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Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890.

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Die Mischung: Petrus Aureolus.
von welchem selbständigere Regungen zu Gunsten der Natur-
wissenschaft nunmehr überhaupt auszugehen beginnen. Die
Theorie der substanziellen Formen wird unterminiert durch
die Geltung, welche die materielle Substanz gewinnt.

Bei Petrus Aureolus (+ 1321) findet sich in der Mischungs-
frage eine Art von Vermittelungsversuch. Er nimmt an, daß
die Formen der Bestandteile in der Mischung nicht nur virtute
sondern secundum aliquid sui bleiben, daß irgend etwas Reales,
was ein realer Teil des Elementes war, auch in die Verbindung
eingeht.1 Von den empirischen Gründen, welche er dafür an-
führt, ist derjenige bemerkenswert, daß die Zusammensetzung
der Nahrungsmittel aus verschiedenen Elementen für die Er-
nährung nicht gleichgiltig sei. Er meint, daß zwar nicht das
Element unverändert, aber ein Teil desselben, eine "Realität"
des Elements in der Verbindung enthalten sei; diese "Realität"
unterscheidet er von dem Elemente selbst und dessen sub-
stanzieller Form. Die Zahl der Namen für wenig klare Be-
griffe ist dadurch wieder um einen neuen vermehrt, aber doch
aus dem richtigen Gefühle, daß mit den vorhandenen Auf-
fassungen der Widerspruch nicht lösbar sei.

Es ist nicht notwendig, die vorliegende Frage hier weiter
ins Einzelne zu verfolgen. Im Allgemeinen vermehrt sich vom
14. Jahrhundert an die Zahl der Anhänger der Lehre vom Be-
harren der Elemente, wenn man von der Menge der Theologen
absieht, die lediglich in der strengen Zucht der Schule des
Thomismus oder Scotismus stehen. Die Verteidiger des Be-
harrens der Elemente schließen sich mehr oder weniger an
Albertus Magnus oder an Averroes an, indem die Remissio
der Formen, für welche Scotus eingetreten war, der Auffassung
des Averroes entgegenkam.2 Aus dem Ende des 15. Jahr-
hunderts sei genannt der Kommentator des Averroes, Zimara,
der in allen streitigen Fragen zwischen diesem und Aristoteles

1 Ausführlich über die vorliegende Frage bei Aureolus handelt Pfeiffer,
a. a. O. S. 44--54, an dessen Ausführungen ich mich hier anschließe.
2 Eine ausführliche Darstellung der Gründe und Gegengründe in der
Frage über das Verhältnis der Bestandteile zur Mischung findet man bei
Toletus, In lib. I de gener. et corrupt. Arist. Quaest. 17 u. 18. Col. Agr. 1615,
ch. 299 col. 3 ff. und namentlich in Comment. Collegii Conimbricensis in lib. I
Arist. de gen. et corr. Moguntiae 1600. Quaest. III. p. 356 ff.

Die Mischung: Petrus Aureolus.
von welchem selbständigere Regungen zu Gunsten der Natur-
wissenschaft nunmehr überhaupt auszugehen beginnen. Die
Theorie der substanziellen Formen wird unterminiert durch
die Geltung, welche die materielle Substanz gewinnt.

Bei Petrus Aureolus († 1321) findet sich in der Mischungs-
frage eine Art von Vermittelungsversuch. Er nimmt an, daß
die Formen der Bestandteile in der Mischung nicht nur virtute
sondern secundum aliquid sui bleiben, daß irgend etwas Reales,
was ein realer Teil des Elementes war, auch in die Verbindung
eingeht.1 Von den empirischen Gründen, welche er dafür an-
führt, ist derjenige bemerkenswert, daß die Zusammensetzung
der Nahrungsmittel aus verschiedenen Elementen für die Er-
nährung nicht gleichgiltig sei. Er meint, daß zwar nicht das
Element unverändert, aber ein Teil desselben, eine „Realität‟
des Elements in der Verbindung enthalten sei; diese „Realität‟
unterscheidet er von dem Elemente selbst und dessen sub-
stanzieller Form. Die Zahl der Namen für wenig klare Be-
griffe ist dadurch wieder um einen neuen vermehrt, aber doch
aus dem richtigen Gefühle, daß mit den vorhandenen Auf-
fassungen der Widerspruch nicht lösbar sei.

