[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.schauern, und widerwillig entriß ich ihr O Derby! wie voll, wie voll machst ist
ſchauern, und widerwillig entriß ich ihr O Derby! wie voll, wie voll machſt iſt
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0230" n="224"/> ſchauern, und widerwillig entriß ich ihr<lb/> meine Hand. Derbys Tochter war mir<lb/> verhaßt. Das arme Maͤdchen gieng mit<lb/> Weinen an den Fuß meines Lagers und<lb/> wehklagte. Jch fuͤhlte mein Unrecht, die<lb/> ungluͤckliche Unſchuld leiden zu machen;<lb/> ich gelobte mir, meinen Widerwillen zu un-<lb/> terdruͤcken, und dem Kinde meines Moͤr-<lb/> ders Liebe zu erweiſen. Wie froh war<lb/> ich, da ich mich aufrichtete und ſie rief.<lb/> Auf ihre kleine Bruſt gelehnt legte ich das<lb/> Geluͤbde ab, ihr Guͤte zu erweiſen. Jch<lb/> werde es nicht brechen, ich hab’ es zu<lb/> theuer erkauft!</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>O Derby! wie voll, wie voll machſt<lb/> du das Maaß deiner Haͤrte gegen mich!<lb/> heute kommt ein Boote, und bringt einen<lb/> großen Pack Vorrath zur Tapezerey; nie-<lb/> dertraͤchtig ſpottet er: „da mir bey Hofe<lb/> „die Zeit ohne Tapetenarbeit zu lang ge-<lb/> „weſen, ſo moͤchte es hier auch ſo ſeyn; er<lb/> „ſchickte mir alſo Winterarbeit; im Fruͤh-<lb/> „jahre wuͤrde er es holen laſſen.“ Es<lb/> <fw place="bottom" type="catch">iſt</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [224/0230]
ſchauern, und widerwillig entriß ich ihr
meine Hand. Derbys Tochter war mir
verhaßt. Das arme Maͤdchen gieng mit
Weinen an den Fuß meines Lagers und
wehklagte. Jch fuͤhlte mein Unrecht, die
ungluͤckliche Unſchuld leiden zu machen;
ich gelobte mir, meinen Widerwillen zu un-
terdruͤcken, und dem Kinde meines Moͤr-
ders Liebe zu erweiſen. Wie froh war
ich, da ich mich aufrichtete und ſie rief.
Auf ihre kleine Bruſt gelehnt legte ich das
Geluͤbde ab, ihr Guͤte zu erweiſen. Jch
werde es nicht brechen, ich hab’ es zu
theuer erkauft!
O Derby! wie voll, wie voll machſt
du das Maaß deiner Haͤrte gegen mich!
heute kommt ein Boote, und bringt einen
großen Pack Vorrath zur Tapezerey; nie-
dertraͤchtig ſpottet er: „da mir bey Hofe
„die Zeit ohne Tapetenarbeit zu lang ge-
„weſen, ſo moͤchte es hier auch ſo ſeyn; er
„ſchickte mir alſo Winterarbeit; im Fruͤh-
„jahre wuͤrde er es holen laſſen.“ Es
iſt
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |