eine edle Art lieben und verehren; außer dem, daß uns diese Betrachtungen sehr glücklich über mancherley Kummer und Verdrüßlichkeiten trösten und zerstreuen, die in der moralischen Welt über dem Haupte des Großen und Reichen oft in größerer Menge gehäuft sind, als in der Hütte des Bauren, den nicht viel mehr Sorgen, als die für seine Nahrung drücken.
So wechselte er mit Unterredungen und Beyspiel ab. Jn seinem Hause sahen sie, wie glücklich die Vereinigung eines recht- schaffenen Mannes mit einer tugendhaften Frau seye. Zärtliche, edle Achtung war in ihrem Bezeugen; und die Dienerschaft ehrfurchtsvoll, und bereit, ihr Leben für die eben so gnädige als ernstliche Herr- schaft zu lassen.
Sternheim hatte auch die Freude, daß alle diese junge Herren erkenntliche und er- gebene Freunde von ihm wurden, welche in ihrem Briefwechsel sich immer bey ihm Raths erholten. Der Umgang mit dem verehrungswürdigen Baron P., der Jh-
nen
eine edle Art lieben und verehren; außer dem, daß uns dieſe Betrachtungen ſehr gluͤcklich uͤber mancherley Kummer und Verdruͤßlichkeiten troͤſten und zerſtreuen, die in der moraliſchen Welt uͤber dem Haupte des Großen und Reichen oft in groͤßerer Menge gehaͤuft ſind, als in der Huͤtte des Bauren, den nicht viel mehr Sorgen, als die fuͤr ſeine Nahrung druͤcken.
So wechſelte er mit Unterredungen und Beyſpiel ab. Jn ſeinem Hauſe ſahen ſie, wie gluͤcklich die Vereinigung eines recht- ſchaffenen Mannes mit einer tugendhaften Frau ſeye. Zaͤrtliche, edle Achtung war in ihrem Bezeugen; und die Dienerſchaft ehrfurchtsvoll, und bereit, ihr Leben fuͤr die eben ſo gnaͤdige als ernſtliche Herr- ſchaft zu laſſen.
Sternheim hatte auch die Freude, daß alle dieſe junge Herren erkenntliche und er- gebene Freunde von ihm wurden, welche in ihrem Briefwechſel ſich immer bey ihm Raths erholten. Der Umgang mit dem verehrungswuͤrdigen Baron P., der Jh-
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eine edle Art lieben und verehren; außer
dem, daß uns dieſe Betrachtungen ſehr
gluͤcklich uͤber mancherley Kummer und
Verdruͤßlichkeiten troͤſten und zerſtreuen, die
in der moraliſchen Welt uͤber dem Haupte
des Großen und Reichen oft in groͤßerer
Menge gehaͤuft ſind, als in der Huͤtte
des Bauren, den nicht viel mehr Sorgen,
als die fuͤr ſeine Nahrung druͤcken.
So wechſelte er mit Unterredungen und
Beyſpiel ab. Jn ſeinem Hauſe ſahen ſie,
wie gluͤcklich die Vereinigung eines recht-
ſchaffenen Mannes mit einer tugendhaften
Frau ſeye. Zaͤrtliche, edle Achtung war
in ihrem Bezeugen; und die Dienerſchaft
ehrfurchtsvoll, und bereit, ihr Leben fuͤr
die eben ſo gnaͤdige als ernſtliche Herr-
ſchaft zu laſſen.
Sternheim hatte auch die Freude, daß
alle dieſe junge Herren erkenntliche und er-
gebene Freunde von ihm wurden, welche
in ihrem Briefwechſel ſich immer bey ihm
Raths erholten. Der Umgang mit dem
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/90>, abgerufen am 21.11.2024.
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