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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.

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tisch, just wie ihre schönen Haare gekämmt
wurden; ihre Kleidung war von weißem
Musselin, mit rothem Taft, nett an den
Leib angepaßt, dessen ganze Bildung das
vollkommenste Ebenmaaß der griechischen
Schönheit ist; wie reizend sie aussah! ich
nahm ihre Locken, und wand sie unter
ihrem rechten Arme um ihre Hüften.
Milton's Bild der Eva kam mir in den
Sinn. Jch schickte ihr Kammermensch
weg, und bat sie, sich auf einen Augen-
blick zu entkleiden, um mich so glücklich
zu machen, in ihr den Abdruck des ersten
Meisterstücks der Natur zu bewundern.*)
Schamröthe überzog ihr ganzes Gesicht;
aber sie versagte mir meine Bitte gerade zu;
ich drang in sie, und sie sträubte sich so lan-
ge, bis Ungeduld und Begierde mir einga-
ben ihre Kleidung vom Hals an durchzureis-
sen, um auch wider ihren Willen zu meinem
Endzweck zu gelangen. Solltest du glau-
ben, wie sie sich bey einer in unsern Umstän-
den so wenig bedeutenden Freyheit gebehr-

dete?
*) Welche Zumuthung, Mylord Derby? Konn-
ten Sie ihre Zeit nicht besser nehmen. H.
C 5


tiſch, juſt wie ihre ſchoͤnen Haare gekaͤmmt
wurden; ihre Kleidung war von weißem
Muſſelin, mit rothem Taft, nett an den
Leib angepaßt, deſſen ganze Bildung das
vollkommenſte Ebenmaaß der griechiſchen
Schoͤnheit iſt; wie reizend ſie ausſah! ich
nahm ihre Locken, und wand ſie unter
ihrem rechten Arme um ihre Huͤften.
Milton’s Bild der Eva kam mir in den
Sinn. Jch ſchickte ihr Kammermenſch
weg, und bat ſie, ſich auf einen Augen-
blick zu entkleiden, um mich ſo gluͤcklich
zu machen, in ihr den Abdruck des erſten
Meiſterſtuͤcks der Natur zu bewundern.*)
Schamroͤthe uͤberzog ihr ganzes Geſicht;
aber ſie verſagte mir meine Bitte gerade zu;
ich drang in ſie, und ſie ſtraͤubte ſich ſo lan-
ge, bis Ungeduld und Begierde mir einga-
ben ihre Kleidung vom Hals an durchzureiſ-
ſen, um auch wider ihren Willen zu meinem
Endzweck zu gelangen. Sollteſt du glau-
ben, wie ſie ſich bey einer in unſern Umſtaͤn-
den ſo wenig bedeutenden Freyheit gebehr-

dete?
*) Welche Zumuthung, Mylord Derby? Konn-
ten Sie ihre Zeit nicht beſſer nehmen. H.
C 5
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[41/0047] tiſch, juſt wie ihre ſchoͤnen Haare gekaͤmmt wurden; ihre Kleidung war von weißem Muſſelin, mit rothem Taft, nett an den Leib angepaßt, deſſen ganze Bildung das vollkommenſte Ebenmaaß der griechiſchen Schoͤnheit iſt; wie reizend ſie ausſah! ich nahm ihre Locken, und wand ſie unter ihrem rechten Arme um ihre Huͤften. Milton’s Bild der Eva kam mir in den Sinn. Jch ſchickte ihr Kammermenſch weg, und bat ſie, ſich auf einen Augen- blick zu entkleiden, um mich ſo gluͤcklich zu machen, in ihr den Abdruck des erſten Meiſterſtuͤcks der Natur zu bewundern. *) Schamroͤthe uͤberzog ihr ganzes Geſicht; aber ſie verſagte mir meine Bitte gerade zu; ich drang in ſie, und ſie ſtraͤubte ſich ſo lan- ge, bis Ungeduld und Begierde mir einga- ben ihre Kleidung vom Hals an durchzureiſ- ſen, um auch wider ihren Willen zu meinem Endzweck zu gelangen. Sollteſt du glau- ben, wie ſie ſich bey einer in unſern Umſtaͤn- den ſo wenig bedeutenden Freyheit gebehr- dete? *) Welche Zumuthung, Mylord Derby? Konn- ten Sie ihre Zeit nicht beſſer nehmen. H. C 5

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Zitationshilfe: [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/47>, abgerufen am 21.11.2024.