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Lassalle, Ferdinand: Die indirekte Steuer und die Lage der arbeitenden Klassen. Zürich, 1863.

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oder Arbeit beim Dominio zu erlangen. Viele wünschen daher,
die ersehnte und erstrebte Freiheit nicht erlangt zu haben."

Und zusammenfassend über die Lage der Häusler in ganz
Schlesien, p. 268: "Aus diesen Schilderungen geht hervor, daß
die Lage dieser Leute häufig keine bessere ist als die der be-
sitzlosen Arbeiter;
nur im Regierungsbezirk Liegnitz ge-
stalten sich ihre Verhältnisse durchweg günstiger. Jm Allge-
meinen steht sich der Häusler da, wo noch Ueberbleibsel des
Dresch- (Robot) Gärtner-Verhältnisses geblieben, besser etc."

Und, um cursorischer zu Werke zu gehen, heißt es über die
Lage der Heuerlinge, Regierungsbezirk Oppeln, p. 276: "Der-
malen befindet sich ein großer Theil der ganz besitzlosen Arbeiter-
klasse wegen unzureichender Arbeit und weil für sie in keiner
Zeit eine Nebenbeschäftigung vorhanden, selbst bei billigen
Nahrungspreisen, fast in beständigem Nahrungs-
mangel.
"

Und eine allgemeine Schilderung der Lage aller ländlichen
Arbeiter im Regierungsbezirk Oppeln gebend sagt Professor
v. Lengerke p. 292 mit gesperrter Schrift: "Größtentheils
erreicht diese Klasse Menschen kein hohes Alter,
woran natürlich die schlechte Lebensweise, über-
mäßige Arbeit und der Nahrungskummer Schuld ist.
"

Eben so heißt es von Westphalen, Regierungsbezirk Arns-
berg, p. 355: "Auch in diesem Bezirke -- (wie nämlich vorher
schon p. 354 von dem Regierungsbezirk Münster gesagt worden
war) -- stimmt die Lage der fraglichen Arbeiterklasse (der Häusler)
mit der der dritten Klasse der Heuerlinge im Wesentlichen überein."

Noch schlimmer in der Rheinprovinz, wo es von den Häus-
lern im Regierungsbezirk Düsseldorf p. 380 heißt: "Die Vor-
züge der Lage dieser Leute sind mehr scheinbar, da deren Eigen-
thum gemeinhin zu einer solchen Höhe mit Schulden belastet
ist, daß der Zinsenbetrag dem Belaufe der Miethe, welche ein
Einlieger oder Heuerling entrichten muß, mehr oder minder an-
nähernd gleich kommt. Der einzig reelle Vortheil für sie besteht
nur darin, daß sie einen festen Grund und Boden haben, wo
sie ihre kümmerliche Existenz fristen."

Und von den Häuslern im Regierungsbezirk Coblenz heißt
es, wodurch zugleich gelegentlich ein Punkt noch weiter constatirt
wird, den ich Jhnen schon früher nachgewiesen habe, p. 381:
"Jhre Lage wird noch dadurch verschlimmert, daß

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oder Arbeit beim Dominio zu erlangen. Viele wünſchen daher,
die erſehnte und erſtrebte Freiheit nicht erlangt zu haben.“

Und zuſammenfaſſend über die Lage der Häusler in ganz
Schleſien, p. 268: „Aus dieſen Schilderungen geht hervor, daß
die Lage dieſer Leute häufig keine beſſere iſt als die der be-
ſitzloſen Arbeiter;
nur im Regierungsbezirk Liegnitz ge-
ſtalten ſich ihre Verhältniſſe durchweg günſtiger. Jm Allge-
meinen ſteht ſich der Häusler da, wo noch Ueberbleibſel des
Dreſch- (Robot) Gärtner-Verhältniſſes geblieben, beſſer ꝛc.“

Und, um curſoriſcher zu Werke zu gehen, heißt es über die
Lage der Heuerlinge, Regierungsbezirk Oppeln, p. 276: „Der-
malen befindet ſich ein großer Theil der ganz beſitzloſen Arbeiter-
klaſſe wegen unzureichender Arbeit und weil für ſie in keiner
Zeit eine Nebenbeſchäftigung vorhanden, ſelbſt bei billigen
Nahrungspreiſen, faſt in beſtändigem Nahrungs-
mangel.

Und eine allgemeine Schilderung der Lage aller ländlichen
Arbeiter im Regierungsbezirk Oppeln gebend ſagt Profeſſor
v. Lengerke p. 292 mit geſperrter Schrift: „Größtentheils
erreicht dieſe Klaſſe Menſchen kein hohes Alter,
woran natürlich die ſchlechte Lebensweiſe, über-
mäßige Arbeit und der Nahrungskummer Schuld iſt.

