Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Gäste der Marsbewohner.

"Warum hat man mir aber nicht auch solche Auf-
schrift angeklebt? Bei mir sind alle Schilder in einer
Zeichenschrift, die jedenfalls martisch ist."

"Sie verstehen ja nicht Grönländisch."

"Woher wissen aber die Nume, daß Sie es verstehen?"

"Weil ich mich gestern mit einer -- mit jemand
darin unterhalten habe."

"Potz Tausend, Grunthe, Sie sind mir über! Aber
Eins begreif' ich nicht, wie können die Leute, die
Herren Martier, wissen, wie man diese Worte in
unsern Buchstaben schreibt?"

"Darüber bin ich mir auch noch nicht klar. Sie
sehen, es ist Antiqua, der lateinischen Druckschrift
genau nachgemalt. Und mein kleines Wörterbuch ist
nicht mehr da, daraus haben sie die Zeichen entnommen.
Aber wie sie die richtigen Worte in dem Buche auf-
gefunden haben, das ist mir ein völliges Rätsel.
Denn sie kennen doch nur den Laut der Eskimoworte,
aber nicht die gedruckten Zeichen."

"Es ist eine unheimliche Geschichte", sagte Saltner.
"Aber ein gutes Weiberl ist sie doch, die Se, ich bin
halt ganz hin! Wenn ich nur wüßt, warum sich kein
Mensch bei uns sehen läßt, kein Nume, wollt ich sagen,
denn darauf scheinen sie sich was Großes einzubilden,
daß sie keine Menschen sind."

"Das kann ich Jhnen auch sagen, Saltner. Würden
Sie Jhren Gästen nachts zwischen drei und vier Uhr
einen Besuch machen?"

"Jst das die Uhr? Aber vorhin wußten Sie's ja
nicht, und ich denke, am Pol giebt's überhaupt keine Zeit."

Die Gäſte der Marsbewohner.

„Warum hat man mir aber nicht auch ſolche Auf-
ſchrift angeklebt? Bei mir ſind alle Schilder in einer
Zeichenſchrift, die jedenfalls martiſch iſt.‟

„Sie verſtehen ja nicht Grönländiſch.‟

„Woher wiſſen aber die Nume, daß Sie es verſtehen?‟

„Weil ich mich geſtern mit einer — mit jemand
darin unterhalten habe.‟

„Potz Tauſend, Grunthe, Sie ſind mir über! Aber
Eins begreif’ ich nicht, wie können die Leute, die
Herren Martier, wiſſen, wie man dieſe Worte in
unſern Buchſtaben ſchreibt?‟

„Darüber bin ich mir auch noch nicht klar. Sie
ſehen, es iſt Antiqua, der lateiniſchen Druckſchrift
genau nachgemalt. Und mein kleines Wörterbuch iſt
nicht mehr da, daraus haben ſie die Zeichen entnommen.
Aber wie ſie die richtigen Worte in dem Buche auf-
gefunden haben, das iſt mir ein völliges Rätſel.
Denn ſie kennen doch nur den Laut der Eskimoworte,
aber nicht die gedruckten Zeichen.‟

„Es iſt eine unheimliche Geſchichte‟, ſagte Saltner.
„Aber ein gutes Weiberl iſt ſie doch, die Se, ich bin
halt ganz hin! Wenn ich nur wüßt, warum ſich kein
Menſch bei uns ſehen läßt, kein Nume, wollt ich ſagen,
denn darauf ſcheinen ſie ſich was Großes einzubilden,
daß ſie keine Menſchen ſind.‟

„Das kann ich Jhnen auch ſagen, Saltner. Würden
Sie Jhren Gäſten nachts zwiſchen drei und vier Uhr
einen Beſuch machen?‟

„Jſt das die Uhr? Aber vorhin wußten Sie’s ja
nicht, und ich denke, am Pol giebt’s überhaupt keine Zeit.‟

