das konnte ich nicht sehen, daß ich von ihm noch den nehmlichen Abend auf das äußerste beunruhigt werden sollte. Der Fürst verlohr viel Geld an mich; ich hat- te bemerkt, daß er mit Vorsatz schlecht spielte, wenn er allein gegen mich war; dieses verdroß mich; seine Absicht mag gewesen seyn, was sie will, sein Geld freute mich nicht, und ich sagte: daß ich es den Kindern des Raths T * noch den Abend geben wollte. Derby mußte es gehört haben, und faßte den Entschluß mich zu belauschen und bey dem Rath T * zu sprechen. Listig fieng er es an; denn als ich eine kleine Weile da war, kam er an das Haus, fragte nach der Frau T * und sagte dieser; er sey Secretair bey Mi- lord G. und hätte mir etwas für ihre Fa- milie zu bringen. Die Frau, von der Hoffnung eines großen Geschenks einge- nommen, holte ihren Mann und Kinder sammt der Rosine aus dem Zimmer, wo ich war, und ehe ich sie fragen konnte, was sie wollte, trat sie mit Milord Derby herein, meldete mir ihn als Secretair, re-
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das konnte ich nicht ſehen, daß ich von ihm noch den nehmlichen Abend auf das aͤußerſte beunruhigt werden ſollte. Der Fuͤrſt verlohr viel Geld an mich; ich hat- te bemerkt, daß er mit Vorſatz ſchlecht ſpielte, wenn er allein gegen mich war; dieſes verdroß mich; ſeine Abſicht mag geweſen ſeyn, was ſie will, ſein Geld freute mich nicht, und ich ſagte: daß ich es den Kindern des Raths T * noch den Abend geben wollte. Derby mußte es gehoͤrt haben, und faßte den Entſchluß mich zu belauſchen und bey dem Rath T * zu ſprechen. Liſtig fieng er es an; denn als ich eine kleine Weile da war, kam er an das Haus, fragte nach der Frau T * und ſagte dieſer; er ſey Secretair bey Mi- lord G. und haͤtte mir etwas fuͤr ihre Fa- milie zu bringen. Die Frau, von der Hoffnung eines großen Geſchenks einge- nommen, holte ihren Mann und Kinder ſammt der Roſine aus dem Zimmer, wo ich war, und ehe ich ſie fragen konnte, was ſie wollte, trat ſie mit Milord Derby herein, meldete mir ihn als Secretair, re-
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das konnte ich nicht ſehen, daß ich von
ihm noch den nehmlichen Abend auf das
aͤußerſte beunruhigt werden ſollte. Der
Fuͤrſt verlohr viel Geld an mich; ich hat-
te bemerkt, daß er mit Vorſatz ſchlecht
ſpielte, wenn er allein gegen mich war;
dieſes verdroß mich; ſeine Abſicht mag
geweſen ſeyn, was ſie will, ſein Geld
freute mich nicht, und ich ſagte: daß ich
es den Kindern des Raths T * noch den
Abend geben wollte. Derby mußte es
gehoͤrt haben, und faßte den Entſchluß
mich zu belauſchen und bey dem Rath T *
zu ſprechen. Liſtig fieng er es an; denn
als ich eine kleine Weile da war, kam er
an das Haus, fragte nach der Frau T *
und ſagte dieſer; er ſey Secretair bey Mi-
lord G. und haͤtte mir etwas fuͤr ihre Fa-
milie zu bringen. Die Frau, von der
Hoffnung eines großen Geſchenks einge-
nommen, holte ihren Mann und Kinder
ſammt der Roſine aus dem Zimmer, wo
ich war, und ehe ich ſie fragen konnte,
was ſie wollte, trat ſie mit Milord Derby
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/347>, abgerufen am 18.12.2024.
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