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Lassalle, Ferdinand: Die indirekte Steuer und die Lage der arbeitenden Klassen. Zürich, 1863.

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Verhältnisse jener mit diesen fast gleichstellen etc."
Und über die Einlieger und Heuerlinge im Regierungsbezirk
Potsdam, p. 161: "Jm Allgemeinen ist die Lage dieser Leute
eine haltungslose." Und im Regierungsbezirk Frankfurt, p. 164:
"Das Verhältniß zwischen den gutgestellten Dienstleuten und
den herrenlosen Tagelöhnern wird ein immer ungünstigeres.
Viele von den jüngern Tagelöhnern finden ein festes Unter-
kommen nicht mehr oder sehr schwer, und die größern und kleinern
Grundbesitzervermögen kaum noch allen herrenlosen Tagelöhnern
auch nur einiges Kartoffelland zu gewähren oder aber entziehen
sich dieser Observanz, weil sie durch baaren Tagelohn ihre Ar-
beit billiger herstellen
und so wird denn die eigentliche
Basis für den bisherigen Wohlstand der Tagelöhner, nämlich
die Gelegenheit, sich in ausreichendem Maße die nöthigen Na-
turalien selbst produciren zu können -- immer mehr ge-
fährdet.
Daher das Drängen der Tagelöhner, sich durch
Kauf oder Pacht in den Besitz kleiner Grundstücke zu setzen,
wodurch aber theilweise das entgegengesetzte Resultat her-
beigeführt worden ist, indem bei zu kleinen Parcellen,
oft noch dazu schlechten Landes, die Existenz des Tagelöhners eher
gefährdet als gesichert erscheint." Und zusammenfassend über
die gesammte ländliche Arbeiterbevölkerung im Regierungsbe-
zirk Frankfurt wird p. 172 gesagt: "Die hier ins Auge zu fas-
senden Zustände im südlichen Theile des Kreises Königsberg
anlangend, so kann nicht in Abrede gestellt werden, daß die
physische Kraft der dortigen ländlichen Arbeiter im Abnehmen
ist, theilweise als nothwendige Folge des vorherrschenden Ge-
nusses der Kartoffel und des aus ihr gewonnenen Branntweins,
theilweise -- und dies ist ausschließlich bei den herrenlosen
Tagelöhnern der Fall -- in Folge der durch unzureichenden
Verdienst bedingten, unzureichenden und schlechten
Nahrungsmittel überhaupt.
"

Und über die Lage der Häusler und Colonisten in Schlesien,
Kreis Neumarkt, p. 261: "Jedenfalls haben diese Leute
eine weit unsicherere Stellung als die Heuer-
linge.
"

Und über die früher Robotpflichtigen p. 265: "Unter
diesen Umständen kann diese Klasse dermalen -- besonders wenn
noch Zins für einige 100 Thlr. Schuld zu zahlen ist -- nicht
bestehen,
sofern sie nicht Gelegenheit hat, Land zuzupachten

Verhältniſſe jener mit dieſen faſt gleichſtellen ꝛc.„
Und über die Einlieger und Heuerlinge im Regierungsbezirk
Potsdam, p. 161: „Jm Allgemeinen iſt die Lage dieſer Leute
eine haltungsloſe.“ Und im Regierungsbezirk Frankfurt, p. 164:
„Das Verhältniß zwiſchen den gutgeſtellten Dienſtleuten und
den herrenloſen Tagelöhnern wird ein immer ungünſtigeres.
Viele von den jüngern Tagelöhnern finden ein feſtes Unter-
kommen nicht mehr oder ſehr ſchwer, und die größern und kleinern
Grundbeſitzervermögen kaum noch allen herrenloſen Tagelöhnern
auch nur einiges Kartoffelland zu gewähren oder aber entziehen
ſich dieſer Obſervanz, weil ſie durch baaren Tagelohn ihre Ar-
beit billiger herſtellen
und ſo wird denn die eigentliche
Baſis für den bisherigen Wohlſtand der Tagelöhner, nämlich
die Gelegenheit, ſich in ausreichendem Maße die nöthigen Na-
turalien ſelbſt produciren zu können — immer mehr ge-
fährdet.
Daher das Drängen der Tagelöhner, ſich durch
Kauf oder Pacht in den Beſitz kleiner Grundſtücke zu ſetzen,
wodurch aber theilweiſe das entgegengeſetzte Reſultat her-
beigeführt worden iſt, indem bei zu kleinen Parcellen,
oft noch dazu ſchlechten Landes, die Exiſtenz des Tagelöhners eher
gefährdet als geſichert erſcheint.“ Und zuſammenfaſſend über
die geſammte ländliche Arbeiterbevölkerung im Regierungsbe-
zirk Frankfurt wird p. 172 geſagt: „Die hier ins Auge zu faſ-
ſenden Zuſtände im ſüdlichen Theile des Kreiſes Königsberg
anlangend, ſo kann nicht in Abrede geſtellt werden, daß die
phyſiſche Kraft der dortigen ländlichen Arbeiter im Abnehmen
iſt, theilweiſe als nothwendige Folge des vorherrſchenden Ge-
nuſſes der Kartoffel und des aus ihr gewonnenen Branntweins,
theilweiſe — und dies iſt ausſchließlich bei den herrenloſen
Tagelöhnern der Fall — in Folge der durch unzureichenden
Verdienſt bedingten, unzureichenden und ſchlechten
Nahrungsmittel überhaupt.

