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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.

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dergeschlagenheit über ihr ganzes Wesen
aus, welche die edle Anmuth ihres un-
nachahmlichen Tanzes auf eine entzücken-
de Art vergrößerte. Jeder Vorzug, den
ihm ihr Herz gab, machte mich rasend,
aber verdoppelte meine Aufmerksamkeit auf
alles, was zu Erhaltung meines End-
zwecks dienen konnte. Jch sah, daß sie
die außerordentlichen Bemühungen und
Schmeicheleyen der Hofleute bemerkte,
und Mißfallen daran hatte. Jch nahm
die Partie, ihr lauter edle feine Ehrerbie-
tung zu beweisen; es gefiel ihr, und sie
redete in schönem Englischen mit mir recht
artig und aufgeweckt vom Tanzen, als
der einzigen Ergötzlichkeit, die sie liebte.
Da ich die Vollkommenheit ihrer Menuet
lobte, wünschte sie, daß ich dieses von
ihr bey den englischen Landtänzen sagen
möchte, in denen sie die schöne Mischung
von Fröhlichkeit und Wohlstand rühmte,
die der Tänzerinn keine Vergessenheit ihrer
selbst und dem Tänzer keine willkührliche
Freyheiten mit ihr erlaubte; wie es bey
den deutschen Tänzen gewöhnlich sey.

Mein

dergeſchlagenheit uͤber ihr ganzes Weſen
aus, welche die edle Anmuth ihres un-
nachahmlichen Tanzes auf eine entzuͤcken-
de Art vergroͤßerte. Jeder Vorzug, den
ihm ihr Herz gab, machte mich raſend,
aber verdoppelte meine Aufmerkſamkeit auf
alles, was zu Erhaltung meines End-
zwecks dienen konnte. Jch ſah, daß ſie
die außerordentlichen Bemuͤhungen und
Schmeicheleyen der Hofleute bemerkte,
und Mißfallen daran hatte. Jch nahm
die Partie, ihr lauter edle feine Ehrerbie-
tung zu beweiſen; es gefiel ihr, und ſie
redete in ſchoͤnem Engliſchen mit mir recht
artig und aufgeweckt vom Tanzen, als
der einzigen Ergoͤtzlichkeit, die ſie liebte.
Da ich die Vollkommenheit ihrer Menuet
lobte, wuͤnſchte ſie, daß ich dieſes von
ihr bey den engliſchen Landtaͤnzen ſagen
moͤchte, in denen ſie die ſchoͤne Miſchung
von Froͤhlichkeit und Wohlſtand ruͤhmte,
die der Taͤnzerinn keine Vergeſſenheit ihrer
ſelbſt und dem Taͤnzer keine willkuͤhrliche
Freyheiten mit ihr erlaubte; wie es bey
den deutſchen Taͤnzen gewoͤhnlich ſey.

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[244/0270] dergeſchlagenheit uͤber ihr ganzes Weſen aus, welche die edle Anmuth ihres un- nachahmlichen Tanzes auf eine entzuͤcken- de Art vergroͤßerte. Jeder Vorzug, den ihm ihr Herz gab, machte mich raſend, aber verdoppelte meine Aufmerkſamkeit auf alles, was zu Erhaltung meines End- zwecks dienen konnte. Jch ſah, daß ſie die außerordentlichen Bemuͤhungen und Schmeicheleyen der Hofleute bemerkte, und Mißfallen daran hatte. Jch nahm die Partie, ihr lauter edle feine Ehrerbie- tung zu beweiſen; es gefiel ihr, und ſie redete in ſchoͤnem Engliſchen mit mir recht artig und aufgeweckt vom Tanzen, als der einzigen Ergoͤtzlichkeit, die ſie liebte. Da ich die Vollkommenheit ihrer Menuet lobte, wuͤnſchte ſie, daß ich dieſes von ihr bey den engliſchen Landtaͤnzen ſagen moͤchte, in denen ſie die ſchoͤne Miſchung von Froͤhlichkeit und Wohlſtand ruͤhmte, die der Taͤnzerinn keine Vergeſſenheit ihrer ſelbſt und dem Taͤnzer keine willkuͤhrliche Freyheiten mit ihr erlaubte; wie es bey den deutſchen Taͤnzen gewoͤhnlich ſey. Mein

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Zitationshilfe: [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/270>, abgerufen am 21.11.2024.