innere mich hier an eine Unterredung zwi- schen uns, von der Stärke der Eindrücke, die wir in unsrer Jugend bekommen. Jch empfinde würklich ein Stück davon mit aller der Macht, die die Umstände dazu beytragen. Mein Vater hatte mir zwo Sachen sehr eingeprägt, nehmlich die Ge- wißheit des Wiedervergeltungsrechts und den Lehrsatz der Wohlthätigkeit unsers Beyspiels. Die Gründe, welche er dazu anführte, waren so edel, sein Unterricht so liebreich, daß es nothwen- diger Weise in meiner empfindlichen Seele haften mußte. Von dem ersten bin ich seit langer Zeit wieder eingenommen, weil er mir oft sagte, daß der Kummer oder das Vergnügen, die ich ihm geben würde, durch meine Kinder an mir würde gerächt oder belohnt werden; Gott sey Dank, daß ich durch meine Aufführung gegen meinen ehrwürdigen Vater den Segen verdient habe, ein gehorsames tugend- volles Kind zu besitzen, welches mich an dem Ende meines Lebens das Glück der Erinnerung genießen läßt, daß ich die
letzten
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innere mich hier an eine Unterredung zwi- ſchen uns, von der Staͤrke der Eindruͤcke, die wir in unſrer Jugend bekommen. Jch empfinde wuͤrklich ein Stuͤck davon mit aller der Macht, die die Umſtaͤnde dazu beytragen. Mein Vater hatte mir zwo Sachen ſehr eingepraͤgt, nehmlich die Ge- wißheit des Wiedervergeltungsrechts und den Lehrſatz der Wohlthaͤtigkeit unſers Beyſpiels. Die Gruͤnde, welche er dazu anfuͤhrte, waren ſo edel, ſein Unterricht ſo liebreich, daß es nothwen- diger Weiſe in meiner empfindlichen Seele haften mußte. Von dem erſten bin ich ſeit langer Zeit wieder eingenommen, weil er mir oft ſagte, daß der Kummer oder das Vergnuͤgen, die ich ihm geben wuͤrde, durch meine Kinder an mir wuͤrde geraͤcht oder belohnt werden; Gott ſey Dank, daß ich durch meine Auffuͤhrung gegen meinen ehrwuͤrdigen Vater den Segen verdient habe, ein gehorſames tugend- volles Kind zu beſitzen, welches mich an dem Ende meines Lebens das Gluͤck der Erinnerung genießen laͤßt, daß ich die
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innere mich hier an eine Unterredung zwi-
ſchen uns, von der Staͤrke der Eindruͤcke,
die wir in unſrer Jugend bekommen. Jch
empfinde wuͤrklich ein Stuͤck davon mit
aller der Macht, die die Umſtaͤnde dazu
beytragen. Mein Vater hatte mir zwo
Sachen ſehr eingepraͤgt, nehmlich die Ge-
wißheit des Wiedervergeltungsrechts
und den Lehrſatz der Wohlthaͤtigkeit
unſers Beyſpiels. Die Gruͤnde, welche
er dazu anfuͤhrte, waren ſo edel, ſein
Unterricht ſo liebreich, daß es nothwen-
diger Weiſe in meiner empfindlichen Seele
haften mußte. Von dem erſten bin ich
ſeit langer Zeit wieder eingenommen, weil
er mir oft ſagte, daß der Kummer oder
das Vergnuͤgen, die ich ihm geben wuͤrde,
durch meine Kinder an mir wuͤrde geraͤcht
oder belohnt werden; Gott ſey Dank,
daß ich durch meine Auffuͤhrung gegen
meinen ehrwuͤrdigen Vater den Segen
verdient habe, ein gehorſames tugend-
volles Kind zu beſitzen, welches mich an
dem Ende meines Lebens das Gluͤck der
Erinnerung genießen laͤßt, daß ich die
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/99>, abgerufen am 21.11.2024.
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