Meine Entfernung wird also das beste Mittel wider diese Unordnung seyn, sag- te ich.
"Das sollen Sie nicht thun, Sie sol- len meinen Hof der Zierde nicht berauben, die er durch Sie erhalten; einen Glückli- chen sollen Sie wählen, und sich niemals, von D* entfernen.
Jch wußte ihm Dank, daß er dieses hinzusetzte; er muß es gethan haben, weil er bemerkte, daß ich in Verwirrung gerathen war, und auf einmal traurig und ernsthaft aussah. Denn wie er von der Wahl eines Glücklichen redete, wand- te er sich zu mir und blickte mich so sehn- suchtsvoll an, daß ich mich vor seinen wei- tern Erklärungen fürchtete. Er fragte mich zärtlich nach der Ursache meiner Ernsthaftigkeit; ich faßte mich, und sagte ihm ziemlich munter: Der Gedanke von einer Auswahl wäre schuld daran; weil ich in D * nach meiner Phantasie keine zu machen wüßte.
"Gar keine? Nehmen Sie den, der Sie am meisten liebt; und ihnen seine Liebe
am
Meine Entfernung wird alſo das beſte Mittel wider dieſe Unordnung ſeyn, ſag- te ich.
„Das ſollen Sie nicht thun, Sie ſol- len meinen Hof der Zierde nicht berauben, die er durch Sie erhalten; einen Gluͤckli- chen ſollen Sie waͤhlen, und ſich niemals, von D* entfernen.
Jch wußte ihm Dank, daß er dieſes hinzuſetzte; er muß es gethan haben, weil er bemerkte, daß ich in Verwirrung gerathen war, und auf einmal traurig und ernſthaft ausſah. Denn wie er von der Wahl eines Gluͤcklichen redete, wand- te er ſich zu mir und blickte mich ſo ſehn- ſuchtsvoll an, daß ich mich vor ſeinen wei- tern Erklaͤrungen fuͤrchtete. Er fragte mich zaͤrtlich nach der Urſache meiner Ernſthaftigkeit; ich faßte mich, und ſagte ihm ziemlich munter: Der Gedanke von einer Auswahl waͤre ſchuld daran; weil ich in D * nach meiner Phantaſie keine zu machen wuͤßte.
„Gar keine? Nehmen Sie den, der Sie am meiſten liebt; und ihnen ſeine Liebe
am
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Meine Entfernung wird alſo das beſte
Mittel wider dieſe Unordnung ſeyn, ſag-
te ich.
„Das ſollen Sie nicht thun, Sie ſol-
len meinen Hof der Zierde nicht berauben,
die er durch Sie erhalten; einen Gluͤckli-
chen ſollen Sie waͤhlen, und ſich niemals,
von D* entfernen.
Jch wußte ihm Dank, daß er dieſes
hinzuſetzte; er muß es gethan haben,
weil er bemerkte, daß ich in Verwirrung
gerathen war, und auf einmal traurig
und ernſthaft ausſah. Denn wie er von
der Wahl eines Gluͤcklichen redete, wand-
te er ſich zu mir und blickte mich ſo ſehn-
ſuchtsvoll an, daß ich mich vor ſeinen wei-
tern Erklaͤrungen fuͤrchtete. Er fragte
mich zaͤrtlich nach der Urſache meiner
Ernſthaftigkeit; ich faßte mich, und ſagte
ihm ziemlich munter: Der Gedanke von
einer Auswahl waͤre ſchuld daran; weil
ich in D * nach meiner Phantaſie keine zu
machen wuͤßte.
„Gar keine? Nehmen Sie den, der Sie
am meiſten liebt; und ihnen ſeine Liebe
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/358>, abgerufen am 21.11.2024.
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