danke ist artig, unsre Kleidung in Cra- moist mit schwarzem Taft, sehr schön; aber meine Stimme vor so vielen Leuten erschallen zu lassen, dieß vergället meine Freude; es scheint so zuversichtlich auf ihre Schönheit und so begierig nach Lob. Doch man will damit dem Fürsten, der mich gerne singen hört, gefällig seyn, weil man glaubt, der Proceß meines On- cles gewinne dabey, und ich will ihm lie- ber vor der ganzen Welt singen, als noch einmal in unsern Garten, wie gestern; wo ich darauf mit ihm spatzieren gehen, und ihn von Liebe reden hören mußte. Er hatte sie zwar in Ausdrücke der Be- wunderung meines Geistes und meiner Geschicklichkeit eingewickelt; "aber meine "Augen, meine Gestalt und meine Hände "hätten viel Verwirrung an seinem "Hof angerichtet, ihm wäre es un- "möglich Rath darinn zu schaffen, weil "die Macht meiner Reize den Herrn "eben so wenig verschonet hätte als seine "Diener."
Meine
danke iſt artig, unſre Kleidung in Cra- moiſt mit ſchwarzem Taft, ſehr ſchoͤn; aber meine Stimme vor ſo vielen Leuten erſchallen zu laſſen, dieß vergaͤllet meine Freude; es ſcheint ſo zuverſichtlich auf ihre Schoͤnheit und ſo begierig nach Lob. Doch man will damit dem Fuͤrſten, der mich gerne ſingen hoͤrt, gefaͤllig ſeyn, weil man glaubt, der Proceß meines On- cles gewinne dabey, und ich will ihm lie- ber vor der ganzen Welt ſingen, als noch einmal in unſern Garten, wie geſtern; wo ich darauf mit ihm ſpatzieren gehen, und ihn von Liebe reden hoͤren mußte. Er hatte ſie zwar in Ausdruͤcke der Be- wunderung meines Geiſtes und meiner Geſchicklichkeit eingewickelt; „aber meine „Augen, meine Geſtalt und meine Haͤnde „haͤtten viel Verwirrung an ſeinem „Hof angerichtet, ihm waͤre es un- „moͤglich Rath darinn zu ſchaffen, weil „die Macht meiner Reize den Herrn „eben ſo wenig verſchonet haͤtte als ſeine „Diener.“
Meine
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danke iſt artig, unſre Kleidung in Cra-
moiſt mit ſchwarzem Taft, ſehr ſchoͤn;
aber meine Stimme vor ſo vielen Leuten
erſchallen zu laſſen, dieß vergaͤllet meine
Freude; es ſcheint ſo zuverſichtlich auf
ihre Schoͤnheit und ſo begierig nach Lob.
Doch man will damit dem Fuͤrſten, der
mich gerne ſingen hoͤrt, gefaͤllig ſeyn,
weil man glaubt, der Proceß meines On-
cles gewinne dabey, und ich will ihm lie-
ber vor der ganzen Welt ſingen, als noch
einmal in unſern Garten, wie geſtern;
wo ich darauf mit ihm ſpatzieren gehen,
und ihn von Liebe reden hoͤren mußte.
Er hatte ſie zwar in Ausdruͤcke der Be-
wunderung meines Geiſtes und meiner
Geſchicklichkeit eingewickelt; „aber meine
„Augen, meine Geſtalt und meine Haͤnde
„haͤtten viel Verwirrung an ſeinem
„Hof angerichtet, ihm waͤre es un-
„moͤglich Rath darinn zu ſchaffen, weil
„die Macht meiner Reize den Herrn
„eben ſo wenig verſchonet haͤtte als ſeine
„Diener.“
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/357>, abgerufen am 24.11.2024.
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