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Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890.

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Basso: Verdampfung. Molekeln.
unter sonst gleichen Umständen die Mischung. Daher kommt
es, daß viele Dinge, die für die Sinne und äußerlich sehr kalt
sind, innerlich sehr viel Wärme enthalten können. Bei der
Verbrennung nehmen somit die Körper nicht, wie Aristoteles
fälschlich behauptet hat, Wärmeteilchen auf, sondern vielmehr
verlieren sie die meisten derselben, indem diese zwischen
den kalten Teilchen hervortreten, fortfliegen und wirksam
werden.1

Die Verdampfung des Wassers, dessen Dämpfe nicht
Luft, sondern wasserartiger Natur und dichter
als Luft seien,
erklärt Basso in folgender Weise: Die Feuer-
teilchen dringen in das Wasser ein, treiben die Wasserteilchen,
die vordem zusammenhingen, auseinander, wodurch das jetzt
dünner gewordene Wasser durchsichtig wird, und reißen die
Wasserteilchen mit in die Höhe. Wird der Dampf abgekühlt
(oder hält man ihm ein Metall oder Glas entgegen), so werden
die Feuerteilchen durch die Kälte herausgetrieben (oder durch
die freien Poren des Metalls etc. durchgelassen) und der Dampf
wird wieder zu Wasser.2

Hier also ist ebenso wie bei Gorlaeus schon die Unter-
scheidung zwischen Wasserdampf und Luft durchgeführt, wie
sich dies als eine notwendige Konsequenz aus der Unveränder-
lichkeit der Elementarteilchen ergibt.

In Bezug auf die Natur der Elementarteilchen läßt es Basso
ungewiß, ob die vier Elemente selbst diesen Partikeln entsprechen,
oder ob die Atome noch etwas Einfacheres sind, aus welchen
die Elemente erst zusammengesetzt seien. Jedenfalls sind die
Atome außerordentlich verschiedener Natur; diejenigen, welche
am meisten geeignet sind, Feuer zu bilden, sollen Feuerteilchen
genannt werden, und so mit den übrigen.3 Diese sinnlich un-
wahrnehmbaren Teilchen können sich nun in verschiedenster
Weise zu Teilchen zweiter Ordnung, diese wieder zu sehr ver-
schiedenartigen Partikeln dritter Ordnung u. s. w. zusammen-
setzen. Daraus erklärt sich die außerordentliche Mannigfal-
tigkeit der Naturkörper trotz der Unveränderlichkeit der Ele-

1 A. a. O. l. II. De materia et mixto. p. 69.
2 A. a. O. l. I. p. 66.
3 A. a. O. l. II. Intentio III, art. 4. N. 1. p. 112.

Basso: Verdampfung. Molekeln.
unter sonst gleichen Umständen die Mischung. Daher kommt
es, daß viele Dinge, die für die Sinne und äußerlich sehr kalt
sind, innerlich sehr viel Wärme enthalten können. Bei der
Verbrennung nehmen somit die Körper nicht, wie Aristoteles
fälschlich behauptet hat, Wärmeteilchen auf, sondern vielmehr
verlieren sie die meisten derselben, indem diese zwischen
den kalten Teilchen hervortreten, fortfliegen und wirksam
werden.1

Die Verdampfung des Wassers, dessen Dämpfe nicht
Luft, sondern wasserartiger Natur und dichter
als Luft seien,
erklärt Basso in folgender Weise: Die Feuer-
teilchen dringen in das Wasser ein, treiben die Wasserteilchen,
die vordem zusammenhingen, auseinander, wodurch das jetzt
dünner gewordene Wasser durchsichtig wird, und reißen die
Wasserteilchen mit in die Höhe. Wird der Dampf abgekühlt
(oder hält man ihm ein Metall oder Glas entgegen), so werden
die Feuerteilchen durch die Kälte herausgetrieben (oder durch
die freien Poren des Metalls etc. durchgelassen) und der Dampf
wird wieder zu Wasser.2

Hier also ist ebenso wie bei Gorlaeus schon die Unter-
scheidung zwischen Wasserdampf und Luft durchgeführt, wie
sich dies als eine notwendige Konsequenz aus der Unveränder-
lichkeit der Elementarteilchen ergibt.

