[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.sterben; sie läßt niemand als den Doctor Merkst du den Wink? Hat sie niemals geliebt? fragte ich un- Nein; ich hörte sie nicht einmal davon Jch that sehr bescheiden und vertraut den
ſterben; ſie laͤßt niemand als den Doctor Merkſt du den Wink? Hat ſie niemals geliebt? fragte ich un- Nein; ich hoͤrte ſie nicht einmal davon Jch that ſehr beſcheiden und vertraut den
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ſterben; ſie laͤßt niemand als den Doctor
und ihre Katze vor ſich. Die letzte habe
ich ganz gewonnen; ich ſehe ſie alle Nacht,
wo ich viel von den Tugenden ihres Fraͤu-
leins muß erzaͤhlen hoͤren: „Sie iſt ſehr
„zaͤrtlich, aber ſie wird niemand als
„einen Gemahl lieben.“
Merkſt du den Wink?
Hat ſie niemals geliebt? fragte ich un-
ſchuldig.
Nein; ich hoͤrte ſie nicht einmal davon
reden, oder einen Cavalier loben, als im
Anfang unſers Hierſeyns den Lord Sey-
mour; aber ſchon lange nennt ſie ihn
nicht mehr. Von Euer Gnaden Wohl-
thaͤtigkeit haͤlt ſie viel.
Jch that ſehr beſcheiden und vertraut
gegen das Thierchen; und da ſie mir im
Nahmen ihres Fraͤuleins, alle Vertheidi-
gung ihrer Ehre, die ich ihr angeboten,
unterſagte, ſo ſetzte ich klaͤglich hinzu:
Wird ſie meine Anwerbung auch verwer-
fen? Ungeachtet ich ſie auch wider den
Willen des Lord G. machen muͤßte, ſo
wuͤrde ich doch alles wagen, um ſie aus
den
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Zitationshilfe: | [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/378>, abgerufen am 16.02.2025. |