"und schreibe, ein Meister auf dem Cla- "vier und ein Kenner aller schönen Künste "sey, und mit so vielen Vollkommenheiten "des Geistes das edelste Herz und den "großen Charakter eines Menschenfreun- "des in seinem ganzen Umfang verbinde- "te -- --"
Sie sehen aus diesem Gemählde, ob Herr ** Ursache hat, die Freundschaft eines solchen Mannes, für das vorzügli- che Glück seines Lebens zu halten! Und Sie werden sich mit mir über die Ent- schließung freuen, welche er gefaßt hat, den ältesten Sohn seines Freundes an den seit kurzem veränderten Ort seiner Bestim- mung mitzunehmen. Durch die halbe Länge Deutschlands von den Freunden seines Herzens entfernt, will er alle die Gesinnungen, die er für die Aeltern hat, auf das Haupt dieses Knaben versam- meln: ihn zu einem tugendhaften Mann erziehn, und dadurch, weit von seinen Freunden, die Verbindung seines Her- zens mit den ihrigen unterhalten. O Emilia! Was ist Gold? Was sind Ehren-
stellen,
„und ſchreibe, ein Meiſter auf dem Cla- „vier und ein Kenner aller ſchoͤnen Kuͤnſte „ſey, und mit ſo vielen Vollkommenheiten „des Geiſtes das edelſte Herz und den „großen Charakter eines Menſchenfreun- „des in ſeinem ganzen Umfang verbinde- „te — —“
Sie ſehen aus dieſem Gemaͤhlde, ob Herr ** Urſache hat, die Freundſchaft eines ſolchen Mannes, fuͤr das vorzuͤgli- che Gluͤck ſeines Lebens zu halten! Und Sie werden ſich mit mir uͤber die Ent- ſchließung freuen, welche er gefaßt hat, den aͤlteſten Sohn ſeines Freundes an den ſeit kurzem veraͤnderten Ort ſeiner Beſtim- mung mitzunehmen. Durch die halbe Laͤnge Deutſchlands von den Freunden ſeines Herzens entfernt, will er alle die Geſinnungen, die er fuͤr die Aeltern hat, auf das Haupt dieſes Knaben verſam- meln: ihn zu einem tugendhaften Mann erziehn, und dadurch, weit von ſeinen Freunden, die Verbindung ſeines Her- zens mit den ihrigen unterhalten. O Emilia! Was iſt Gold? Was ſind Ehren-
ſtellen,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0258"n="232"/>„und ſchreibe, ein Meiſter auf dem Cla-<lb/>„vier und ein Kenner aller ſchoͤnen Kuͤnſte<lb/>„ſey, und mit ſo vielen Vollkommenheiten<lb/>„des Geiſtes das edelſte Herz und den<lb/>„großen Charakter eines Menſchenfreun-<lb/>„des in ſeinem ganzen Umfang verbinde-<lb/>„te ——“</p><lb/><p>Sie ſehen aus dieſem Gemaͤhlde, ob<lb/>
Herr ** Urſache hat, die Freundſchaft<lb/>
eines ſolchen Mannes, fuͤr das vorzuͤgli-<lb/>
che Gluͤck ſeines Lebens zu halten! Und<lb/>
Sie werden ſich mit mir uͤber die Ent-<lb/>ſchließung freuen, welche er gefaßt hat,<lb/>
den aͤlteſten Sohn ſeines Freundes an den<lb/>ſeit kurzem veraͤnderten Ort ſeiner Beſtim-<lb/>
mung mitzunehmen. Durch die halbe<lb/>
Laͤnge Deutſchlands von den Freunden<lb/>ſeines Herzens entfernt, will er alle die<lb/>
Geſinnungen, die er fuͤr die Aeltern hat,<lb/>
auf das Haupt dieſes Knaben verſam-<lb/>
meln: ihn zu einem tugendhaften Mann<lb/>
erziehn, und dadurch, weit von ſeinen<lb/>
Freunden, die Verbindung ſeines Her-<lb/>
zens mit den ihrigen unterhalten. O<lb/>
Emilia! Was iſt Gold? Was ſind Ehren-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſtellen,</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[232/0258]
„und ſchreibe, ein Meiſter auf dem Cla-
„vier und ein Kenner aller ſchoͤnen Kuͤnſte
„ſey, und mit ſo vielen Vollkommenheiten
„des Geiſtes das edelſte Herz und den
„großen Charakter eines Menſchenfreun-
„des in ſeinem ganzen Umfang verbinde-
„te — —“
Sie ſehen aus dieſem Gemaͤhlde, ob
Herr ** Urſache hat, die Freundſchaft
eines ſolchen Mannes, fuͤr das vorzuͤgli-
che Gluͤck ſeines Lebens zu halten! Und
Sie werden ſich mit mir uͤber die Ent-
ſchließung freuen, welche er gefaßt hat,
den aͤlteſten Sohn ſeines Freundes an den
ſeit kurzem veraͤnderten Ort ſeiner Beſtim-
mung mitzunehmen. Durch die halbe
Laͤnge Deutſchlands von den Freunden
ſeines Herzens entfernt, will er alle die
Geſinnungen, die er fuͤr die Aeltern hat,
auf das Haupt dieſes Knaben verſam-
meln: ihn zu einem tugendhaften Mann
erziehn, und dadurch, weit von ſeinen
Freunden, die Verbindung ſeines Her-
zens mit den ihrigen unterhalten. O
Emilia! Was iſt Gold? Was ſind Ehren-
ſtellen,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/258>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.