Neigung zu, und schickte ihr darauf mit angenehmen Vorschlägen meinen vertrau- ten Kerl ab; aber sie verwarf alles mit äu- ßerstem Stolz und Bitterkeit. -- Hier hielt er mit Stocken und Bewegung inne, sah bald mich, bald den Lord Rich an, bis ich mit stampfenden Füßen und mit Schreyen den Verfolg seiner Erzählung foderte. -- Seymour! -- Rich! -- sagte er mit tiefem traurigen Ton, mit ringenden Hän- den und stotternd, o wäre ich elender selbst hin, und hätte ihre Vergebung und Liebe erflehet; Mein Kerl, der Hund wollte sie zwingen zurück zu gehen. -- Er wußte, wie glücklich mich ihre Gesell- schaft gemacht hätte -- er sperrete sie in ein altes verfallenes Gewölbe, worinn sie zwölf Stunden lag, und -- aus Kummer starb. -- Sie starb -- schrie ich, Teufel! Unmensch! und du lebst noch nach diesem Mord? -- Du lebst noch? -- Lord Rich sagt, ich hätte die Stimme und das Ansehen der Raseren gehabt. Er fiel mir in die Arme, und riß mich weg in ein anderes Zimmer,
lange
Neigung zu, und ſchickte ihr darauf mit angenehmen Vorſchlaͤgen meinen vertrau- ten Kerl ab; aber ſie verwarf alles mit aͤu- ßerſtem Stolz und Bitterkeit. — Hier hielt er mit Stocken und Bewegung inne, ſah bald mich, bald den Lord Rich an, bis ich mit ſtampfenden Fuͤßen und mit Schreyen den Verfolg ſeiner Erzaͤhlung foderte. — Seymour! — Rich! — ſagte er mit tiefem traurigen Ton, mit ringenden Haͤn- den und ſtotternd, o waͤre ich elender ſelbſt hin, und haͤtte ihre Vergebung und Liebe erflehet; Mein Kerl, der Hund wollte ſie zwingen zuruͤck zu gehen. — Er wußte, wie gluͤcklich mich ihre Geſell- ſchaft gemacht haͤtte — er ſperrete ſie in ein altes verfallenes Gewoͤlbe, worinn ſie zwoͤlf Stunden lag, und — aus Kummer ſtarb. — Sie ſtarb — ſchrie ich, Teufel! Unmenſch! und du lebſt noch nach dieſem Mord? — Du lebſt noch? — Lord Rich ſagt, ich haͤtte die Stimme und das Anſehen der Raſeren gehabt. Er fiel mir in die Arme, und riß mich weg in ein anderes Zimmer,
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Neigung zu, und ſchickte ihr darauf mit
angenehmen Vorſchlaͤgen meinen vertrau-
ten Kerl ab; aber ſie verwarf alles mit aͤu-
ßerſtem Stolz und Bitterkeit. — Hier hielt
er mit Stocken und Bewegung inne, ſah
bald mich, bald den Lord Rich an, bis ich
mit ſtampfenden Fuͤßen und mit Schreyen
den Verfolg ſeiner Erzaͤhlung foderte. —
Seymour! — Rich! — ſagte er mit
tiefem traurigen Ton, mit ringenden Haͤn-
den und ſtotternd, o waͤre ich elender
ſelbſt hin, und haͤtte ihre Vergebung und
Liebe erflehet; Mein Kerl, der Hund
wollte ſie zwingen zuruͤck zu gehen. —
Er wußte, wie gluͤcklich mich ihre Geſell-
ſchaft gemacht haͤtte — er ſperrete ſie
in ein altes verfallenes Gewoͤlbe, worinn
ſie zwoͤlf Stunden lag, und — aus
Kummer ſtarb. — Sie ſtarb — ſchrie
ich, Teufel! Unmenſch! und du lebſt
noch nach dieſem Mord? — Du lebſt
noch? — Lord Rich ſagt, ich haͤtte die
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gehabt. Er fiel mir in die Arme, und
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/259>, abgerufen am 22.11.2024.
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