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0133" n="125"/>
          <fw place="top" type="header">Die Gä&#x017F;te der Marsbewohner.</fw><lb/>
          <p>&#x201E;Warum hat man mir aber nicht auch &#x017F;olche Auf-<lb/>
&#x017F;chrift angeklebt? Bei mir &#x017F;ind alle Schilder in einer<lb/>
Zeichen&#x017F;chrift, die jedenfalls marti&#x017F;ch i&#x017F;t.&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Sie ver&#x017F;tehen ja nicht Grönländi&#x017F;ch.&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Woher wi&#x017F;&#x017F;en aber die Nume, daß Sie es ver&#x017F;tehen?&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Weil ich mich ge&#x017F;tern mit einer &#x2014; mit jemand<lb/>
darin unterhalten habe.&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Potz Tau&#x017F;end, Grunthe, Sie &#x017F;ind mir über! Aber<lb/>
Eins begreif&#x2019; ich nicht, wie können die Leute, die<lb/>
Herren Martier, wi&#x017F;&#x017F;en, wie man die&#x017F;e Worte in<lb/>
un&#x017F;ern Buch&#x017F;taben &#x017F;chreibt?&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Darüber bin ich mir auch noch nicht klar. Sie<lb/>
&#x017F;ehen, es i&#x017F;t Antiqua, der lateini&#x017F;chen Druck&#x017F;chrift<lb/>
genau nachgemalt. Und mein kleines Wörterbuch i&#x017F;t<lb/>
nicht mehr da, daraus haben &#x017F;ie die Zeichen entnommen.<lb/>
Aber wie &#x017F;ie die richtigen Worte in dem Buche auf-<lb/>
gefunden haben, das i&#x017F;t mir ein völliges Rät&#x017F;el.<lb/>
Denn &#x017F;ie kennen doch nur den Laut der Eskimoworte,<lb/>
aber nicht die gedruckten Zeichen.&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Es i&#x017F;t eine unheimliche Ge&#x017F;chichte&#x201F;, &#x017F;agte Saltner.<lb/>
&#x201E;Aber ein gutes Weiberl i&#x017F;t &#x017F;ie doch, die Se, ich bin<lb/>
halt ganz hin! Wenn ich nur wüßt, warum &#x017F;ich kein<lb/>
Men&#x017F;ch bei uns &#x017F;ehen läßt, kein Nume, wollt ich &#x017F;agen,<lb/>
denn darauf &#x017F;cheinen &#x017F;ie &#x017F;ich was Großes einzubilden,<lb/>
daß &#x017F;ie keine Men&#x017F;chen &#x017F;ind.&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Das kann ich Jhnen auch &#x017F;agen, Saltner. Würden<lb/>
Sie Jhren Gä&#x017F;ten nachts zwi&#x017F;chen drei und vier Uhr<lb/>
einen Be&#x017F;uch machen?&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;J&#x017F;t das die Uhr? Aber vorhin wußten Sie&#x2019;s ja<lb/>
nicht, und ich denke, am Pol giebt&#x2019;s überhaupt keine Zeit.&#x201F;</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[125/0133] Die Gäſte der Marsbewohner. „Warum hat man mir aber nicht auch ſolche Auf- ſchrift angeklebt? Bei mir ſind alle Schilder in einer Zeichenſchrift, die jedenfalls martiſch iſt.‟ „Sie verſtehen ja nicht Grönländiſch.‟ „Woher wiſſen aber die Nume, daß Sie es verſtehen?‟ „Weil ich mich geſtern mit einer — mit jemand darin unterhalten habe.‟ „Potz Tauſend, Grunthe, Sie ſind mir über! Aber Eins begreif’ ich nicht, wie können die Leute, die Herren Martier, wiſſen, wie man dieſe Worte in unſern Buchſtaben ſchreibt?‟ „Darüber bin ich mir auch noch nicht klar. Sie ſehen, es iſt Antiqua, der lateiniſchen Druckſchrift genau nachgemalt. Und mein kleines Wörterbuch iſt nicht mehr da, daraus haben ſie die Zeichen entnommen. Aber wie ſie die richtigen Worte in dem Buche auf- gefunden haben, das iſt mir ein völliges Rätſel. Denn ſie kennen doch nur den Laut der Eskimoworte, aber nicht die gedruckten Zeichen.‟ „Es iſt eine unheimliche Geſchichte‟, ſagte Saltner. „Aber ein gutes Weiberl iſt ſie doch, die Se, ich bin halt ganz hin! Wenn ich nur wüßt, warum ſich kein Menſch bei uns ſehen läßt, kein Nume, wollt ich ſagen, denn darauf ſcheinen ſie ſich was Großes einzubilden, daß ſie keine Menſchen ſind.‟ „Das kann ich Jhnen auch ſagen, Saltner. Würden Sie Jhren Gäſten nachts zwiſchen drei und vier Uhr einen Beſuch machen?‟ „Jſt das die Uhr? Aber vorhin wußten Sie’s ja nicht, und ich denke, am Pol giebt’s überhaupt keine Zeit.‟

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/133
Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/133>, abgerufen am 23.11.2024.