ich die Wohlthat, eine ganze Rolle Pa- pier mit mir gebracht zu haben, die mir bisher in den Sammlungsstunden meines Geistes so große Dienste gethan hat. War es nicht Güte der Vorsicht, die mich auf meiner beschwerlichen Reise hieher vor aller Beleidigung schützte, und mir al- les erhielt, was mir in den Zeiten meiner Ruhe nützen konnte?
Emilia, heilige Freundschaft, gelieb- tes Andenken! dein Bild steigt aus dem Schutte meiner Glückseligkeit lächelnd em- por. Thränen, viele Thränen kostest du mich. -- Aber komm, diese Blätter sol- len dir geweyhet seyn! Von Jugend auf ergossen sich meine geheimsten Empfindun- gen in dein treues zärtliches Herz; der Zufall kann diese Papiere erhalten, sie können dir noch zukommen, und du sollst darinn sehen, daß mein Herz die Tugend des Deinigen, und seine Güte für mich niemals vergessen hat. Vielleicht benetzt einst die Zähre deiner freundschaft-
lichen
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ich die Wohlthat, eine ganze Rolle Pa- pier mit mir gebracht zu haben, die mir bisher in den Sammlungsſtunden meines Geiſtes ſo große Dienſte gethan hat. War es nicht Guͤte der Vorſicht, die mich auf meiner beſchwerlichen Reiſe hieher vor aller Beleidigung ſchuͤtzte, und mir al- les erhielt, was mir in den Zeiten meiner Ruhe nuͤtzen konnte?
Emilia, heilige Freundſchaft, gelieb- tes Andenken! dein Bild ſteigt aus dem Schutte meiner Gluͤckſeligkeit laͤchelnd em- por. Thraͤnen, viele Thraͤnen koſteſt du mich. — Aber komm, dieſe Blaͤtter ſol- len dir geweyhet ſeyn! Von Jugend auf ergoſſen ſich meine geheimſten Empfindun- gen in dein treues zaͤrtliches Herz; der Zufall kann dieſe Papiere erhalten, ſie koͤnnen dir noch zukommen, und du ſollſt darinn ſehen, daß mein Herz die Tugend des Deinigen, und ſeine Guͤte fuͤr mich niemals vergeſſen hat. Vielleicht benetzt einſt die Zaͤhre deiner freundſchaft-
lichen
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ich die Wohlthat, eine ganze Rolle Pa-
pier mit mir gebracht zu haben, die mir
bisher in den Sammlungsſtunden meines
Geiſtes ſo große Dienſte gethan hat.
War es nicht Guͤte der Vorſicht, die mich
auf meiner beſchwerlichen Reiſe hieher
vor aller Beleidigung ſchuͤtzte, und mir al-
les erhielt, was mir in den Zeiten meiner
Ruhe nuͤtzen konnte?
Emilia, heilige Freundſchaft, gelieb-
tes Andenken! dein Bild ſteigt aus dem
Schutte meiner Gluͤckſeligkeit laͤchelnd em-
por. Thraͤnen, viele Thraͤnen koſteſt du
mich. — Aber komm, dieſe Blaͤtter ſol-
len dir geweyhet ſeyn! Von Jugend auf
ergoſſen ſich meine geheimſten Empfindun-
gen in dein treues zaͤrtliches Herz; der
Zufall kann dieſe Papiere erhalten, ſie
koͤnnen dir noch zukommen, und du
ſollſt darinn ſehen, daß mein Herz die
Tugend des Deinigen, und ſeine Guͤte fuͤr
mich niemals vergeſſen hat. Vielleicht
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/223>, abgerufen am 24.11.2024.
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