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Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890.

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Cusanus: Elemente.
ist auch die Zeit als Explikation des Momentes, die Bewegung
als Explikation der Ruhe, d. h. als reihenweise Ordnung der
Ruhezustände zu fassen.1

Das von der Scholastik vergeblich behandelte Problem,
den Begriff des unteilbaren Punktes, diesen als starre Größe
gedacht, mit dem Begriff des Kontinuums in widerspruchslose
Verbindung zu bringen, wird hier zum ersten Male von neuer
Seite angegriffen und damit zugleich der atomistischen Auf-
fassung der Körperwelt ein neuer Weg gebahnt.

Die Elemente der Physik sind nicht rein, sondern selbst zu-
sammengesetzt, elementiert. Die absolut reinen Elemente können
nicht in Wirklichkeit für sich bestehen, das Elementierte ist nicht
in die reinen Elemente auflösbar. Denn das wirklich Einfache
gehört nur dem Intellekt an, nicht der Wirklichkeit; die Auflösung
kann nicht bis zu dem Einfachen hinreichen, das Einfache entbehrt
der Fähigkeit actu für sich zu bestehen. In der sinnlichen Welt gibt
es keine Punkte, sondern nur Körper. Zur Bestimmung eines
Körpers aber sind vier Punkte notwendig. Daraus wird geschlossen,
daß die Zahl der Elemente für die Körperwelt 4 beträgt.2

Sein einheitliches Maß, das Mittel der Ordnung, sucht der
Geist zunächst in der physischen Welt. Hier ist zur Ver-
gleichung der verschiedenen Körper das beste Mittel ihr spezi-
fisches Gewicht. Wenn man die Unterschiede der spezifischen Ge-
wichte bestimmte, so würde man mit größerer Sicherheit der Ver-
mutung in die Geheimnisse der Natur eindringen können, als bisher.3

1 A. a. O. p. 163.
2 De conjecturis 1. II. c. 4. p. 97. Unitatem cujusque regionis, in con-
tinua alteritate ejusdem absorptam, ut non in se simpliciter subsistere queat,
propter puritatem actus aut unitatis ejus, elementum appello. Non est igitur
elementatum in simplicia elementa resolubile, cum resolutio ad simplex per-
tingere nequeat, careatque ipsum simplex elementum virtute actu subsistendi.
Sensibilis hic mundus nihil superficie simplicius attingit, rationalis vero simplicem
lineam superficiei anteponit, intellectualis autem indivisibile puncture lineae
praefert. (So sind Buchstaben, Worte, Sätze die Elemente, die Rede das
Elementierte.) Cum prima superficies tribus indigeat punctis, quae in se
tamen subsistere nequit, sufficiantque quatuor puncta, quatuor superficiebus ad
primum corporis soliditatem necessariis: conjicitur, quatuor elementa ad perfecti
compositionem necessaria.
3 Über die spezifischen Gewichte handelt Idiotae liber IV. De staticis
experimentis.
Daselbst p. 172: Ego per ponderum differentiam arbitror ad
rerum secreta verius pertingi et multa sciri posse verisimiliori conjectura.

Cusanus: Elemente.
ist auch die Zeit als Explikation des Momentes, die Bewegung
als Explikation der Ruhe, d. h. als reihenweise Ordnung der
Ruhezustände zu fassen.1

Das von der Scholastik vergeblich behandelte Problem,
den Begriff des unteilbaren Punktes, diesen als starre Größe
gedacht, mit dem Begriff des Kontinuums in widerspruchslose
Verbindung zu bringen, wird hier zum ersten Male von neuer
Seite angegriffen und damit zugleich der atomistischen Auf-
fassung der Körperwelt ein neuer Weg gebahnt.

Die Elemente der Physik sind nicht rein, sondern selbst zu-
sammengesetzt, elementiert. Die absolut reinen Elemente können
nicht in Wirklichkeit für sich bestehen, das Elementierte ist nicht
in die reinen Elemente auflösbar. Denn das wirklich Einfache
gehört nur dem Intellekt an, nicht der Wirklichkeit; die Auflösung
kann nicht bis zu dem Einfachen hinreichen, das Einfache entbehrt
der Fähigkeit actu für sich zu bestehen. In der sinnlichen Welt gibt
es keine Punkte, sondern nur Körper. Zur Bestimmung eines
Körpers aber sind vier Punkte notwendig. Daraus wird geschlossen,
daß die Zahl der Elemente für die Körperwelt 4 beträgt.2

Sein einheitliches Maß, das Mittel der Ordnung, sucht der
Geist zunächst in der physischen Welt. Hier ist zur Ver-
gleichung der verschiedenen Körper das beste Mittel ihr spezi-
fisches Gewicht. Wenn man die Unterschiede der spezifischen Ge-
wichte bestimmte, so würde man mit größerer Sicherheit der Ver-
mutung in die Geheimnisse der Natur eindringen können, als bisher.3

1 A. a. O. p. 163.
2 De conjecturis 1. II. c. 4. p. 97. Unitatem cujusque regionis, in con-
tinua alteritate ejusdem absorptam, ut non in se simpliciter subsistere queat,
propter puritatem actus aut unitatis ejus, elementum appello. Non est igitur
elementatum in simplicia elementa resolubile, cum resolutio ad simplex per-
tingere nequeat, careatque ipsum simplex elementum virtute actu subsistendi.
Sensibilis hic mundus nihil superficie simplicius attingit, rationalis vero simplicem
lineam superficiei anteponit, intellectualis autem indivisibile puncture lineae
praefert. (So sind Buchstaben, Worte, Sätze die Elemente, die Rede das
Elementierte.) Cum prima superficies tribus indigeat punctis, quae in se
tamen subsistere nequit, sufficiantque quatuor puncta, quatuor superficiebus ad
primum corporis soliditatem necessariis: conjicitur, quatuor elementa ad perfecti
compositionem necessaria.
3 Über die spezifischen Gewichte handelt Idiotae liber IV. De staticis
experimentis.
Daselbst p. 172: Ego per ponderum differentiam arbitror ad
rerum secreta verius pertingi et multa sciri posse verisimiliori conjectura.
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[278/0296] Cusanus: Elemente. ist auch die Zeit als Explikation des Momentes, die Bewegung als Explikation der Ruhe, d. h. als reihenweise Ordnung der Ruhezustände zu fassen. 1 Das von der Scholastik vergeblich behandelte Problem, den Begriff des unteilbaren Punktes, diesen als starre Größe gedacht, mit dem Begriff des Kontinuums in widerspruchslose Verbindung zu bringen, wird hier zum ersten Male von neuer Seite angegriffen und damit zugleich der atomistischen Auf- fassung der Körperwelt ein neuer Weg gebahnt. Die Elemente der Physik sind nicht rein, sondern selbst zu- sammengesetzt, elementiert. Die absolut reinen Elemente können nicht in Wirklichkeit für sich bestehen, das Elementierte ist nicht in die reinen Elemente auflösbar. Denn das wirklich Einfache gehört nur dem Intellekt an, nicht der Wirklichkeit; die Auflösung kann nicht bis zu dem Einfachen hinreichen, das Einfache entbehrt der Fähigkeit actu für sich zu bestehen. In der sinnlichen Welt gibt es keine Punkte, sondern nur Körper. Zur Bestimmung eines Körpers aber sind vier Punkte notwendig. Daraus wird geschlossen, daß die Zahl der Elemente für die Körperwelt 4 beträgt. 2 Sein einheitliches Maß, das Mittel der Ordnung, sucht der Geist zunächst in der physischen Welt. Hier ist zur Ver- gleichung der verschiedenen Körper das beste Mittel ihr spezi- fisches Gewicht. Wenn man die Unterschiede der spezifischen Ge- wichte bestimmte, so würde man mit größerer Sicherheit der Ver- mutung in die Geheimnisse der Natur eindringen können, als bisher. 3 1 A. a. O. p. 163. 2 De conjecturis 1. II. c. 4. p. 97. Unitatem cujusque regionis, in con- tinua alteritate ejusdem absorptam, ut non in se simpliciter subsistere queat, propter puritatem actus aut unitatis ejus, elementum appello. Non est igitur elementatum in simplicia elementa resolubile, cum resolutio ad simplex per- tingere nequeat, careatque ipsum simplex elementum virtute actu subsistendi. Sensibilis hic mundus nihil superficie simplicius attingit, rationalis vero simplicem lineam superficiei anteponit, intellectualis autem indivisibile puncture lineae praefert. (So sind Buchstaben, Worte, Sätze die Elemente, die Rede das Elementierte.) Cum prima superficies tribus indigeat punctis, quae in se tamen subsistere nequit, sufficiantque quatuor puncta, quatuor superficiebus ad primum corporis soliditatem necessariis: conjicitur, quatuor elementa ad perfecti compositionem necessaria. 3 Über die spezifischen Gewichte handelt Idiotae liber IV. De staticis experimentis. Daselbst p. 172: Ego per ponderum differentiam arbitror ad rerum secreta verius pertingi et multa sciri posse verisimiliori conjectura.

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Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_atom01_1890/296>, abgerufen am 23.11.2024.