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Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890.

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Bacon: Für die Atomistik.
früheren oder späteren Schriften in Betracht zieht. In den
ersteren ist er ein ausgesprochener Anhänger der Atomistik,
im Novum Organon dagegen hebt er die Grundlage der Ato-
mistik auf und läßt nur ihre relative Verwertung in der Phy-
sik als Korpuskulartheorie gelten.

Am ausführlichsten spricht sich Bacon über seine Ansicht
von den Grundeigenschaften der Materie in der kleinen Schrift
aus, welche den Titel führt: Cogitationes de natura rerum.1 Es
folgt hier zunächst eine Darstellung seiner Lehre im Anschluß
an seine eigenen Worte.

Die Ansicht des Demokrit von den Atomen, sagt Ba-
con
, ist entweder wahr oder doch geeignet, zur Erklärung
mit Nutzen angewendet zu werden. Denn es ist nicht leicht,
die der Natur eigne Subtilität, wie man sie in den Dingen
findet, mit dem Denken zu erfassen oder mit Worten auszu-
drücken, wenn man nicht das Atom voraussetzt. Man kann
aber den Atombegriff in zweierlei Weisen fassen, welche nicht
sehr voneinander verschieden sind; entweder nämlich erklärt
man das Atom als die äußerste Grenze der Zerlegung der Kör-
per, als das kleinste Teilchen derselben; oder als einen Körper,
welcher keinen leeren Raum enthält.

Was die erste Erklärung betrifft, so kann zweierlei als un-
leugbar sicher angesehen werden; erstens, daß es in der Natur
eine Teilbarkeit und Zerkleinerung gibt, welche an Feinheit
alles, was uns unmittelbar sichtbar ist, bei weitem übertrifft;
und zweitens, daß diese Zerteilung doch nicht ins Unendliche
fortgehen kann. Denn bei gehöriger Aufmerksamkeit findet
man bei den zusammenhängenden Körpern Teilchen von viel
größerer Feinheit, als bei den durch Zerbrechung zerkleinerten.
So sieht man zum Beispiel, daß ein kleiner Zusatz von Safran
ein großes Gefäß voll Wasser merklich färbt, was auf eine
viel feinere Zerteilung des Safrans durch das Wasser schließen
läßt, als durch die sorgfältigste Pulverisierung möglich ist.

1 Sie befindet sich unter den Schriften, welche Isaac Gruter unter dem
Gesamttitel "Francisci Baconi de Verulamio Scripta in universali philosophia"
1653 herausgegeben hat, und ist bereits vor 1605 verfaßt. In der uns vor-
liegenden Ausgabe Amstelod. 1685, T. III p. 313 ff. Eine ausführliche Dar-
stellung s. bei Schaller, Gesch. d. Naturph. I S. 65 ff.

Bacon: Für die Atomistik.
früheren oder späteren Schriften in Betracht zieht. In den
ersteren ist er ein ausgesprochener Anhänger der Atomistik,
im Novum Organon dagegen hebt er die Grundlage der Ato-
mistik auf und läßt nur ihre relative Verwertung in der Phy-
sik als Korpuskulartheorie gelten.

Am ausführlichsten spricht sich Bacon über seine Ansicht
von den Grundeigenschaften der Materie in der kleinen Schrift
aus, welche den Titel führt: Cogitationes de natura rerum.1 Es
folgt hier zunächst eine Darstellung seiner Lehre im Anschluß
an seine eigenen Worte.

Die Ansicht des Demokrit von den Atomen, sagt Ba-
con
, ist entweder wahr oder doch geeignet, zur Erklärung
mit Nutzen angewendet zu werden. Denn es ist nicht leicht,
die der Natur eigne Subtilität, wie man sie in den Dingen
findet, mit dem Denken zu erfassen oder mit Worten auszu-
drücken, wenn man nicht das Atom voraussetzt. Man kann
aber den Atombegriff in zweierlei Weisen fassen, welche nicht
sehr voneinander verschieden sind; entweder nämlich erklärt
man das Atom als die äußerste Grenze der Zerlegung der Kör-
per, als das kleinste Teilchen derselben; oder als einen Körper,
welcher keinen leeren Raum enthält.

