
che Fremdling, der mich noͤthigt, an ſei-
nen voruͤbergehenden Ergoͤtzlichkeiten
Antheil zu nehmen? Die Graͤfin:
Du haͤtteſt ſchicklicher das Wort abwech-
ſelnde Ergoͤtzlichkeiten gebrauchen koͤnnen.
Das Fraͤulein: Alle dieſe Fehler bewei-
ſen Jhnen, daß ich fuͤr den Hof ſehr un-
tauglich bin. Die Graͤfin: Ja, heu-
te beſonders, du ſollſt auch zu Hauſe blei-
ben. —
Derby erzaͤhlte mir dieſes mit einem
leichtſinnigen Ton, aber gab genau auf
meine Bewegungen acht. Sie wiſſen,
daß ich ſie ſelten verbergen kann, und in
dieſem Falle war mirs ganz unmoͤglich.
Der Charakter des Fraͤuleins ruͤhrte mich.
Jch mißgoͤnnte Derbyn, ſie geſehen und
gehoͤrt zu haben. Unzufrieden auf mich,
meinen Oncle und den Fuͤrſten, brach ich
in den Eifer aus, zu ſagen: Das Fraͤu-
lein hat den edelſten und ſeltenſten
Charak-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/202>, abgerufen am 18.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.