Sclave ist, bedient, um Nachrichten ein- zuziehen, die dieser bey mir hohlt, ohne mit mir zu reden. Denn wir schreiben uns nur, und stecken unsre Billets hinter ein alt Gemählde im obern Gang des Hauses. Dieser Jünger des Lucifers leistet mir vor- treffliche Dienste. Doch muß ich Sey- mourn die Gerechtigkeit wiederfahren las- sen, daß er uns die Mühe, so viel an ihm ist, erleichtert. Er flieht die Sternheim wie eine Schlange, ungeachtet er sich um alle ihre Bewegungen erkundigt; und diese werden durch die Farbe, welche ihnen meine Nachrichten geben, schielend und zweydeutig genug, um auf seinen schon eingenommenen Kopf alle Würkung zu machen, die ich wünsche- Den Fürsten fürchte ich nicht; jeder Schritt, den er machen wird, entfernt ihn vom Ziel. Von allem, was Fürsten geben können, liebt sie nichts. Das Mädchen macht eine ganz neue Gattung von Charak- ter aus!
Milord
Sclave iſt, bedient, um Nachrichten ein- zuziehen, die dieſer bey mir hohlt, ohne mit mir zu reden. Denn wir ſchreiben uns nur, und ſtecken unſre Billets hinter ein alt Gemaͤhlde im obern Gang des Hauſes. Dieſer Juͤnger des Lucifers leiſtet mir vor- treffliche Dienſte. Doch muß ich Sey- mourn die Gerechtigkeit wiederfahren laſ- ſen, daß er uns die Muͤhe, ſo viel an ihm iſt, erleichtert. Er flieht die Sternheim wie eine Schlange, ungeachtet er ſich um alle ihre Bewegungen erkundigt; und dieſe werden durch die Farbe, welche ihnen meine Nachrichten geben, ſchielend und zweydeutig genug, um auf ſeinen ſchon eingenommenen Kopf alle Wuͤrkung zu machen, die ich wuͤnſche- Den Fuͤrſten fuͤrchte ich nicht; jeder Schritt, den er machen wird, entfernt ihn vom Ziel. Von allem, was Fuͤrſten geben koͤnnen, liebt ſie nichts. Das Maͤdchen macht eine ganz neue Gattung von Charak- ter aus!
Milord
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0277"n="251"/>
Sclave iſt, bedient, um Nachrichten ein-<lb/>
zuziehen, die dieſer bey mir hohlt, ohne mit<lb/>
mir zu reden. Denn wir ſchreiben uns<lb/>
nur, und ſtecken unſre Billets hinter ein<lb/>
alt Gemaͤhlde im obern Gang des Hauſes.<lb/>
Dieſer Juͤnger des Lucifers leiſtet mir vor-<lb/>
treffliche Dienſte. Doch muß ich Sey-<lb/>
mourn die Gerechtigkeit wiederfahren laſ-<lb/>ſen, daß er uns die Muͤhe, ſo viel an ihm<lb/>
iſt, erleichtert. Er flieht die Sternheim wie<lb/>
eine Schlange, ungeachtet er ſich um alle<lb/>
ihre Bewegungen erkundigt; und dieſe<lb/>
werden durch die Farbe, welche ihnen<lb/>
meine Nachrichten geben, ſchielend und<lb/>
zweydeutig genug, um auf ſeinen ſchon<lb/>
eingenommenen Kopf alle Wuͤrkung zu<lb/>
machen, die ich wuͤnſche- Den Fuͤrſten<lb/>
fuͤrchte ich nicht; jeder Schritt, den er<lb/>
machen wird, entfernt ihn vom Ziel.<lb/>
Von allem, was Fuͤrſten geben koͤnnen,<lb/>
liebt ſie nichts. Das Maͤdchen macht<lb/>
eine ganz neue Gattung von Charak-<lb/>
ter aus!</p></div><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">Milord</hi></fw><lb/></div></body></text></TEI>
[251/0277]
Sclave iſt, bedient, um Nachrichten ein-
zuziehen, die dieſer bey mir hohlt, ohne mit
mir zu reden. Denn wir ſchreiben uns
nur, und ſtecken unſre Billets hinter ein
alt Gemaͤhlde im obern Gang des Hauſes.
Dieſer Juͤnger des Lucifers leiſtet mir vor-
treffliche Dienſte. Doch muß ich Sey-
mourn die Gerechtigkeit wiederfahren laſ-
ſen, daß er uns die Muͤhe, ſo viel an ihm
iſt, erleichtert. Er flieht die Sternheim wie
eine Schlange, ungeachtet er ſich um alle
ihre Bewegungen erkundigt; und dieſe
werden durch die Farbe, welche ihnen
meine Nachrichten geben, ſchielend und
zweydeutig genug, um auf ſeinen ſchon
eingenommenen Kopf alle Wuͤrkung zu
machen, die ich wuͤnſche- Den Fuͤrſten
fuͤrchte ich nicht; jeder Schritt, den er
machen wird, entfernt ihn vom Ziel.
Von allem, was Fuͤrſten geben koͤnnen,
liebt ſie nichts. Das Maͤdchen macht
eine ganz neue Gattung von Charak-
ter aus!
Milord
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/277>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.