heit vergeben und meine Verehrung nicht verwerfen.
Nein, Milord, die wahre Hochachtung des rechtschaffenen Mannes werde ich nie- mals verwerfen; aber wenn ich die Jhri- ge erhalten habe, so verlassen Sie mich.
Jch erhaschte ihre Hand, küßte sie und sagte zärtlich und eifrig: Göttliches, an- betungswürdiges Mädchen; ich bin der erste Mann der Dir von Liebe redet: O wenn ich der erste wäre den du liebtest!
Seymour fiel mir ein, es war gut, daß ich gieng; an der Thür legte ich mein Paquet Geld hin, und sagte zurück: Ge- ben Sie es der Familie.
Sie sah mir mit einer leutseligen Mie- ne nach; und seitdem habe ich sie zwey- mal in Gesellschaften gesehen, wo ich mich in einer ehrerbietigen Entfernung halts und nur sehr gelegen etliche Worte von Anbetung, Kummer oder so etwas sage, und wenn sie mich sehen oder hören kann, mich sehr weislich und züchtig aufführe.
Von Milord G. weiß ich, daß man bey Hof verschiedene Anschläge macht, ihren
Kopf
heit vergeben und meine Verehrung nicht verwerfen.
Nein, Milord, die wahre Hochachtung des rechtſchaffenen Mannes werde ich nie- mals verwerfen; aber wenn ich die Jhri- ge erhalten habe, ſo verlaſſen Sie mich.
Jch erhaſchte ihre Hand, kuͤßte ſie und ſagte zaͤrtlich und eifrig: Goͤttliches, an- betungswuͤrdiges Maͤdchen; ich bin der erſte Mann der Dir von Liebe redet: O wenn ich der erſte waͤre den du liebteſt!
Seymour fiel mir ein, es war gut, daß ich gieng; an der Thuͤr legte ich mein Paquet Geld hin, und ſagte zuruͤck: Ge- ben Sie es der Familie.
Sie ſah mir mit einer leutſeligen Mie- ne nach; und ſeitdem habe ich ſie zwey- mal in Geſellſchaften geſehen, wo ich mich in einer ehrerbietigen Entfernung halts und nur ſehr gelegen etliche Worte von Anbetung, Kummer oder ſo etwas ſage, und wenn ſie mich ſehen oder hoͤren kann, mich ſehr weislich und zuͤchtig auffuͤhre.
Von Milord G. weiß ich, daß man bey Hof verſchiedene Anſchlaͤge macht, ihren
Kopf
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0341"n="315"/>
heit vergeben und meine Verehrung nicht<lb/>
verwerfen.</p><lb/><p>Nein, Milord, die wahre Hochachtung<lb/>
des rechtſchaffenen Mannes werde ich nie-<lb/>
mals verwerfen; aber wenn ich die Jhri-<lb/>
ge erhalten habe, ſo verlaſſen Sie mich.</p><lb/><p>Jch erhaſchte ihre Hand, kuͤßte ſie und<lb/>ſagte zaͤrtlich und eifrig: Goͤttliches, an-<lb/>
betungswuͤrdiges Maͤdchen; ich bin der<lb/>
erſte Mann der Dir von Liebe redet: O<lb/>
wenn ich der erſte waͤre den du liebteſt!</p><lb/><p>Seymour fiel mir ein, es war gut,<lb/>
daß ich gieng; an der Thuͤr legte ich mein<lb/>
Paquet Geld hin, und ſagte zuruͤck: Ge-<lb/>
ben Sie es der Familie.</p><lb/><p>Sie ſah mir mit einer leutſeligen Mie-<lb/>
ne nach; und ſeitdem habe ich ſie zwey-<lb/>
mal in Geſellſchaften geſehen, wo ich mich<lb/>
in einer ehrerbietigen Entfernung halts<lb/>
und nur ſehr gelegen etliche Worte von<lb/>
Anbetung, Kummer oder ſo etwas ſage,<lb/>
und wenn ſie mich ſehen oder hoͤren kann,<lb/>
mich ſehr weislich und zuͤchtig auffuͤhre.</p><lb/><p>Von Milord G. weiß ich, daß man bey<lb/>
Hof verſchiedene Anſchlaͤge macht, ihren<lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">Kopf</hi></fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[315/0341]
heit vergeben und meine Verehrung nicht
verwerfen.
Nein, Milord, die wahre Hochachtung
des rechtſchaffenen Mannes werde ich nie-
mals verwerfen; aber wenn ich die Jhri-
ge erhalten habe, ſo verlaſſen Sie mich.
Jch erhaſchte ihre Hand, kuͤßte ſie und
ſagte zaͤrtlich und eifrig: Goͤttliches, an-
betungswuͤrdiges Maͤdchen; ich bin der
erſte Mann der Dir von Liebe redet: O
wenn ich der erſte waͤre den du liebteſt!
Seymour fiel mir ein, es war gut,
daß ich gieng; an der Thuͤr legte ich mein
Paquet Geld hin, und ſagte zuruͤck: Ge-
ben Sie es der Familie.
Sie ſah mir mit einer leutſeligen Mie-
ne nach; und ſeitdem habe ich ſie zwey-
mal in Geſellſchaften geſehen, wo ich mich
in einer ehrerbietigen Entfernung halts
und nur ſehr gelegen etliche Worte von
Anbetung, Kummer oder ſo etwas ſage,
und wenn ſie mich ſehen oder hoͤren kann,
mich ſehr weislich und zuͤchtig auffuͤhre.
Von Milord G. weiß ich, daß man bey
Hof verſchiedene Anſchlaͤge macht, ihren
Kopf
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/341>, abgerufen am 18.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.