mehr und freudiger als sonst, und war von den ersten, die Reihentänze zwischen den Bäumen anfiengen. Diese zogen alle Einwohner des Dorfs aus ihren Hütten, um uns zuzusehen. Nach eini- gem Herumhüpfen gieng ich mit meiner Tante und der Gräfin F*, die mich sehr lobten und liebkosten, auf und ab; wo mir denn bald der fröhliche und glänzen- de Haufen von Landleuten, die wir vor- stellten, in die Augen fiel, bald auch der, welchen unsre Zuseher ausmachten, dar- unter ich viele arme und kummerhafte Ge- stalten erblickte. Jch wurde durch diesen Contrast und das gutherzige Vergnügen, womit sie uns betrachteten, sehr gerührt, und so bald ich am wenigsten bemerkt wur- de, schlüpfte ich in den Pfarrgarten, der ganz nahe an die Wiese stößt, wo wir tanzten; gab dem Pfarrer etwas für die Armen des Dorfs und gieng mit einem glücklichen Herzen zurück in die Gesell- schaft. Milord Derby schien auf meine Schritte gelauert zu haben; denn wie ich aus dem Pfarrgarten heraus trat, sah
ich,
mehr und freudiger als ſonſt, und war von den erſten, die Reihentaͤnze zwiſchen den Baͤumen anfiengen. Dieſe zogen alle Einwohner des Dorfs aus ihren Huͤtten, um uns zuzuſehen. Nach eini- gem Herumhuͤpfen gieng ich mit meiner Tante und der Graͤfin F*, die mich ſehr lobten und liebkoſten, auf und ab; wo mir denn bald der froͤhliche und glaͤnzen- de Haufen von Landleuten, die wir vor- ſtellten, in die Augen fiel, bald auch der, welchen unſre Zuſeher ausmachten, dar- unter ich viele arme und kummerhafte Ge- ſtalten erblickte. Jch wurde durch dieſen Contraſt und das gutherzige Vergnuͤgen, womit ſie uns betrachteten, ſehr geruͤhrt, und ſo bald ich am wenigſten bemerkt wur- de, ſchluͤpfte ich in den Pfarrgarten, der ganz nahe an die Wieſe ſtoͤßt, wo wir tanzten; gab dem Pfarrer etwas fuͤr die Armen des Dorfs und gieng mit einem gluͤcklichen Herzen zuruͤck in die Geſell- ſchaft. Milord Derby ſchien auf meine Schritte gelauert zu haben; denn wie ich aus dem Pfarrgarten heraus trat, ſah
ich,
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mehr und freudiger als ſonſt, und war
von den erſten, die Reihentaͤnze zwiſchen
den Baͤumen anfiengen. Dieſe zogen
alle Einwohner des Dorfs aus ihren
Huͤtten, um uns zuzuſehen. Nach eini-
gem Herumhuͤpfen gieng ich mit meiner
Tante und der Graͤfin F*, die mich ſehr
lobten und liebkoſten, auf und ab; wo
mir denn bald der froͤhliche und glaͤnzen-
de Haufen von Landleuten, die wir vor-
ſtellten, in die Augen fiel, bald auch der,
welchen unſre Zuſeher ausmachten, dar-
unter ich viele arme und kummerhafte Ge-
ſtalten erblickte. Jch wurde durch dieſen
Contraſt und das gutherzige Vergnuͤgen,
womit ſie uns betrachteten, ſehr geruͤhrt,
und ſo bald ich am wenigſten bemerkt wur-
de, ſchluͤpfte ich in den Pfarrgarten, der
ganz nahe an die Wieſe ſtoͤßt, wo wir
tanzten; gab dem Pfarrer etwas fuͤr die
Armen des Dorfs und gieng mit einem
gluͤcklichen Herzen zuruͤck in die Geſell-
ſchaft. Milord Derby ſchien auf meine
Schritte gelauert zu haben; denn wie ich
aus dem Pfarrgarten heraus trat, ſah
ich,
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/290>, abgerufen am 21.11.2024.
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