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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.

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Lady Summers ist wohl, antwortete ich,
und wird glücklich seyn, Sie wieder zu
sehen; aber die Lady Summers hat
mich hergeleitet; Reue und Gerechtigkeit
riefen meinen Bruder und mich auf. --
Mit einer erhöheten Gesichtsfarbe fragte
sie mich; ist Lord Seymour Jhr Bru-
der? -- Ja, und dieß von der edelsten
Mutter die jemals lebte. Sie antwor-
tete mir nur mit einem bedeutenden Lä-
cheln, und wandte sich zur Gräfinn Doug-
laß. Meine großmüthige Erretterinn,
sprach sie, sehen hier zween unverwerfli-
che Zeugen der Wahrheit dessen, was ich
Jhnen von meiner Geburt und meinem
Leben sagte; ich danke Gott, daß er mich
den Augenblick erleben lassen, wo Jhr
Herz die Zufriedenheit fühlen kann, daß
Jhre Güte für mich nicht verloren ist.
Nein, fiel Seymour ein, niemals lebte
eine Seele, welche der Verehrung der
ganzen Erde würdiger wäre, als die Da-
me, welche die Gräfinn errettet haben;
so lang ich athmen werde, sollen Sie,
edelmüthige Gräfinn Douglaß, den ewi-
gen Dank dieses Herzens haben. -- Mit

thrä-
S 3

Lady Summers iſt wohl, antwortete ich,
und wird gluͤcklich ſeyn, Sie wieder zu
ſehen; aber die Lady Summers hat
mich hergeleitet; Reue und Gerechtigkeit
riefen meinen Bruder und mich auf. —
Mit einer erhoͤheten Geſichtsfarbe fragte
ſie mich; iſt Lord Seymour Jhr Bru-
der? — Ja, und dieß von der edelſten
Mutter die jemals lebte. Sie antwor-
tete mir nur mit einem bedeutenden Laͤ-
cheln, und wandte ſich zur Graͤfinn Doug-
laß. Meine großmuͤthige Erretterinn,
ſprach ſie, ſehen hier zween unverwerfli-
che Zeugen der Wahrheit deſſen, was ich
Jhnen von meiner Geburt und meinem
Leben ſagte; ich danke Gott, daß er mich
den Augenblick erleben laſſen, wo Jhr
Herz die Zufriedenheit fuͤhlen kann, daß
Jhre Guͤte fuͤr mich nicht verloren iſt.
Nein, fiel Seymour ein, niemals lebte
eine Seele, welche der Verehrung der
ganzen Erde wuͤrdiger waͤre, als die Da-
me, welche die Graͤfinn errettet haben;
ſo lang ich athmen werde, ſollen Sie,
edelmuͤthige Graͤfinn Douglaß, den ewi-
gen Dank dieſes Herzens haben. — Mit

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[277/0283] Lady Summers iſt wohl, antwortete ich, und wird gluͤcklich ſeyn, Sie wieder zu ſehen; aber die Lady Summers hat mich hergeleitet; Reue und Gerechtigkeit riefen meinen Bruder und mich auf. — Mit einer erhoͤheten Geſichtsfarbe fragte ſie mich; iſt Lord Seymour Jhr Bru- der? — Ja, und dieß von der edelſten Mutter die jemals lebte. Sie antwor- tete mir nur mit einem bedeutenden Laͤ- cheln, und wandte ſich zur Graͤfinn Doug- laß. Meine großmuͤthige Erretterinn, ſprach ſie, ſehen hier zween unverwerfli- che Zeugen der Wahrheit deſſen, was ich Jhnen von meiner Geburt und meinem Leben ſagte; ich danke Gott, daß er mich den Augenblick erleben laſſen, wo Jhr Herz die Zufriedenheit fuͤhlen kann, daß Jhre Guͤte fuͤr mich nicht verloren iſt. Nein, fiel Seymour ein, niemals lebte eine Seele, welche der Verehrung der ganzen Erde wuͤrdiger waͤre, als die Da- me, welche die Graͤfinn errettet haben; ſo lang ich athmen werde, ſollen Sie, edelmuͤthige Graͤfinn Douglaß, den ewi- gen Dank dieſes Herzens haben. — Mit thraͤ- S 3

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Zitationshilfe: [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/283>, abgerufen am 22.11.2024.