[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.gen, waren aber sehr höflich, bis auf Fräu- die *) Wenige Leser werden die Erinnerung bedür-
fen, daß es der Unschuld und Unerfahrenheit des Fräulein von St. in den Wegen der Welt, ganz natürlich war, für eine Würkung des Zufalls zu halten, was Absicht und Kunst war. An Hö- fen versteht man keine Kunst besser, als ungefäh- re gen, waren aber ſehr hoͤflich, bis auf Fraͤu- die *) Wenige Leſer werden die Erinnerung beduͤr-
fen, daß es der Unſchuld und Unerfahrenheit des Fraͤulein von St. in den Wegen der Welt, ganz natuͤrlich war, fuͤr eine Wuͤrkung des Zufalls zu halten, was Abſicht und Kunſt war. An Hoͤ- fen verſteht man keine Kunſt beſſer, als ungefaͤh- re <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0293" n="267"/> gen, waren aber ſehr hoͤflich, bis auf Fraͤu-<lb/> lein C* die immer ganz muͤrriſch den Kopf<lb/> nach einer Seite kehrte. Jch wandte mich<lb/> auch hin, und erblickte Seymourn und<lb/> Derby, die einander am Arm fuͤhrten und<lb/> mit haſtigen Schritten, am Bach auf und<lb/> nieder giengen. Jndeſſen wurde es etwas<lb/> dunkel, und man lud uns zu dem Abend-<lb/> eſſen, welches in der andern Bauerhuͤtte be-<lb/> reit ſtund. Man blieb nicht lange bey<lb/> Tiſche; denn alles eilte in den Tanzſaal,<lb/> der in einer dazu aufgebaueten Scheuer<lb/> verſteckt war. Niemand konnte uͤber das<lb/> Ende der Tafel froher ſeyn, als ich; denn<lb/> als die Ranglooſe gezogen wurden, ſetzte<lb/> mich mein widriges Geſchicke gleich an den<lb/> Fuͤrſten, der beſtaͤndig mit mir redte, und<lb/> mich alle Augenblicke etwas koſten machte.<lb/> Dieſer Vorzug des ungefaͤhr <note xml:id="seg2pn_4_1" next="#seg2pn_4_2" place="foot" n="*)">Wenige Leſer werden die Erinnerung beduͤr-<lb/> fen, daß es der Unſchuld und Unerfahrenheit des<lb/> Fraͤulein von St. in den Wegen der Welt, ganz<lb/> natuͤrlich war, fuͤr eine Wuͤrkung des <hi rendition="#fr">Zufalls</hi> zu<lb/> halten, was Abſicht und Kunſt war. An Hoͤ-<lb/> fen verſteht man keine Kunſt beſſer, als ungefaͤh-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">re</fw></note> zeigte mir<lb/> <fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [267/0293]
gen, waren aber ſehr hoͤflich, bis auf Fraͤu-
lein C* die immer ganz muͤrriſch den Kopf
nach einer Seite kehrte. Jch wandte mich
auch hin, und erblickte Seymourn und
Derby, die einander am Arm fuͤhrten und
mit haſtigen Schritten, am Bach auf und
nieder giengen. Jndeſſen wurde es etwas
dunkel, und man lud uns zu dem Abend-
eſſen, welches in der andern Bauerhuͤtte be-
reit ſtund. Man blieb nicht lange bey
Tiſche; denn alles eilte in den Tanzſaal,
der in einer dazu aufgebaueten Scheuer
verſteckt war. Niemand konnte uͤber das
Ende der Tafel froher ſeyn, als ich; denn
als die Ranglooſe gezogen wurden, ſetzte
mich mein widriges Geſchicke gleich an den
Fuͤrſten, der beſtaͤndig mit mir redte, und
mich alle Augenblicke etwas koſten machte.
Dieſer Vorzug des ungefaͤhr *) zeigte mir
die
*) Wenige Leſer werden die Erinnerung beduͤr-
fen, daß es der Unſchuld und Unerfahrenheit des
Fraͤulein von St. in den Wegen der Welt, ganz
natuͤrlich war, fuͤr eine Wuͤrkung des Zufalls zu
halten, was Abſicht und Kunſt war. An Hoͤ-
fen verſteht man keine Kunſt beſſer, als ungefaͤh-
re
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