sechs Uhr Abends, und ich werde zu- sehends schlechter; meine zitternde unglei- che Schrift wird es Jhnen zeigen. Wer weis, was heute Nacht aus mir wird; ich danke Gott, daß ich sterblich bin, und daß mein Herz mit dem Jhrigen noch reden konnte. Jch bin ganz gefaßt, und dem Augenblicke nah, wo Glück und Elend gleichgültig ist. --
Nachts um neun Uhr.
Das letztemal, meine Emilia, habe ich meine schwachen entkräfteten Arme nach der Gegend ausgestreckt, wo sie wohnen. Gott segne Sie, und belohne Jhre Tu- gend und Jhre Freundschaft gegen mich! Sie werden ein Papier bekommen, das Jhr Mann meinem Oncle dem Grafen G. selbst übergeben soll. Es betrifft meine Güter.
Alles, was von der Familie von P. da ist, soll des Grafen Löbaus Söhnen gegeben werden. Jhr Schwager, der Amtmann, hat das Verzeichniß davon.
Was
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ſechs Uhr Abends, und ich werde zu- ſehends ſchlechter; meine zitternde unglei- che Schrift wird es Jhnen zeigen. Wer weis, was heute Nacht aus mir wird; ich danke Gott, daß ich ſterblich bin, und daß mein Herz mit dem Jhrigen noch reden konnte. Jch bin ganz gefaßt, und dem Augenblicke nah, wo Gluͤck und Elend gleichguͤltig iſt. —
Nachts um neun Uhr.
Das letztemal, meine Emilia, habe ich meine ſchwachen entkraͤfteten Arme nach der Gegend ausgeſtreckt, wo ſie wohnen. Gott ſegne Sie, und belohne Jhre Tu- gend und Jhre Freundſchaft gegen mich! Sie werden ein Papier bekommen, das Jhr Mann meinem Oncle dem Grafen G. ſelbſt uͤbergeben ſoll. Es betrifft meine Guͤter.
Alles, was von der Familie von P. da iſt, ſoll des Grafen Loͤbaus Soͤhnen gegeben werden. Jhr Schwager, der Amtmann, hat das Verzeichniß davon.
Was
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ſechs Uhr Abends, und ich werde zu-
ſehends ſchlechter; meine zitternde unglei-
che Schrift wird es Jhnen zeigen. Wer
weis, was heute Nacht aus mir wird;
ich danke Gott, daß ich ſterblich bin,
und daß mein Herz mit dem Jhrigen
noch reden konnte. Jch bin ganz gefaßt,
und dem Augenblicke nah, wo Gluͤck und
Elend gleichguͤltig iſt. —
Nachts um neun Uhr.
Das letztemal, meine Emilia, habe ich
meine ſchwachen entkraͤfteten Arme nach
der Gegend ausgeſtreckt, wo ſie wohnen.
Gott ſegne Sie, und belohne Jhre Tu-
gend und Jhre Freundſchaft gegen mich!
Sie werden ein Papier bekommen, das
Jhr Mann meinem Oncle dem Grafen
G. ſelbſt uͤbergeben ſoll. Es betrifft
meine Guͤter.
Alles, was von der Familie von P.
da iſt, ſoll des Grafen Loͤbaus Soͤhnen
gegeben werden. Jhr Schwager, der
Amtmann, hat das Verzeichniß davon.
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/249>, abgerufen am 22.11.2024.
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