änderlich und unzerstörlich. Das Verlöschen des Feuers ist kein Vergehen desselben, das Wasser wird bei der Verdunstung nicht in Luft verwandelt, sondern nur in äußerst feine Flüssig- keitsteilchen zerteilt, wie die Erfahrung über die Dampfbildung und die Versuche der Chemie beweisen.1
Unter Element hat man zu verstehen einen einfachen Körper, der zur Bildung von Verbindungen mit andern Ele- menten zusammentritt und rein homogen ist.2 Diese Elemente sind selbständig (formaliter) in den Verbindungen; sie genügen zu allen Erklärungen, während die materia prima, die Aristo- teles im Sinne der Ägypter behauptet, sich für die Physiker und Ärzte als durchaus nutzlos erweist; daher haben auch Avicenna und die meisten Ärzte die Elemente als prima materia angesehen.3 In einer Übersicht über die wichtigsten Lehr- meinungen betreffs der Elemente unter den Neueren führt Magnenus als eine anderweitig aufgestellte Hypothese an, das Element sei ein einfacher Körper, als materielles Prinzip in den Verbindungen und gleichsam aus dreien, nämlich humor, succus und solida substantia, kompakt. Eine andre Ansicht habe er von einem ungarischen Edelmann, der sein zufälliger Reise- begleiter war, gehört; danach seien die Elemente einfache Körper, gebildet aus zwei Bestandteilen, der Masse und einem ihr festverbundenen Influx. Dieser Influx ist ein ätherischer Teil, der das Element mit den Planeten und diese mit den Fixsternen in Beziehung setzt. Diese Ansicht erinnert an das Helmontsche Blas und ist sicherlich auf dieselbe alchymistische Quelle zurückzuführen; interessant ist die Übereinstimmung dieser Zusammensetzung des Elements aus Masse und Weltäther mit derjenigen der modernen physikalischen Molekel. Übrigens nahm dieser edle Ungar sieben Elemente an, terra, aqua, ignis, spiritus, essentia, regula, numerus (regula und numerus ebenfalls als Substanzen, die Worte in uneigentlichem Sinne genommen), von denen er jedes einem Planeten zueignete. Die Ansicht der Chemiker sei, daß es zwei Elemente, Erde (als caput mor- tuum) und Wasser (als phlegma) gebe. Eine vierte Hypothese besage, daß das Element eine einfache, unveränderliche Sub- stanz sei, welche auf natürlichem Wege nicht für sich und von
1 A. a. O. p. 60, 70, 135.
2 A. a. O. p. 53.
3 A. a. O. p. 76--79.
Magnenus: Elemente. Verschiedene Hypothesen.
änderlich und unzerstörlich. Das Verlöschen des Feuers ist kein Vergehen desselben, das Wasser wird bei der Verdunstung nicht in Luft verwandelt, sondern nur in äußerst feine Flüssig- keitsteilchen zerteilt, wie die Erfahrung über die Dampfbildung und die Versuche der Chemie beweisen.1
Unter Element hat man zu verstehen einen einfachen Körper, der zur Bildung von Verbindungen mit andern Ele- menten zusammentritt und rein homogen ist.2 Diese Elemente sind selbständig (formaliter) in den Verbindungen; sie genügen zu allen Erklärungen, während die materia prima, die Aristo- teles im Sinne der Ägypter behauptet, sich für die Physiker und Ärzte als durchaus nutzlos erweist; daher haben auch Avicenna und die meisten Ärzte die Elemente als prima materia angesehen.3 In einer Übersicht über die wichtigsten Lehr- meinungen betreffs der Elemente unter den Neueren führt Magnenus als eine anderweitig aufgestellte Hypothese an, das Element sei ein einfacher Körper, als materielles Prinzip in den Verbindungen und gleichsam aus dreien, nämlich humor, succus und solida substantia, kompakt. Eine andre Ansicht habe er von einem ungarischen Edelmann, der sein zufälliger Reise- begleiter war, gehört; danach seien die Elemente einfache Körper, gebildet aus zwei Bestandteilen, der Masse und einem ihr festverbundenen Influx. Dieser Influx ist ein ätherischer Teil, der das Element mit den Planeten und diese mit den Fixsternen in Beziehung setzt. Diese Ansicht erinnert an das Helmontsche Blas und ist sicherlich auf dieselbe alchymistische Quelle zurückzuführen; interessant ist die Übereinstimmung dieser Zusammensetzung des Elements aus Masse und Weltäther mit derjenigen der modernen physikalischen Molekel. Übrigens nahm dieser edle Ungar sieben Elemente an, terra, aqua, ignis, spiritus, essentia, regula, numerus (regula und numerus ebenfalls als Substanzen, die Worte in uneigentlichem Sinne genommen), von denen er jedes einem Planeten zueignete. Die Ansicht der Chemiker sei, daß es zwei Elemente, Erde (als caput mor- tuum) und Wasser (als phlegma) gebe. Eine vierte Hypothese besage, daß das Element eine einfache, unveränderliche Sub- stanz sei, welche auf natürlichem Wege nicht für sich und von
