Platz genommen, und ich zog die Frau mit meiner Hand an mich, indem ich bey- den sagte: Bald, meine lieben Freunde, werde ich sie mit einem vergnügten Ge- sichte sehen, denn der Fürst hat dem Herrn Rath ein Amt und andre Hülfe ver- sprochen.
Die Frau und die zwey ältesten Kinder knieten vor mich hin, mit Ausrufung voll Freude [und] Danks. Jm nehmlichen Au- genblick pochte jemand an den Fensterla- den; Der Rath T * machte das Fenster und den Laden auf, und es flog ein Pa- quet mit Geld herein, das ziemlich schwer auffiel, und uns alle bestürzt machte. Eilends näherte ich meinen Kopf dem Fen- ster und hörte ganz deutlich die Stimme des Milords Derby, der auf englisch sag- te: Gott sey Dank, ich habe etwas Gu- tes gethan, mag man mich wegen meiner Lustigkeit immer für einen Bösewicht halten!"
Jch bekenne, daß mich seine Handlung und seine Rede in der Seele bewegte, und mein erster Gedanke war: Vielleicht ist
Milord
Platz genommen, und ich zog die Frau mit meiner Hand an mich, indem ich bey- den ſagte: Bald, meine lieben Freunde, werde ich ſie mit einem vergnuͤgten Ge- ſichte ſehen, denn der Fuͤrſt hat dem Herrn Rath ein Amt und andre Huͤlfe ver- ſprochen.
Die Frau und die zwey aͤlteſten Kinder knieten vor mich hin, mit Ausrufung voll Freude [und] Danks. Jm nehmlichen Au- genblick pochte jemand an den Fenſterla- den; Der Rath T * machte das Fenſter und den Laden auf, und es flog ein Pa- quet mit Geld herein, das ziemlich ſchwer auffiel, und uns alle beſtuͤrzt machte. Eilends naͤherte ich meinen Kopf dem Fen- ſter und hoͤrte ganz deutlich die Stimme des Milords Derby, der auf engliſch ſag- te: Gott ſey Dank, ich habe etwas Gu- tes gethan, mag man mich wegen meiner Luſtigkeit immer fuͤr einen Boͤſewicht halten!“
Jch bekenne, daß mich ſeine Handlung und ſeine Rede in der Seele bewegte, und mein erſter Gedanke war: Vielleicht iſt
Milord
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0313"n="287"/>
Platz genommen, und ich zog die Frau<lb/>
mit meiner Hand an mich, indem ich bey-<lb/>
den ſagte: Bald, meine lieben Freunde,<lb/>
werde ich ſie mit einem vergnuͤgten Ge-<lb/>ſichte ſehen, denn der Fuͤrſt hat dem Herrn<lb/>
Rath ein Amt und andre Huͤlfe ver-<lb/>ſprochen.</p><lb/><p>Die Frau und die zwey aͤlteſten Kinder<lb/>
knieten vor mich hin, mit Ausrufung voll<lb/>
Freude <supplied>und</supplied> Danks. Jm nehmlichen Au-<lb/>
genblick pochte jemand an den Fenſterla-<lb/>
den; Der Rath T * machte das Fenſter<lb/>
und den Laden auf, und es flog ein Pa-<lb/>
quet mit Geld herein, das ziemlich ſchwer<lb/>
auffiel, und uns alle beſtuͤrzt machte.<lb/>
Eilends naͤherte ich meinen Kopf dem Fen-<lb/>ſter und hoͤrte ganz deutlich die Stimme<lb/>
des Milords Derby, der auf engliſch ſag-<lb/>
te: Gott ſey Dank, ich habe etwas Gu-<lb/>
tes gethan, mag man mich wegen meiner<lb/>
Luſtigkeit immer fuͤr einen Boͤſewicht<lb/>
halten!“</p><lb/><p>Jch bekenne, daß mich ſeine Handlung<lb/>
und ſeine Rede in der Seele bewegte, und<lb/>
mein erſter Gedanke war: Vielleicht iſt<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Milord</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[287/0313]
Platz genommen, und ich zog die Frau
mit meiner Hand an mich, indem ich bey-
den ſagte: Bald, meine lieben Freunde,
werde ich ſie mit einem vergnuͤgten Ge-
ſichte ſehen, denn der Fuͤrſt hat dem Herrn
Rath ein Amt und andre Huͤlfe ver-
ſprochen.
Die Frau und die zwey aͤlteſten Kinder
knieten vor mich hin, mit Ausrufung voll
Freude und Danks. Jm nehmlichen Au-
genblick pochte jemand an den Fenſterla-
den; Der Rath T * machte das Fenſter
und den Laden auf, und es flog ein Pa-
quet mit Geld herein, das ziemlich ſchwer
auffiel, und uns alle beſtuͤrzt machte.
Eilends naͤherte ich meinen Kopf dem Fen-
ſter und hoͤrte ganz deutlich die Stimme
des Milords Derby, der auf engliſch ſag-
te: Gott ſey Dank, ich habe etwas Gu-
tes gethan, mag man mich wegen meiner
Luſtigkeit immer fuͤr einen Boͤſewicht
halten!“
Jch bekenne, daß mich ſeine Handlung
und ſeine Rede in der Seele bewegte, und
mein erſter Gedanke war: Vielleicht iſt
Milord
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/313>, abgerufen am 18.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.