Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite


zeigte, als er mir in ihrem Hause die
Bestärkung meiner Tugend, und Uebung
meiner Geisteskräfte versprach! Lord
Rich, der philosophische Edelmann, von
dem ich im Anfange dieses Briefes schrieb,
hat sein Haus nur eine Meile von hier;
es ist ganz einfach, aber in dem edelsten
Geschmacke gebauet. Die besten Auszie-
rungen des Jnnern bestehen aus verschie-
denen schönen Sammlungen von Natura-
lien, aus einem vollständigen Vorrath
mathematischer Jnstrumenten, und einer
großen Büchersammlung, worunter zwan-
zig Folianten sind, in denen er beynahe
alle merkwürdige Pflanzen des Erdbodens
mit eigner Hand getrocknet hat. Sein
wohlangelegter Garten, in welchem er
selbst arbeitet, und sein Park, der an den
unsern stößt, haben uns das erstemal an-
gelockt hinzugehen. Aber die simple
deutliche Art, womit er uns alle seine
Schätze vorlegte und benennete, die großen
asiatischen Reisen, welche er gemacht, und
seine weitläuftige Kenntniß schöner Wis-
senschaften, machen seinen Umgang so rei-

zend,
L 3


zeigte, als er mir in ihrem Hauſe die
Beſtaͤrkung meiner Tugend, und Uebung
meiner Geiſteskraͤfte verſprach! Lord
Rich, der philoſophiſche Edelmann, von
dem ich im Anfange dieſes Briefes ſchrieb,
hat ſein Haus nur eine Meile von hier;
es iſt ganz einfach, aber in dem edelſten
Geſchmacke gebauet. Die beſten Auszie-
rungen des Jnnern beſtehen aus verſchie-
denen ſchoͤnen Sammlungen von Natura-
lien, aus einem vollſtaͤndigen Vorrath
mathematiſcher Jnſtrumenten, und einer
großen Buͤcherſammlung, worunter zwan-
zig Folianten ſind, in denen er beynahe
alle merkwuͤrdige Pflanzen des Erdbodens
mit eigner Hand getrocknet hat. Sein
wohlangelegter Garten, in welchem er
ſelbſt arbeitet, und ſein Park, der an den
unſern ſtoͤßt, haben uns das erſtemal an-
gelockt hinzugehen. Aber die ſimple
deutliche Art, womit er uns alle ſeine
Schaͤtze vorlegte und benennete, die großen
aſiatiſchen Reiſen, welche er gemacht, und
ſeine weitlaͤuftige Kenntniß ſchoͤner Wiſ-
ſenſchaften, machen ſeinen Umgang ſo rei-

zend,
L 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0171" n="165"/><fw place="top" type="header"><lb/></fw> zeigte, als er mir in ihrem Hau&#x017F;e die<lb/>
Be&#x017F;ta&#x0364;rkung meiner Tugend, und Uebung<lb/>
meiner Gei&#x017F;teskra&#x0364;fte ver&#x017F;prach! Lord<lb/><hi rendition="#fr">Rich,</hi> der philo&#x017F;ophi&#x017F;che Edelmann, von<lb/>
dem ich im Anfange die&#x017F;es Briefes &#x017F;chrieb,<lb/>
hat &#x017F;ein Haus nur eine Meile von hier;<lb/>
es i&#x017F;t ganz einfach, aber in dem edel&#x017F;ten<lb/>
Ge&#x017F;chmacke gebauet. Die be&#x017F;ten Auszie-<lb/>
rungen des Jnnern be&#x017F;tehen aus ver&#x017F;chie-<lb/>
denen &#x017F;cho&#x0364;nen Sammlungen von Natura-<lb/>
lien, aus einem voll&#x017F;ta&#x0364;ndigen Vorrath<lb/>
mathemati&#x017F;cher Jn&#x017F;trumenten, und einer<lb/>
großen Bu&#x0364;cher&#x017F;ammlung, worunter zwan-<lb/>
zig Folianten &#x017F;ind, in denen er beynahe<lb/>
alle merkwu&#x0364;rdige Pflanzen des Erdbodens<lb/>
mit eigner Hand getrocknet hat. Sein<lb/>
wohlangelegter Garten, in welchem er<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t arbeitet, und &#x017F;ein Park, der an den<lb/>
un&#x017F;ern &#x017F;to&#x0364;ßt, haben uns das er&#x017F;temal an-<lb/>
gelockt hinzugehen. Aber die &#x017F;imple<lb/>
deutliche Art, womit er uns alle &#x017F;eine<lb/>
Scha&#x0364;tze vorlegte und benennete, die großen<lb/>
a&#x017F;iati&#x017F;chen Rei&#x017F;en, welche er gemacht, und<lb/>
&#x017F;eine weitla&#x0364;uftige Kenntniß &#x017F;cho&#x0364;ner Wi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en&#x017F;chaften, machen &#x017F;einen Umgang &#x017F;o rei-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">L 3</fw><fw place="bottom" type="catch">zend,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[165/0171] zeigte, als er mir in ihrem Hauſe die Beſtaͤrkung meiner Tugend, und Uebung meiner Geiſteskraͤfte verſprach! Lord Rich, der philoſophiſche Edelmann, von dem ich im Anfange dieſes Briefes ſchrieb, hat ſein Haus nur eine Meile von hier; es iſt ganz einfach, aber in dem edelſten Geſchmacke gebauet. Die beſten Auszie- rungen des Jnnern beſtehen aus verſchie- denen ſchoͤnen Sammlungen von Natura- lien, aus einem vollſtaͤndigen Vorrath mathematiſcher Jnſtrumenten, und einer großen Buͤcherſammlung, worunter zwan- zig Folianten ſind, in denen er beynahe alle merkwuͤrdige Pflanzen des Erdbodens mit eigner Hand getrocknet hat. Sein wohlangelegter Garten, in welchem er ſelbſt arbeitet, und ſein Park, der an den unſern ſtoͤßt, haben uns das erſtemal an- gelockt hinzugehen. Aber die ſimple deutliche Art, womit er uns alle ſeine Schaͤtze vorlegte und benennete, die großen aſiatiſchen Reiſen, welche er gemacht, und ſeine weitlaͤuftige Kenntniß ſchoͤner Wiſ- ſenſchaften, machen ſeinen Umgang ſo rei- zend, L 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/171
Zitationshilfe: [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/171>, abgerufen am 21.11.2024.