Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite


ein überflüßiges Geld, ich aber die Erfin-
dung dazu gegeben hätte. Jch erröthete
außerordentlich dabey, und die Lady strei-
chelte meine Wangen, indem sie sagte: Das
ist gut, meine Tochter, wahre Tugend
muß bescheiden seyn;

Die Achtsamkeit, welche ich hatte,
Madam Hills zu unterhalten, und ihr
alles zu übersetzen, wovon die Lady mit
mir oder Herrn B. in gleichgültigen Din-
gen redte, erhielt auch den ganzen Bey-
fall der Lady.

Sie muß noch gute Tage erleben, sagte
sie, weil ihre Tugend das Alter glück-
lich zu machen sucht.

Diese Anweisung auf meine künftige
Tage bewegte mein Jnnerstes, und un-
möglich wars meine Augen trocken zu er-
halten. Die Lady sah' es, und neigte
sich gegen mich mit festem zärtlichem.
Blick.

Arme, gute Jugend, sagte sie, ich
weiß eine Hand, die alle deine künftige
Zähren abwischen wird.

Jch


ein uͤberfluͤßiges Geld, ich aber die Erfin-
dung dazu gegeben haͤtte. Jch erroͤthete
außerordentlich dabey, und die Lady ſtrei-
chelte meine Wangen, indem ſie ſagte: Das
iſt gut, meine Tochter, wahre Tugend
muß beſcheiden ſeyn;

Die Achtſamkeit, welche ich hatte,
Madam Hills zu unterhalten, und ihr
alles zu uͤberſetzen, wovon die Lady mit
mir oder Herrn B. in gleichguͤltigen Din-
gen redte, erhielt auch den ganzen Bey-
fall der Lady.

Sie muß noch gute Tage erleben, ſagte
ſie, weil ihre Tugend das Alter gluͤck-
lich zu machen ſucht.

Dieſe Anweiſung auf meine kuͤnftige
Tage bewegte mein Jnnerſtes, und un-
moͤglich wars meine Augen trocken zu er-
halten. Die Lady ſah’ es, und neigte
ſich gegen mich mit feſtem zaͤrtlichem.
Blick.

Arme, gute Jugend, ſagte ſie, ich
weiß eine Hand, die alle deine kuͤnftige
Zaͤhren abwiſchen wird.

Jch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0158" n="152"/><fw place="top" type="header"><lb/></fw> ein u&#x0364;berflu&#x0364;ßiges Geld, ich aber die Erfin-<lb/>
dung dazu gegeben ha&#x0364;tte. Jch erro&#x0364;thete<lb/>
außerordentlich dabey, und die Lady &#x017F;trei-<lb/>
chelte meine Wangen, indem &#x017F;ie &#x017F;agte: Das<lb/>
i&#x017F;t gut, meine Tochter, wahre Tugend<lb/>
muß be&#x017F;cheiden &#x017F;eyn;</p><lb/>
          <p>Die Acht&#x017F;amkeit, welche ich hatte,<lb/>
Madam Hills zu unterhalten, und ihr<lb/>
alles zu u&#x0364;ber&#x017F;etzen, wovon die Lady mit<lb/>
mir oder Herrn B. in gleichgu&#x0364;ltigen Din-<lb/>
gen redte, erhielt auch den ganzen Bey-<lb/>
fall der Lady.</p><lb/>
          <p> <hi rendition="#et">Sie muß noch gute Tage erleben, &#x017F;agte<lb/>
&#x017F;ie, weil ihre Tugend das Alter glu&#x0364;ck-<lb/>
lich zu machen &#x017F;ucht.</hi> </p><lb/>
          <p>Die&#x017F;e Anwei&#x017F;ung auf meine ku&#x0364;nftige<lb/>
Tage bewegte mein Jnner&#x017F;tes, und un-<lb/>
mo&#x0364;glich wars meine Augen trocken zu er-<lb/>
halten. Die Lady &#x017F;ah&#x2019; es, und neigte<lb/>
&#x017F;ich gegen mich mit fe&#x017F;tem za&#x0364;rtlichem.<lb/>
Blick.</p><lb/>
          <p> <hi rendition="#et">Arme, gute Jugend, &#x017F;agte &#x017F;ie, ich<lb/>
weiß eine Hand, die alle deine ku&#x0364;nftige<lb/>
Za&#x0364;hren abwi&#x017F;chen wird.</hi> </p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Jch</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[152/0158] ein uͤberfluͤßiges Geld, ich aber die Erfin- dung dazu gegeben haͤtte. Jch erroͤthete außerordentlich dabey, und die Lady ſtrei- chelte meine Wangen, indem ſie ſagte: Das iſt gut, meine Tochter, wahre Tugend muß beſcheiden ſeyn; Die Achtſamkeit, welche ich hatte, Madam Hills zu unterhalten, und ihr alles zu uͤberſetzen, wovon die Lady mit mir oder Herrn B. in gleichguͤltigen Din- gen redte, erhielt auch den ganzen Bey- fall der Lady. Sie muß noch gute Tage erleben, ſagte ſie, weil ihre Tugend das Alter gluͤck- lich zu machen ſucht. Dieſe Anweiſung auf meine kuͤnftige Tage bewegte mein Jnnerſtes, und un- moͤglich wars meine Augen trocken zu er- halten. Die Lady ſah’ es, und neigte ſich gegen mich mit feſtem zaͤrtlichem. Blick. Arme, gute Jugend, ſagte ſie, ich weiß eine Hand, die alle deine kuͤnftige Zaͤhren abwiſchen wird. Jch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/158
Zitationshilfe: [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/158>, abgerufen am 24.11.2024.