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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.

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zu lassen. -- Wie konntest du, ewige
Vorsicht, wie konntest du dem verruch-
testen Bösewicht das Beste, so du jemals
der Erde gabst, Preis geben? Meine
Leute machen Anstalten zu unserer Reise;
ich kann nichts thun; ich ringe meine
Hände wie ein tobender Mensch, und
schlage sie tausendmal wider meine Brust
und meinen Kopf. Derby, der Elende!
hat die Frechheit zu sagen, um meinet
Willen, aus Eifersucht über mich habe
er das edelste, liebenswürdige Geschöpfe
betrogen, unglücklich gemacht, und ge-
tödtet. Er beheult es nun, der wüthen-
de Hund, er beheult es. Seine Ruchlo-
sigkeit hat ihn an den Rand des frühen
Grabes geführt, vor welchem er zittert,
und das ihn vor der Rache schützt, die ich
an ihm ausüben würde. Hören Sie,
mein Freund, hören Sie das Fürchter-
lichste, so jemals der Tugend begegnete,
und das Aergste, so jemals die Bos-
heit ausüben konnte. -- Sie wissen,
daß ich vor vier Monaten krank mit My-
lord Crafton nach England zurück kam,

und
Q 4

zu laſſen. — Wie konnteſt du, ewige
Vorſicht, wie konnteſt du dem verruch-
teſten Boͤſewicht das Beſte, ſo du jemals
der Erde gabſt, Preis geben? Meine
Leute machen Anſtalten zu unſerer Reiſe;
ich kann nichts thun; ich ringe meine
Haͤnde wie ein tobender Menſch, und
ſchlage ſie tauſendmal wider meine Bruſt
und meinen Kopf. Derby, der Elende!
hat die Frechheit zu ſagen, um meinet
Willen, aus Eiferſucht uͤber mich habe
er das edelſte, liebenswuͤrdige Geſchoͤpfe
betrogen, ungluͤcklich gemacht, und ge-
toͤdtet. Er beheult es nun, der wuͤthen-
de Hund, er beheult es. Seine Ruchlo-
ſigkeit hat ihn an den Rand des fruͤhen
Grabes gefuͤhrt, vor welchem er zittert,
und das ihn vor der Rache ſchuͤtzt, die ich
an ihm ausuͤben wuͤrde. Hoͤren Sie,
mein Freund, hoͤren Sie das Fuͤrchter-
lichſte, ſo jemals der Tugend begegnete,
und das Aergſte, ſo jemals die Bos-
heit ausuͤben konnte. — Sie wiſſen,
daß ich vor vier Monaten krank mit My-
lord Crafton nach England zuruͤck kam,

und
Q 4
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[247/0253] zu laſſen. — Wie konnteſt du, ewige Vorſicht, wie konnteſt du dem verruch- teſten Boͤſewicht das Beſte, ſo du jemals der Erde gabſt, Preis geben? Meine Leute machen Anſtalten zu unſerer Reiſe; ich kann nichts thun; ich ringe meine Haͤnde wie ein tobender Menſch, und ſchlage ſie tauſendmal wider meine Bruſt und meinen Kopf. Derby, der Elende! hat die Frechheit zu ſagen, um meinet Willen, aus Eiferſucht uͤber mich habe er das edelſte, liebenswuͤrdige Geſchoͤpfe betrogen, ungluͤcklich gemacht, und ge- toͤdtet. Er beheult es nun, der wuͤthen- de Hund, er beheult es. Seine Ruchlo- ſigkeit hat ihn an den Rand des fruͤhen Grabes gefuͤhrt, vor welchem er zittert, und das ihn vor der Rache ſchuͤtzt, die ich an ihm ausuͤben wuͤrde. Hoͤren Sie, mein Freund, hoͤren Sie das Fuͤrchter- lichſte, ſo jemals der Tugend begegnete, und das Aergſte, ſo jemals die Bos- heit ausuͤben konnte. — Sie wiſſen, daß ich vor vier Monaten krank mit My- lord Crafton nach England zuruͤck kam, und Q 4

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Zitationshilfe: [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/253>, abgerufen am 25.11.2024.