dete von seinem an sie habenden Geschenke und begab sich weg. Erstaunen und Un- muth betäuben mich lange genug, daß Milord zu meinen Füßen knien und mir seine Entschuldigungen und Abbitten ma- chen konnte, ehe ich fähig war über sein Eindringen meine Klage zu führen. Jch that es mit wenigen ernsthaften Worten; da fieng er an von einer langen verbor- gnen Leidenschaft und der Verzweiflung zu reden, in welche ihn Milord G. stürzte, da er ihm verboten, nicht mehr in unser Haus zu gehen, und er doch sehen müßte, daß andre mir von ihrer Liebe redeten. Milords G. Verbot machte mich stutzend und nachdenkend; Derby redete immer in der heftigsten Bewegung fort; ich dachte an den Jast, worinn ich ihn den ganzen Abend in der Gesellschaft gesehen hatte, und meine Verlegenheit vergrößerte sich dadurch. Jch foderte, daß er mich ver- lassen sollte, und wollte zugleich der Thür zugehen; er widersetzte sich mit sehr ehrerbietigen Gebehrden, aber mit einer Stimme und Blicken so voll Leidenschaft,
daß
dete von ſeinem an ſie habenden Geſchenke und begab ſich weg. Erſtaunen und Un- muth betaͤuben mich lange genug, daß Milord zu meinen Fuͤßen knien und mir ſeine Entſchuldigungen und Abbitten ma- chen konnte, ehe ich faͤhig war uͤber ſein Eindringen meine Klage zu fuͤhren. Jch that es mit wenigen ernſthaften Worten; da fieng er an von einer langen verbor- gnen Leidenſchaft und der Verzweiflung zu reden, in welche ihn Milord G. ſtuͤrzte, da er ihm verboten, nicht mehr in unſer Haus zu gehen, und er doch ſehen muͤßte, daß andre mir von ihrer Liebe redeten. Milords G. Verbot machte mich ſtutzend und nachdenkend; Derby redete immer in der heftigſten Bewegung fort; ich dachte an den Jaſt, worinn ich ihn den ganzen Abend in der Geſellſchaft geſehen hatte, und meine Verlegenheit vergroͤßerte ſich dadurch. Jch foderte, daß er mich ver- laſſen ſollte, und wollte zugleich der Thuͤr zugehen; er widerſetzte ſich mit ſehr ehrerbietigen Gebehrden, aber mit einer Stimme und Blicken ſo voll Leidenſchaft,
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dete von ſeinem an ſie habenden Geſchenke
und begab ſich weg. Erſtaunen und Un-
muth betaͤuben mich lange genug, daß
Milord zu meinen Fuͤßen knien und mir
ſeine Entſchuldigungen und Abbitten ma-
chen konnte, ehe ich faͤhig war uͤber ſein
Eindringen meine Klage zu fuͤhren. Jch
that es mit wenigen ernſthaften Worten;
da fieng er an von einer langen verbor-
gnen Leidenſchaft und der Verzweiflung zu
reden, in welche ihn Milord G. ſtuͤrzte,
da er ihm verboten, nicht mehr in unſer
Haus zu gehen, und er doch ſehen muͤßte,
daß andre mir von ihrer Liebe redeten.
Milords G. Verbot machte mich ſtutzend
und nachdenkend; Derby redete immer in
der heftigſten Bewegung fort; ich dachte
an den Jaſt, worinn ich ihn den ganzen
Abend in der Geſellſchaft geſehen hatte,
und meine Verlegenheit vergroͤßerte ſich
dadurch. Jch foderte, daß er mich ver-
laſſen ſollte, und wollte zugleich der Thuͤr
zugehen; er widerſetzte ſich mit ſehr
ehrerbietigen Gebehrden, aber mit einer
Stimme und Blicken ſo voll Leidenſchaft,
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/348>, abgerufen am 18.12.2024.
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