In Bezug auf die Natur der Elementarteilchen läßt es Basso
ungewiß, ob die vier Elemente selbst diesen Partikeln entsprechen,
oder ob die Atome noch etwas Einfacheres sind, aus welchen
die Elemente erst zusammengesetzt seien. Jedenfalls sind die
Atome außerordentlich verschiedener Natur; diejenigen, welche
am meisten geeignet sind, Feuer zu bilden, sollen Feuerteilchen
genannt werden, und so mit den übrigen.3 Diese sinnlich un-
wahrnehmbaren Teilchen können sich nun in verschiedenster
Weise zu Teilchen zweiter Ordnung, diese wieder zu sehr ver-
schiedenartigen Partikeln dritter Ordnung u. s. w. zusammen-
setzen. Daraus erklärt sich die außerordentliche Mannigfal-
tigkeit der Naturkörper trotz der Unveränderlichkeit der Ele-

1 A. a. O. l. II. De materia et mixto. p. 69.
2 A. a. O. l. I. p. 66.
3 A. a. O. l. II. Intentio III, art. 4. N. 1. p. 112.
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[472/0490] Basso: Verdampfung. Molekeln. unter sonst gleichen Umständen die Mischung. Daher kommt es, daß viele Dinge, die für die Sinne und äußerlich sehr kalt sind, innerlich sehr viel Wärme enthalten können. Bei der Verbrennung nehmen somit die Körper nicht, wie Aristoteles fälschlich behauptet hat, Wärmeteilchen auf, sondern vielmehr verlieren sie die meisten derselben, indem diese zwischen den kalten Teilchen hervortreten, fortfliegen und wirksam werden. 1 Die Verdampfung des Wassers, dessen Dämpfe nicht Luft, sondern wasserartiger Natur und dichter als Luft seien, erklärt Basso in folgender Weise: Die Feuer- teilchen dringen in das Wasser ein, treiben die Wasserteilchen, die vordem zusammenhingen, auseinander, wodurch das jetzt dünner gewordene Wasser durchsichtig wird, und reißen die Wasserteilchen mit in die Höhe. Wird der Dampf abgekühlt (oder hält man ihm ein Metall oder Glas entgegen), so werden die Feuerteilchen durch die Kälte herausgetrieben (oder durch die freien Poren des Metalls etc. durchgelassen) und der Dampf wird wieder zu Wasser. 2 Hier also ist ebenso wie bei Gorlaeus schon die Unter- scheidung zwischen Wasserdampf und Luft durchgeführt, wie sich dies als eine notwendige Konsequenz aus der Unveränder- lichkeit der Elementarteilchen ergibt. In Bezug auf die Natur der Elementarteilchen läßt es Basso ungewiß, ob die vier Elemente selbst diesen Partikeln entsprechen, oder ob die Atome noch etwas Einfacheres sind, aus welchen die Elemente erst zusammengesetzt seien. Jedenfalls sind die Atome außerordentlich verschiedener Natur; diejenigen, welche am meisten geeignet sind, Feuer zu bilden, sollen Feuerteilchen genannt werden, und so mit den übrigen. 3 Diese sinnlich un- wahrnehmbaren Teilchen können sich nun in verschiedenster Weise zu Teilchen zweiter Ordnung, diese wieder zu sehr ver- schiedenartigen Partikeln dritter Ordnung u. s. w. zusammen- setzen. Daraus erklärt sich die außerordentliche Mannigfal- tigkeit der Naturkörper trotz der Unveränderlichkeit der Ele- 1 A. a. O. l. II. De materia et mixto. p. 69. 2 A. a. O. l. I. p. 66. 3 A. a. O. l. II. Intentio III, art. 4. N. 1. p. 112.

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Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890, S. 472. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_atom01_1890/490>, abgerufen am 22.11.2024.