Was die erste Erklärung betrifft, so kann zweierlei als un-
leugbar sicher angesehen werden; erstens, daß es in der Natur
eine Teilbarkeit und Zerkleinerung gibt, welche an Feinheit
alles, was uns unmittelbar sichtbar ist, bei weitem übertrifft;
und zweitens, daß diese Zerteilung doch nicht ins Unendliche
fortgehen kann. Denn bei gehöriger Aufmerksamkeit findet
man bei den zusammenhängenden Körpern Teilchen von viel
größerer Feinheit, als bei den durch Zerbrechung zerkleinerten.
So sieht man zum Beispiel, daß ein kleiner Zusatz von Safran
ein großes Gefäß voll Wasser merklich färbt, was auf eine
viel feinere Zerteilung des Safrans durch das Wasser schließen
läßt, als durch die sorgfältigste Pulverisierung möglich ist.

1 Sie befindet sich unter den Schriften, welche Isaac Gruter unter dem
Gesamttitel „Francisci Baconi de Verulamio Scripta in universali philosophia
1653 herausgegeben hat, und ist bereits vor 1605 verfaßt. In der uns vor-
liegenden Ausgabe Amstelod. 1685, T. III p. 313 ff. Eine ausführliche Dar-
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[424/0442] Bacon: Für die Atomistik. früheren oder späteren Schriften in Betracht zieht. In den ersteren ist er ein ausgesprochener Anhänger der Atomistik, im Novum Organon dagegen hebt er die Grundlage der Ato- mistik auf und läßt nur ihre relative Verwertung in der Phy- sik als Korpuskulartheorie gelten. Am ausführlichsten spricht sich Bacon über seine Ansicht von den Grundeigenschaften der Materie in der kleinen Schrift aus, welche den Titel führt: Cogitationes de natura rerum. 1 Es folgt hier zunächst eine Darstellung seiner Lehre im Anschluß an seine eigenen Worte. Die Ansicht des Demokrit von den Atomen, sagt Ba- con, ist entweder wahr oder doch geeignet, zur Erklärung mit Nutzen angewendet zu werden. Denn es ist nicht leicht, die der Natur eigne Subtilität, wie man sie in den Dingen findet, mit dem Denken zu erfassen oder mit Worten auszu- drücken, wenn man nicht das Atom voraussetzt. Man kann aber den Atombegriff in zweierlei Weisen fassen, welche nicht sehr voneinander verschieden sind; entweder nämlich erklärt man das Atom als die äußerste Grenze der Zerlegung der Kör- per, als das kleinste Teilchen derselben; oder als einen Körper, welcher keinen leeren Raum enthält. Was die erste Erklärung betrifft, so kann zweierlei als un- leugbar sicher angesehen werden; erstens, daß es in der Natur eine Teilbarkeit und Zerkleinerung gibt, welche an Feinheit alles, was uns unmittelbar sichtbar ist, bei weitem übertrifft; und zweitens, daß diese Zerteilung doch nicht ins Unendliche fortgehen kann. Denn bei gehöriger Aufmerksamkeit findet man bei den zusammenhängenden Körpern Teilchen von viel größerer Feinheit, als bei den durch Zerbrechung zerkleinerten. So sieht man zum Beispiel, daß ein kleiner Zusatz von Safran ein großes Gefäß voll Wasser merklich färbt, was auf eine viel feinere Zerteilung des Safrans durch das Wasser schließen läßt, als durch die sorgfältigste Pulverisierung möglich ist. 1 Sie befindet sich unter den Schriften, welche Isaac Gruter unter dem Gesamttitel „Francisci Baconi de Verulamio Scripta in universali philosophia‟ 1653 herausgegeben hat, und ist bereits vor 1605 verfaßt. In der uns vor- liegenden Ausgabe Amstelod. 1685, T. III p. 313 ff. Eine ausführliche Dar- stellung s. bei Schaller, Gesch. d. Naturph. I S. 65 ff.

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Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890, S. 424. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_atom01_1890/442>, abgerufen am 22.11.2024.