1 A. a. O. p. 60, 70, 135.
2 A. a. O. p. 53.
3 A. a. O. p. 76—79.
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Magnenus: Elemente. Verschiedene Hypothesen.
änderlich und unzerstörlich. Das Verlöschen des Feuers ist
kein Vergehen desselben, das Wasser wird bei der Verdunstung
nicht in Luft verwandelt, sondern nur in äußerst feine Flüssig-
keitsteilchen zerteilt, wie die Erfahrung über die Dampfbildung
und die Versuche der Chemie beweisen. 1
Unter Element hat man zu verstehen einen einfachen
Körper, der zur Bildung von Verbindungen mit andern Ele-
menten zusammentritt und rein homogen ist. 2 Diese Elemente
sind selbständig (formaliter) in den Verbindungen; sie genügen
zu allen Erklärungen, während die materia prima, die Aristo-
teles im Sinne der Ägypter behauptet, sich für die Physiker
und Ärzte als durchaus nutzlos erweist; daher haben auch
Avicenna und die meisten Ärzte die Elemente als prima materia
angesehen. 3 In einer Übersicht über die wichtigsten Lehr-
meinungen betreffs der Elemente unter den Neueren führt
Magnenus als eine anderweitig aufgestellte Hypothese an, das
Element sei ein einfacher Körper, als materielles Prinzip in
den Verbindungen und gleichsam aus dreien, nämlich humor,
succus und solida substantia, kompakt. Eine andre Ansicht habe
er von einem ungarischen Edelmann, der sein zufälliger Reise-
begleiter war, gehört; danach seien die Elemente einfache
Körper, gebildet aus zwei Bestandteilen, der Masse und einem
ihr festverbundenen Influx. Dieser Influx ist ein ätherischer
Teil, der das Element mit den Planeten und diese mit den
Fixsternen in Beziehung setzt. Diese Ansicht erinnert an das
Helmontsche Blas und ist sicherlich auf dieselbe alchymistische
Quelle zurückzuführen; interessant ist die Übereinstimmung
dieser Zusammensetzung des Elements aus Masse und Weltäther
mit derjenigen der modernen physikalischen Molekel. Übrigens
nahm dieser edle Ungar sieben Elemente an, terra, aqua, ignis,
spiritus, essentia, regula, numerus (regula und numerus ebenfalls als
Substanzen, die Worte in uneigentlichem Sinne genommen),
von denen er jedes einem Planeten zueignete. Die Ansicht
der Chemiker sei, daß es zwei Elemente, Erde (als caput mor-
tuum) und Wasser (als phlegma) gebe. Eine vierte Hypothese
besage, daß das Element eine einfache, unveränderliche Sub-
stanz sei, welche auf natürlichem Wege nicht für sich und von
1 A. a. O. p. 60, 70, 135.
2 A. a. O. p. 53.
3 A. a. O. p. 76—79.
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Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890, S. 501. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_atom01_1890/519>, abgerufen am 28.11.2024.
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