[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.chen Tugend an: aber lassen Sie sie dane- ben eine einfache Kenntniß von der Luft, die sie athmen, von der Erde, die sie be- treten, der Pflanzen und Thiere, von welchen sie ernähret und gekleidet werden, erlangen; einen Auszug der Historie, da- mit sie nicht ganz fremde da sitzen und lange Weile haben, wenn Männer sich in ihrer Gegenwart davon unterhalten, und damit sie sehen, daß Tugend und La- ster beständig einen Kreislauf durch das ganze menschliche Geschlecht gemacht ha- ben; lassen Sie sie jedes Wort, so eine Wissenschaft bezeichnet, verstehen. Zum Ex. was Philosophie, was Mathematik sey -- aber von der Bedeutung des Ausdrucks Edle Seele, von jeder wohl- thätigen Tugend, geben Sie ihnen den vollkommensten Begriff, theils durch Be- schreibung, theils und am meisten durch Beyspiele von Personen, welche diese oder jene Tugend auf eine vorzügliche Art ausgeübt haben. "Soll
chen Tugend an: aber laſſen Sie ſie dane- ben eine einfache Kenntniß von der Luft, die ſie athmen, von der Erde, die ſie be- treten, der Pflanzen und Thiere, von welchen ſie ernaͤhret und gekleidet werden, erlangen; einen Auszug der Hiſtorie, da- mit ſie nicht ganz fremde da ſitzen und lange Weile haben, wenn Maͤnner ſich in ihrer Gegenwart davon unterhalten, und damit ſie ſehen, daß Tugend und La- ſter beſtaͤndig einen Kreislauf durch das ganze menſchliche Geſchlecht gemacht ha- ben; laſſen Sie ſie jedes Wort, ſo eine Wiſſenſchaft bezeichnet, verſtehen. Zum Ex. was Philoſophie, was Mathematik ſey — aber von der Bedeutung des Ausdrucks Edle Seele, von jeder wohl- thaͤtigen Tugend, geben Sie ihnen den vollkommenſten Begriff, theils durch Be- ſchreibung, theils und am meiſten durch Beyſpiele von Perſonen, welche dieſe oder jene Tugend auf eine vorzuͤgliche Art ausgeuͤbt haben. „Soll
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halten Sie ſie zur Uebung jeder haͤusli-
chen Tugend an: aber laſſen Sie ſie dane-
ben eine einfache Kenntniß von der Luft,
die ſie athmen, von der Erde, die ſie be-
treten, der Pflanzen und Thiere, von
welchen ſie ernaͤhret und gekleidet werden,
erlangen; einen Auszug der Hiſtorie, da-
mit ſie nicht ganz fremde da ſitzen und
lange Weile haben, wenn Maͤnner ſich
in ihrer Gegenwart davon unterhalten,
und damit ſie ſehen, daß Tugend und La-
ſter beſtaͤndig einen Kreislauf durch das
ganze menſchliche Geſchlecht gemacht ha-
ben; laſſen Sie ſie jedes Wort, ſo eine
Wiſſenſchaft bezeichnet, verſtehen. Zum
Ex. was Philoſophie, was Mathematik
ſey — aber von der Bedeutung des
Ausdrucks Edle Seele, von jeder wohl-
thaͤtigen Tugend, geben Sie ihnen den
vollkommenſten Begriff, theils durch Be-
ſchreibung, theils und am meiſten durch
Beyſpiele von Perſonen, welche dieſe
oder jene Tugend auf eine vorzuͤgliche
Art ausgeuͤbt haben.
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Zitationshilfe: | [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/149>, abgerufen am 16.02.2025. |