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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.

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luft verursachen. Viele Theile der schö-
nen Wissenschaften haben ihre völlige Aus-
polirung in der großen Welt zu erhalten;
gleichwie Sprachen und Sitten allein von
den da wohnenden Grazien eine ausgesuch-
te angenehme Einkleidung bekommen.
Alles dieses sind schätzbare Vorzüge, die
auf einen großen Theil der menschlichen
Glückseligkeit ihren Einfluß haben, und
wohl ganz sicher Bestandtheile davon
ausmachen. Das Pflanzen- und Thier-
reich hat seine Züge von Schönheit und
Zierlichkeit in Form, Ebenmaß und Far-
benmischung; auch die rauhesten Natio-
nen haben Jdeen von Verschönerung.
Unser Gesicht, Geschmack und Gefühl sind,
auch nicht umsonst mit so großer Em-
pfindlichkeit im Vergleichen, Wählen,
Verwerfen und Zusammensetzen begabt, so
daß es ganz billig ist, diese Fähigkeiten zu
benutzen, wenn nur die Menschen nicht
so leicht und so gerne über die Grenzen
träten, die für alles gezogen sind. Doch
wer weiß, ob nicht selbst dieses Ueber-

schreiten

andern Seite eine Bewegung in der Hof-
luft verurſachen. Viele Theile der ſchoͤ-
nen Wiſſenſchaften haben ihre voͤllige Aus-
polirung in der großen Welt zu erhalten;
gleichwie Sprachen und Sitten allein von
den da wohnenden Grazien eine ausgeſuch-
te angenehme Einkleidung bekommen.
Alles dieſes ſind ſchaͤtzbare Vorzuͤge, die
auf einen großen Theil der menſchlichen
Gluͤckſeligkeit ihren Einfluß haben, und
wohl ganz ſicher Beſtandtheile davon
ausmachen. Das Pflanzen- und Thier-
reich hat ſeine Zuͤge von Schoͤnheit und
Zierlichkeit in Form, Ebenmaß und Far-
benmiſchung; auch die rauheſten Natio-
nen haben Jdeen von Verſchoͤnerung.
Unſer Geſicht, Geſchmack und Gefuͤhl ſind,
auch nicht umſonſt mit ſo großer Em-
pfindlichkeit im Vergleichen, Waͤhlen,
Verwerfen und Zuſammenſetzen begabt, ſo
daß es ganz billig iſt, dieſe Faͤhigkeiten zu
benutzen, wenn nur die Menſchen nicht
ſo leicht und ſo gerne uͤber die Grenzen
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wer weiß, ob nicht ſelbſt dieſes Ueber-

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[192/0218] andern Seite eine Bewegung in der Hof- luft verurſachen. Viele Theile der ſchoͤ- nen Wiſſenſchaften haben ihre voͤllige Aus- polirung in der großen Welt zu erhalten; gleichwie Sprachen und Sitten allein von den da wohnenden Grazien eine ausgeſuch- te angenehme Einkleidung bekommen. Alles dieſes ſind ſchaͤtzbare Vorzuͤge, die auf einen großen Theil der menſchlichen Gluͤckſeligkeit ihren Einfluß haben, und wohl ganz ſicher Beſtandtheile davon ausmachen. Das Pflanzen- und Thier- reich hat ſeine Zuͤge von Schoͤnheit und Zierlichkeit in Form, Ebenmaß und Far- benmiſchung; auch die rauheſten Natio- nen haben Jdeen von Verſchoͤnerung. Unſer Geſicht, Geſchmack und Gefuͤhl ſind, auch nicht umſonſt mit ſo großer Em- pfindlichkeit im Vergleichen, Waͤhlen, Verwerfen und Zuſammenſetzen begabt, ſo daß es ganz billig iſt, dieſe Faͤhigkeiten zu benutzen, wenn nur die Menſchen nicht ſo leicht und ſo gerne uͤber die Grenzen traͤten, die fuͤr alles gezogen ſind. Doch wer weiß, ob nicht ſelbſt dieſes Ueber- ſchreiten

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Zitationshilfe: [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/218>, abgerufen am 18.12.2024.