Freudengeschrey, und sagte, o mein Freund, du sollst mit mir kommen, ich will dich beschützen und belohnen. Wo ist der Graf Hopton? wie ist dieß zuge- gangen? -- Rich -- lieber Bruder, Rich, wir wollen gleich abreisen. -- Jch versicherte ihn, daß ich eben so begierig sey, wie er, die Dame selbst zu sehen; er solle Anstalten zur Reise machen, ich woll- te indessen mit den Leuten reden. Jch be- ruhigte sie mit dem Versprach, daß der Lord sie für ihre Liebe zu der Frau selbst belohnen würde; denn er habe gar nicht gerne gehört, daß John so übel mit ihr umgegangen sey; dabey gab ich ihnen eine Handvoll Guineen, und fragte sie nach dem Leben und Bezeugen der Dame. O Doctor! wie viel Glanz breitete die einfache abgekürzte Erzählung dieser Leute über die Tugend meiner Freundinn aus! Gestern murrte ich über ihr hartes Schick- sal; und itzt möchte ich der Vorsicht für das edle Beyspiel danken, welches sie den übrigen Menschen durch die Prüfung die- ser großen Seele gegeben hat. Tief,
unaus-
Freudengeſchrey, und ſagte, o mein Freund, du ſollſt mit mir kommen, ich will dich beſchuͤtzen und belohnen. Wo iſt der Graf Hopton? wie iſt dieß zuge- gangen? — Rich — lieber Bruder, Rich, wir wollen gleich abreiſen. — Jch verſicherte ihn, daß ich eben ſo begierig ſey, wie er, die Dame ſelbſt zu ſehen; er ſolle Anſtalten zur Reiſe machen, ich woll- te indeſſen mit den Leuten reden. Jch be- ruhigte ſie mit dem Verſprach, daß der Lord ſie fuͤr ihre Liebe zu der Frau ſelbſt belohnen wuͤrde; denn er habe gar nicht gerne gehoͤrt, daß John ſo uͤbel mit ihr umgegangen ſey; dabey gab ich ihnen eine Handvoll Guineen, und fragte ſie nach dem Leben und Bezeugen der Dame. O Doctor! wie viel Glanz breitete die einfache abgekuͤrzte Erzaͤhlung dieſer Leute uͤber die Tugend meiner Freundinn aus! Geſtern murrte ich uͤber ihr hartes Schick- ſal; und itzt moͤchte ich der Vorſicht fuͤr das edle Beyſpiel danken, welches ſie den uͤbrigen Menſchen durch die Pruͤfung die- ſer großen Seele gegeben hat. Tief,
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Freudengeſchrey, und ſagte, o mein
Freund, du ſollſt mit mir kommen, ich
will dich beſchuͤtzen und belohnen. Wo
iſt der Graf Hopton? wie iſt dieß zuge-
gangen? — Rich — lieber Bruder,
Rich, wir wollen gleich abreiſen. — Jch
verſicherte ihn, daß ich eben ſo begierig
ſey, wie er, die Dame ſelbſt zu ſehen; er
ſolle Anſtalten zur Reiſe machen, ich woll-
te indeſſen mit den Leuten reden. Jch be-
ruhigte ſie mit dem Verſprach, daß der
Lord ſie fuͤr ihre Liebe zu der Frau ſelbſt
belohnen wuͤrde; denn er habe gar nicht
gerne gehoͤrt, daß John ſo uͤbel mit ihr
umgegangen ſey; dabey gab ich ihnen
eine Handvoll Guineen, und fragte ſie
nach dem Leben und Bezeugen der Dame.
O Doctor! wie viel Glanz breitete die
einfache abgekuͤrzte Erzaͤhlung dieſer Leute
uͤber die Tugend meiner Freundinn aus!
Geſtern murrte ich uͤber ihr hartes Schick-
ſal; und itzt moͤchte ich der Vorſicht fuͤr
das edle Beyſpiel danken, welches ſie den
uͤbrigen Menſchen durch die Pruͤfung die-
ſer großen Seele gegeben hat. Tief,
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/268>, abgerufen am 22.11.2024.
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