gegen Seymour regte sich, so bald nur meine Gedanken im geringsten von den ihrigen entfernet waren. Die Eifersucht machte mich rachgierig, und die Verän- derung meiner Umstände, durch den Tod meines Bruders, gab mir Anlaß sie aus- zuüben. Jch verließ sie; doch reute es mich wenige Tage hernach, und ich schickte nach dem Dorfe, wo sie sich auf- gehalten hatte, aber sie war fort. Lange wußte ich nichts von ihr, bis ich sie in England bey der Tante meiner Lady fand, wo ich sie nicht lassen konnte, und ent- führen ließ. Es jammerte mich ihrer schon damals, aber es war kein anders Mittel. -- Mein Misvergnügen mit der Lady Alton brachte die Sternheim in meine Erinnerung zurück. Jch dachte: sie ist mein, und um von dem elenden Leben im Gebürge loszukommen, wird sie gern in meine Arme eilen. Jch dachte es um so mehr, als ich wußte, daß sie mein, von der Nancy Hatton zu- rückgelassenes Mädchen liebreich besorg- te und erzog; ich schrieb es einer Art
Nei-
gegen Seymour regte ſich, ſo bald nur meine Gedanken im geringſten von den ihrigen entfernet waren. Die Eiferſucht machte mich rachgierig, und die Veraͤn- derung meiner Umſtaͤnde, durch den Tod meines Bruders, gab mir Anlaß ſie aus- zuuͤben. Jch verließ ſie; doch reute es mich wenige Tage hernach, und ich ſchickte nach dem Dorfe, wo ſie ſich auf- gehalten hatte, aber ſie war fort. Lange wußte ich nichts von ihr, bis ich ſie in England bey der Tante meiner Lady fand, wo ich ſie nicht laſſen konnte, und ent- fuͤhren ließ. Es jammerte mich ihrer ſchon damals, aber es war kein anders Mittel. — Mein Misvergnuͤgen mit der Lady Alton brachte die Sternheim in meine Erinnerung zuruͤck. Jch dachte: ſie iſt mein, und um von dem elenden Leben im Gebuͤrge loszukommen, wird ſie gern in meine Arme eilen. Jch dachte es um ſo mehr, als ich wußte, daß ſie mein, von der Nancy Hatton zu- ruͤckgelaſſenes Maͤdchen liebreich beſorg- te und erzog; ich ſchrieb es einer Art
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gegen Seymour regte ſich, ſo bald nur
meine Gedanken im geringſten von den
ihrigen entfernet waren. Die Eiferſucht
machte mich rachgierig, und die Veraͤn-
derung meiner Umſtaͤnde, durch den Tod
meines Bruders, gab mir Anlaß ſie aus-
zuuͤben. Jch verließ ſie; doch reute es
mich wenige Tage hernach, und ich
ſchickte nach dem Dorfe, wo ſie ſich auf-
gehalten hatte, aber ſie war fort. Lange
wußte ich nichts von ihr, bis ich ſie in
England bey der Tante meiner Lady fand,
wo ich ſie nicht laſſen konnte, und ent-
fuͤhren ließ. Es jammerte mich ihrer
ſchon damals, aber es war kein anders
Mittel. — Mein Misvergnuͤgen mit der
Lady Alton brachte die Sternheim in
meine Erinnerung zuruͤck. Jch dachte:
ſie iſt mein, und um von dem elenden
Leben im Gebuͤrge loszukommen, wird
ſie gern in meine Arme eilen. Jch
dachte es um ſo mehr, als ich wußte,
daß ſie mein, von der Nancy Hatton zu-
ruͤckgelaſſenes Maͤdchen liebreich beſorg-
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/258>, abgerufen am 22.11.2024.
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