Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

nen wahren Menschenfreund und für kei-
nen guten Seelsorger halten.

Auf die Schule, die gute Einrichtung
derselben, und die angemessene Belohnung
des Schulmeisters, werde ich alle Sorge
tragen; mit der nöthigen Nachsicht ver-
bunden, welche die Schwachheit des kind-
lichen Alters erfodert. Es soll darinn ein
doppelter Catechismus gelehrt werden;
nehmlich der von den Christenpflichten,
wie er eingeführt ist, und bey jedem
Hauptstück eine deutliche, einfache An-
wendung dieser Grundsätze auf ihr tägli-
ches Leben; und dann ein Catechismus
von gründlicher Kenntniß des Feld- und
Gartenbaues, der Viehzucht, der Besor-
gung der Gehölze und Waldungen, und
dergleichen, als Pflichten des Berufs und
der Wohlthätigkeit gegen die Nachkom-
menschaft. Ueberhaupt wünsche ich, mei-
ne Unterthanen erst gut gegen ihren
Nächsten zu sehen, ehe sie einen An-
spruch an das Lob der Frömmigkeit
machen.

Dem
D 2

nen wahren Menſchenfreund und fuͤr kei-
nen guten Seelſorger halten.

Auf die Schule, die gute Einrichtung
derſelben, und die angemeſſene Belohnung
des Schulmeiſters, werde ich alle Sorge
tragen; mit der noͤthigen Nachſicht ver-
bunden, welche die Schwachheit des kind-
lichen Alters erfodert. Es ſoll darinn ein
doppelter Catechismus gelehrt werden;
nehmlich der von den Chriſtenpflichten,
wie er eingefuͤhrt iſt, und bey jedem
Hauptſtuͤck eine deutliche, einfache An-
wendung dieſer Grundſaͤtze auf ihr taͤgli-
ches Leben; und dann ein Catechismus
von gruͤndlicher Kenntniß des Feld- und
Gartenbaues, der Viehzucht, der Beſor-
gung der Gehoͤlze und Waldungen, und
dergleichen, als Pflichten des Berufs und
der Wohlthaͤtigkeit gegen die Nachkom-
menſchaft. Ueberhaupt wuͤnſche ich, mei-
ne Unterthanen erſt gut gegen ihren
Naͤchſten zu ſehen, ehe ſie einen An-
ſpruch an das Lob der Froͤmmigkeit
machen.

Dem
D 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0077" n="51"/>
nen wahren Men&#x017F;chenfreund und fu&#x0364;r kei-<lb/>
nen guten Seel&#x017F;orger halten.</p><lb/>
          <p>Auf die Schule, die gute Einrichtung<lb/>
der&#x017F;elben, und die angeme&#x017F;&#x017F;ene Belohnung<lb/>
des Schulmei&#x017F;ters, werde ich alle Sorge<lb/>
tragen; mit der no&#x0364;thigen Nach&#x017F;icht ver-<lb/>
bunden, welche die Schwachheit des kind-<lb/>
lichen Alters erfodert. Es &#x017F;oll darinn ein<lb/>
doppelter Catechismus gelehrt werden;<lb/>
nehmlich der von den Chri&#x017F;tenpflichten,<lb/>
wie er eingefu&#x0364;hrt i&#x017F;t, und bey jedem<lb/>
Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck eine deutliche, einfache An-<lb/>
wendung die&#x017F;er Grund&#x017F;a&#x0364;tze auf ihr ta&#x0364;gli-<lb/>
ches Leben; und dann ein Catechismus<lb/>
von gru&#x0364;ndlicher Kenntniß des Feld- und<lb/>
Gartenbaues, der Viehzucht, der Be&#x017F;or-<lb/>
gung der Geho&#x0364;lze und Waldungen, und<lb/>
dergleichen, als Pflichten des Berufs und<lb/>
der Wohltha&#x0364;tigkeit gegen die Nachkom-<lb/>
men&#x017F;chaft. Ueberhaupt wu&#x0364;n&#x017F;che ich, mei-<lb/>
ne Unterthanen er&#x017F;t <hi rendition="#fr">gut gegen ihren<lb/>
Na&#x0364;ch&#x017F;ten</hi> zu &#x017F;ehen, ehe &#x017F;ie einen An-<lb/>
&#x017F;pruch an das Lob der <hi rendition="#fr">Fro&#x0364;mmigkeit</hi><lb/>
machen.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">D 2</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Dem</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[51/0077] nen wahren Menſchenfreund und fuͤr kei- nen guten Seelſorger halten. Auf die Schule, die gute Einrichtung derſelben, und die angemeſſene Belohnung des Schulmeiſters, werde ich alle Sorge tragen; mit der noͤthigen Nachſicht ver- bunden, welche die Schwachheit des kind- lichen Alters erfodert. Es ſoll darinn ein doppelter Catechismus gelehrt werden; nehmlich der von den Chriſtenpflichten, wie er eingefuͤhrt iſt, und bey jedem Hauptſtuͤck eine deutliche, einfache An- wendung dieſer Grundſaͤtze auf ihr taͤgli- ches Leben; und dann ein Catechismus von gruͤndlicher Kenntniß des Feld- und Gartenbaues, der Viehzucht, der Beſor- gung der Gehoͤlze und Waldungen, und dergleichen, als Pflichten des Berufs und der Wohlthaͤtigkeit gegen die Nachkom- menſchaft. Ueberhaupt wuͤnſche ich, mei- ne Unterthanen erſt gut gegen ihren Naͤchſten zu ſehen, ehe ſie einen An- ſpruch an das Lob der Froͤmmigkeit machen. Dem D 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/77
Zitationshilfe: [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/77>, abgerufen am 21.11.2024.