Eben ſo heißt es von Weſtphalen, Regierungsbezirk Arns-
berg, p. 355: „Auch in dieſem Bezirke — (wie nämlich vorher
ſchon p. 354 von dem Regierungsbezirk Münſter geſagt worden
war) — ſtimmt die Lage der fraglichen Arbeiterklaſſe (der Häusler)
mit der der dritten Klaſſe der Heuerlinge im Weſentlichen überein.“

Noch ſchlimmer in der Rheinprovinz, wo es von den Häus-
lern im Regierungsbezirk Düſſeldorf p. 380 heißt: „Die Vor-
züge der Lage dieſer Leute ſind mehr ſcheinbar, da deren Eigen-
thum gemeinhin zu einer ſolchen Höhe mit Schulden belaſtet
iſt, daß der Zinſenbetrag dem Belaufe der Miethe, welche ein
Einlieger oder Heuerling entrichten muß, mehr oder minder an-
nähernd gleich kommt. Der einzig reelle Vortheil für ſie beſteht
nur darin, daß ſie einen feſten Grund und Boden haben, wo
ſie ihre kümmerliche Exiſtenz friſten.“

Und von den Häuslern im Regierungsbezirk Coblenz heißt
es, wodurch zugleich gelegentlich ein Punkt noch weiter conſtatirt
wird, den ich Jhnen ſchon früher nachgewieſen habe, p. 381:
Jhre Lage wird noch dadurch verſchlimmert, daß

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[83/0089] oder Arbeit beim Dominio zu erlangen. Viele wünſchen daher, die erſehnte und erſtrebte Freiheit nicht erlangt zu haben.“ Und zuſammenfaſſend über die Lage der Häusler in ganz Schleſien, p. 268: „Aus dieſen Schilderungen geht hervor, daß die Lage dieſer Leute häufig keine beſſere iſt als die der be- ſitzloſen Arbeiter; nur im Regierungsbezirk Liegnitz ge- ſtalten ſich ihre Verhältniſſe durchweg günſtiger. Jm Allge- meinen ſteht ſich der Häusler da, wo noch Ueberbleibſel des Dreſch- (Robot) Gärtner-Verhältniſſes geblieben, beſſer ꝛc.“ Und, um curſoriſcher zu Werke zu gehen, heißt es über die Lage der Heuerlinge, Regierungsbezirk Oppeln, p. 276: „Der- malen befindet ſich ein großer Theil der ganz beſitzloſen Arbeiter- klaſſe wegen unzureichender Arbeit und weil für ſie in keiner Zeit eine Nebenbeſchäftigung vorhanden, ſelbſt bei billigen Nahrungspreiſen, faſt in beſtändigem Nahrungs- mangel.“ Und eine allgemeine Schilderung der Lage aller ländlichen Arbeiter im Regierungsbezirk Oppeln gebend ſagt Profeſſor v. Lengerke p. 292 mit geſperrter Schrift: „Größtentheils erreicht dieſe Klaſſe Menſchen kein hohes Alter, woran natürlich die ſchlechte Lebensweiſe, über- mäßige Arbeit und der Nahrungskummer Schuld iſt.“ Eben ſo heißt es von Weſtphalen, Regierungsbezirk Arns- berg, p. 355: „Auch in dieſem Bezirke — (wie nämlich vorher ſchon p. 354 von dem Regierungsbezirk Münſter geſagt worden war) — ſtimmt die Lage der fraglichen Arbeiterklaſſe (der Häusler) mit der der dritten Klaſſe der Heuerlinge im Weſentlichen überein.“ Noch ſchlimmer in der Rheinprovinz, wo es von den Häus- lern im Regierungsbezirk Düſſeldorf p. 380 heißt: „Die Vor- züge der Lage dieſer Leute ſind mehr ſcheinbar, da deren Eigen- thum gemeinhin zu einer ſolchen Höhe mit Schulden belaſtet iſt, daß der Zinſenbetrag dem Belaufe der Miethe, welche ein Einlieger oder Heuerling entrichten muß, mehr oder minder an- nähernd gleich kommt. Der einzig reelle Vortheil für ſie beſteht nur darin, daß ſie einen feſten Grund und Boden haben, wo ſie ihre kümmerliche Exiſtenz friſten.“ Und von den Häuslern im Regierungsbezirk Coblenz heißt es, wodurch zugleich gelegentlich ein Punkt noch weiter conſtatirt wird, den ich Jhnen ſchon früher nachgewieſen habe, p. 381: „Jhre Lage wird noch dadurch verſchlimmert, daß 6 *

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Zitationshilfe: Lassalle, Ferdinand: Die indirekte Steuer und die Lage der arbeitenden Klassen. Zürich, 1863, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lassalle_steuer_1863/89>, abgerufen am 12.05.2024.