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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.

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inn ein eignes Maaß besondrer Pflichten
zu erfüllen auflegte; sagen Sie ihnen, zu
den Pflichten der Tugend und der Reli-
gion sey der Fürst wie der Geringste unter
den Menschen verbunden.

Der erste Rang des Privatstandes ha-
be die edle Pflicht, durch nützliche Kennt-
nisse und Gelehrsamkeit, auf den verschie-
denen Stufen öffentlicher Bedienungen,
oder in der höhern Classe des Kaufmanns-
standes dem gemeinen Wesen nützlich zu
seyn.

Von diesem Begriffe machen Sie die
Anwendung, daß Jhre Söhne durch den
Stand des Herrn Rath T * in den ersten
Gang der Privatpersonen gehören, dar-
inn sie, nach Erfüllung der Pflichten für
ihr ewiges Wohl, auch denen nachkom-
men müssen, ihre Fähigkeiten des Geistes
durch Fleiß im Lernen und Studiren so
anzubauen, daß sie einst als geschickte
und rechtschaffene Männer ihren Platz in
der Gesellschaft einnehmen könnten. Der
Ursprung des Adels wäre kein besonderes
Geschenk der Vorsicht, sondern die Beloh-

nung
T 4

inn ein eignes Maaß beſondrer Pflichten
zu erfuͤllen auflegte; ſagen Sie ihnen, zu
den Pflichten der Tugend und der Reli-
gion ſey der Fuͤrſt wie der Geringſte unter
den Menſchen verbunden.

Der erſte Rang des Privatſtandes ha-
be die edle Pflicht, durch nuͤtzliche Kennt-
niſſe und Gelehrſamkeit, auf den verſchie-
denen Stufen oͤffentlicher Bedienungen,
oder in der hoͤhern Claſſe des Kaufmanns-
ſtandes dem gemeinen Weſen nuͤtzlich zu
ſeyn.

Von dieſem Begriffe machen Sie die
Anwendung, daß Jhre Soͤhne durch den
Stand des Herrn Rath T * in den erſten
Gang der Privatperſonen gehoͤren, dar-
inn ſie, nach Erfuͤllung der Pflichten fuͤr
ihr ewiges Wohl, auch denen nachkom-
men muͤſſen, ihre Faͤhigkeiten des Geiſtes
durch Fleiß im Lernen und Studiren ſo
anzubauen, daß ſie einſt als geſchickte
und rechtſchaffene Maͤnner ihren Platz in
der Geſellſchaft einnehmen koͤnnten. Der
Urſprung des Adels waͤre kein beſonderes
Geſchenk der Vorſicht, ſondern die Beloh-

nung
T 4
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[295/0321] inn ein eignes Maaß beſondrer Pflichten zu erfuͤllen auflegte; ſagen Sie ihnen, zu den Pflichten der Tugend und der Reli- gion ſey der Fuͤrſt wie der Geringſte unter den Menſchen verbunden. Der erſte Rang des Privatſtandes ha- be die edle Pflicht, durch nuͤtzliche Kennt- niſſe und Gelehrſamkeit, auf den verſchie- denen Stufen oͤffentlicher Bedienungen, oder in der hoͤhern Claſſe des Kaufmanns- ſtandes dem gemeinen Weſen nuͤtzlich zu ſeyn. Von dieſem Begriffe machen Sie die Anwendung, daß Jhre Soͤhne durch den Stand des Herrn Rath T * in den erſten Gang der Privatperſonen gehoͤren, dar- inn ſie, nach Erfuͤllung der Pflichten fuͤr ihr ewiges Wohl, auch denen nachkom- men muͤſſen, ihre Faͤhigkeiten des Geiſtes durch Fleiß im Lernen und Studiren ſo anzubauen, daß ſie einſt als geſchickte und rechtſchaffene Maͤnner ihren Platz in der Geſellſchaft einnehmen koͤnnten. Der Urſprung des Adels waͤre kein beſonderes Geſchenk der Vorſicht, ſondern die Beloh- nung T 4

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Zitationshilfe: [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/321>, abgerufen am 18.12.2024.