Es ist nicht notwendig, die vorliegende Frage hier weiter
ins Einzelne zu verfolgen. Im Allgemeinen vermehrt sich vom
14. Jahrhundert an die Zahl der Anhänger der Lehre vom Be-
harren der Elemente, wenn man von der Menge der Theologen
absieht, die lediglich in der strengen Zucht der Schule des
Thomismus oder Scotismus stehen. Die Verteidiger des Be-
harrens der Elemente schließen sich mehr oder weniger an
Albertus Magnus oder an Averroes an, indem die Remissio
der Formen, für welche Scotus eingetreten war, der Auffassung
des Averroes entgegenkam.2 Aus dem Ende des 15. Jahr-
hunderts sei genannt der Kommentator des Averroes, Zimara,
der in allen streitigen Fragen zwischen diesem und Aristoteles

1 Ausführlich über die vorliegende Frage bei Aureolus handelt Pfeiffer,
a. a. O. S. 44—54, an dessen Ausführungen ich mich hier anschließe.
2 Eine ausführliche Darstellung der Gründe und Gegengründe in der
Frage über das Verhältnis der Bestandteile zur Mischung findet man bei
Toletus, In lib. I de gener. et corrupt. Arist. Quaest. 17 u. 18. Col. Agr. 1615,
ch. 299 col. 3 ff. und namentlich in Comment. Collegii Conimbricensis in lib. I
Arist. de gen. et corr. Moguntiae 1600. Quaest. III. p. 356 ff.
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[253/0271] Die Mischung: Petrus Aureolus. von welchem selbständigere Regungen zu Gunsten der Natur- wissenschaft nunmehr überhaupt auszugehen beginnen. Die Theorie der substanziellen Formen wird unterminiert durch die Geltung, welche die materielle Substanz gewinnt. Bei Petrus Aureolus († 1321) findet sich in der Mischungs- frage eine Art von Vermittelungsversuch. Er nimmt an, daß die Formen der Bestandteile in der Mischung nicht nur virtute sondern secundum aliquid sui bleiben, daß irgend etwas Reales, was ein realer Teil des Elementes war, auch in die Verbindung eingeht. 1 Von den empirischen Gründen, welche er dafür an- führt, ist derjenige bemerkenswert, daß die Zusammensetzung der Nahrungsmittel aus verschiedenen Elementen für die Er- nährung nicht gleichgiltig sei. Er meint, daß zwar nicht das Element unverändert, aber ein Teil desselben, eine „Realität‟ des Elements in der Verbindung enthalten sei; diese „Realität‟ unterscheidet er von dem Elemente selbst und dessen sub- stanzieller Form. Die Zahl der Namen für wenig klare Be- griffe ist dadurch wieder um einen neuen vermehrt, aber doch aus dem richtigen Gefühle, daß mit den vorhandenen Auf- fassungen der Widerspruch nicht lösbar sei. Es ist nicht notwendig, die vorliegende Frage hier weiter ins Einzelne zu verfolgen. Im Allgemeinen vermehrt sich vom 14. Jahrhundert an die Zahl der Anhänger der Lehre vom Be- harren der Elemente, wenn man von der Menge der Theologen absieht, die lediglich in der strengen Zucht der Schule des Thomismus oder Scotismus stehen. Die Verteidiger des Be- harrens der Elemente schließen sich mehr oder weniger an Albertus Magnus oder an Averroes an, indem die Remissio der Formen, für welche Scotus eingetreten war, der Auffassung des Averroes entgegenkam. 2 Aus dem Ende des 15. Jahr- hunderts sei genannt der Kommentator des Averroes, Zimara, der in allen streitigen Fragen zwischen diesem und Aristoteles 1 Ausführlich über die vorliegende Frage bei Aureolus handelt Pfeiffer, a. a. O. S. 44—54, an dessen Ausführungen ich mich hier anschließe. 2 Eine ausführliche Darstellung der Gründe und Gegengründe in der Frage über das Verhältnis der Bestandteile zur Mischung findet man bei Toletus, In lib. I de gener. et corrupt. Arist. Quaest. 17 u. 18. Col. Agr. 1615, ch. 299 col. 3 ff. und namentlich in Comment. Collegii Conimbricensis in lib. I Arist. de gen. et corr. Moguntiae 1600. Quaest. III. p. 356 ff.

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Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_atom01_1890/271>, abgerufen am 24.11.2024.