Und über die Lage der Häusler und Coloniſten in Schleſien,
Kreis Neumarkt, p. 261: „Jedenfalls haben dieſe Leute
eine weit unſicherere Stellung als die Heuer-
linge.

Und über die früher Robotpflichtigen p. 265: „Unter
dieſen Umſtänden kann dieſe Klaſſe dermalen — beſonders wenn
noch Zins für einige 100 Thlr. Schuld zu zahlen iſt — nicht
beſtehen,
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[82/0088] Verhältniſſe jener mit dieſen faſt gleichſtellen ꝛc.„ Und über die Einlieger und Heuerlinge im Regierungsbezirk Potsdam, p. 161: „Jm Allgemeinen iſt die Lage dieſer Leute eine haltungsloſe.“ Und im Regierungsbezirk Frankfurt, p. 164: „Das Verhältniß zwiſchen den gutgeſtellten Dienſtleuten und den herrenloſen Tagelöhnern wird ein immer ungünſtigeres. Viele von den jüngern Tagelöhnern finden ein feſtes Unter- kommen nicht mehr oder ſehr ſchwer, und die größern und kleinern Grundbeſitzervermögen kaum noch allen herrenloſen Tagelöhnern auch nur einiges Kartoffelland zu gewähren oder aber entziehen ſich dieſer Obſervanz, weil ſie durch baaren Tagelohn ihre Ar- beit billiger herſtellen und ſo wird denn die eigentliche Baſis für den bisherigen Wohlſtand der Tagelöhner, nämlich die Gelegenheit, ſich in ausreichendem Maße die nöthigen Na- turalien ſelbſt produciren zu können — immer mehr ge- fährdet. Daher das Drängen der Tagelöhner, ſich durch Kauf oder Pacht in den Beſitz kleiner Grundſtücke zu ſetzen, wodurch aber theilweiſe das entgegengeſetzte Reſultat her- beigeführt worden iſt, indem bei zu kleinen Parcellen, oft noch dazu ſchlechten Landes, die Exiſtenz des Tagelöhners eher gefährdet als geſichert erſcheint.“ Und zuſammenfaſſend über die geſammte ländliche Arbeiterbevölkerung im Regierungsbe- zirk Frankfurt wird p. 172 geſagt: „Die hier ins Auge zu faſ- ſenden Zuſtände im ſüdlichen Theile des Kreiſes Königsberg anlangend, ſo kann nicht in Abrede geſtellt werden, daß die phyſiſche Kraft der dortigen ländlichen Arbeiter im Abnehmen iſt, theilweiſe als nothwendige Folge des vorherrſchenden Ge- nuſſes der Kartoffel und des aus ihr gewonnenen Branntweins, theilweiſe — und dies iſt ausſchließlich bei den herrenloſen Tagelöhnern der Fall — in Folge der durch unzureichenden Verdienſt bedingten, unzureichenden und ſchlechten Nahrungsmittel überhaupt.“ Und über die Lage der Häusler und Coloniſten in Schleſien, Kreis Neumarkt, p. 261: „Jedenfalls haben dieſe Leute eine weit unſicherere Stellung als die Heuer- linge.“ Und über die früher Robotpflichtigen p. 265: „Unter dieſen Umſtänden kann dieſe Klaſſe dermalen — beſonders wenn noch Zins für einige 100 Thlr. Schuld zu zahlen iſt — nicht beſtehen, ſofern ſie nicht Gelegenheit hat, Land zuzupachten

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Zitationshilfe: Lassalle, Ferdinand: Die indirekte Steuer und die Lage der arbeitenden Klassen. Zürich, 1863, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lassalle_steuer_1863/88>, abgerufen am 13.05.2024.