mit denen der Sprachlehrer vielleicht am wenigsten zufrieden ist, bemerken, welche die Nachläßigkeit des Stils, das Ungewöhnliche einiger Redensar- ten und Wendungen, und überhaupt den Mangel einer vollkommnern Ab- glättung und Rundung, -- einen Mangel, dem ich nicht anders als auf Unkosten dessen, was mir eine wesent- liche Schönheit der Schreibart meiner Freundin schien, abzuhelfen gewußt hätte, -- reichlich zu vergüten schei- nen. Sie werden die Beobachtung machen, daß unsre Sternheim, un- geachtet die Vortheile ihrer Erziehung bey aller Gelegenheit hervorschim- mern, dennoch ihren Geschmack und ihre Art zu denken, zu reden und zu handeln, mehr der Natur und ihren eigenen Erfahrungen und Bemerkun- gen, als dem Unterricht und der Nach- ahmung zu danken habe; daß es eben daher komme, daß sie so oft anders denkt und handelt als die meisten Per-
sonen
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mit denen der Sprachlehrer vielleicht am wenigſten zufrieden iſt, bemerken, welche die Nachlaͤßigkeit des Stils, das Ungewoͤhnliche einiger Redensar- ten und Wendungen, und uͤberhaupt den Mangel einer vollkommnern Ab- glaͤttung und Rundung, — einen Mangel, dem ich nicht anders als auf Unkoſten deſſen, was mir eine weſent- liche Schoͤnheit der Schreibart meiner Freundin ſchien, abzuhelfen gewußt haͤtte, — reichlich zu verguͤten ſchei- nen. Sie werden die Beobachtung machen, daß unſre Sternheim, un- geachtet die Vortheile ihrer Erziehung bey aller Gelegenheit hervorſchim- mern, dennoch ihren Geſchmack und ihre Art zu denken, zu reden und zu handeln, mehr der Natur und ihren eigenen Erfahrungen und Bemerkun- gen, als dem Unterricht und der Nach- ahmung zu danken habe; daß es eben daher komme, daß ſie ſo oft anders denkt und handelt als die meiſten Per-
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[XVII/0021]
mit denen der Sprachlehrer vielleicht
am wenigſten zufrieden iſt, bemerken,
welche die Nachlaͤßigkeit des Stils,
das Ungewoͤhnliche einiger Redensar-
ten und Wendungen, und uͤberhaupt
den Mangel einer vollkommnern Ab-
glaͤttung und Rundung, — einen
Mangel, dem ich nicht anders als auf
Unkoſten deſſen, was mir eine weſent-
liche Schoͤnheit der Schreibart meiner
Freundin ſchien, abzuhelfen gewußt
haͤtte, — reichlich zu verguͤten ſchei-
nen. Sie werden die Beobachtung
machen, daß unſre Sternheim, un-
geachtet die Vortheile ihrer Erziehung
bey aller Gelegenheit hervorſchim-
mern, dennoch ihren Geſchmack und
ihre Art zu denken, zu reden und zu
handeln, mehr der Natur und ihren
eigenen Erfahrungen und Bemerkun-
gen, als dem Unterricht und der Nach-
ahmung zu danken habe; daß es eben
daher komme, daß ſie ſo oft anders
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. XVII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/21>, abgerufen am 03.12.2024.
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