Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897.Elftes Kapitel. Gesprächsthemata berühren konnten, die ihrem eigenengewohnten Gedankenkreise näher lagen. Jm Deutschen fanden sie eine Sprache, reich an Ausdrücken für abstrakte Begriffe, und dadurch verwandt und ange- messen ihrer eigenen Art zu denken. Die Ueberlegen- heit, mit welcher die Martier die kompliziertesten Gedankengänge behandelten und in einem allgemeinen Begriff jede einzelne seiner Anwendungen mit einem Male überblickten, diese bewundernswerte Feinheit der Organisation des Martiergehirns kam den Deutschen zum ersten Male zum vollen Bewußtsein, als sie die Gewandtheit bemerkten, mit welcher die Martier das Deutsche nicht nur erfaßten und gebrauchten, son- dern gewissermaßen aus dem einmal begriffenen Grundcharakter die Sprache mit genialer Kraft nach- schufen. Grunthe und Saltner wurde es sehr bald klar, Elftes Kapitel. Geſprächsthemata berühren konnten, die ihrem eigenengewohnten Gedankenkreiſe näher lagen. Jm Deutſchen fanden ſie eine Sprache, reich an Ausdrücken für abſtrakte Begriffe, und dadurch verwandt und ange- meſſen ihrer eigenen Art zu denken. Die Ueberlegen- heit, mit welcher die Martier die komplizierteſten Gedankengänge behandelten und in einem allgemeinen Begriff jede einzelne ſeiner Anwendungen mit einem Male überblickten, dieſe bewundernswerte Feinheit der Organiſation des Martiergehirns kam den Deutſchen zum erſten Male zum vollen Bewußtſein, als ſie die Gewandtheit bemerkten, mit welcher die Martier das Deutſche nicht nur erfaßten und gebrauchten, ſon- dern gewiſſermaßen aus dem einmal begriffenen Grundcharakter die Sprache mit genialer Kraft nach- ſchufen. Grunthe und Saltner wurde es ſehr bald klar, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0164" n="156"/><fw place="top" type="header">Elftes Kapitel.</fw><lb/> Geſprächsthemata berühren konnten, die ihrem eigenen<lb/> gewohnten Gedankenkreiſe näher lagen. Jm Deutſchen<lb/> fanden ſie eine Sprache, reich an Ausdrücken für<lb/> abſtrakte Begriffe, und dadurch verwandt und ange-<lb/> meſſen ihrer eigenen Art zu denken. Die Ueberlegen-<lb/> heit, mit welcher die Martier die komplizierteſten<lb/> Gedankengänge behandelten und in einem allgemeinen<lb/> Begriff jede einzelne ſeiner Anwendungen mit einem<lb/> Male überblickten, dieſe bewundernswerte Feinheit der<lb/> Organiſation des Martiergehirns kam den Deutſchen<lb/> zum erſten Male zum vollen Bewußtſein, als ſie die<lb/> Gewandtheit bemerkten, mit welcher die Martier das<lb/> Deutſche nicht nur erfaßten und gebrauchten, ſon-<lb/> dern gewiſſermaßen aus dem einmal begriffenen<lb/> Grundcharakter die Sprache mit genialer Kraft nach-<lb/> ſchufen.</p><lb/> <p>Grunthe und Saltner wurde es ſehr bald klar,<lb/> daß die Martier geiſtig in ganz unvergleichlicher Weiſe<lb/> höher ſtanden als das ziviliſierteſte Volk der Erde,<lb/> wenn ſie auch noch nicht zu überſehen vermochten,<lb/> wieweit dieſe höhere Kultur reiche, und was ſie be-<lb/> deute. Ein Gefühl der Demütigung, das ja nur zu<lb/> natürlich war, wenn der Stolz des deutſchen Gelehrten<lb/> einer höheren Jntelligenz ſich beugen mußte, wollte<lb/> im Anfang die Gemüter verſtockt machen. Aber es<lb/> konnte nicht lange vor der übermächtigen Natur der<lb/> Martier beſtehen. Es wich widerſtandslos der ungeteilten<lb/> Bewunderung dieſer höheren Weſen. Neid oder Ehr-<lb/> geiz, es ihnen gleichzuthun, konnten bei den Menſchen<lb/> gar nicht aufkommen, weil ſie ſich nicht einfallen<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [156/0164]
Elftes Kapitel.
Geſprächsthemata berühren konnten, die ihrem eigenen
gewohnten Gedankenkreiſe näher lagen. Jm Deutſchen
fanden ſie eine Sprache, reich an Ausdrücken für
abſtrakte Begriffe, und dadurch verwandt und ange-
meſſen ihrer eigenen Art zu denken. Die Ueberlegen-
heit, mit welcher die Martier die komplizierteſten
Gedankengänge behandelten und in einem allgemeinen
Begriff jede einzelne ſeiner Anwendungen mit einem
Male überblickten, dieſe bewundernswerte Feinheit der
Organiſation des Martiergehirns kam den Deutſchen
zum erſten Male zum vollen Bewußtſein, als ſie die
Gewandtheit bemerkten, mit welcher die Martier das
Deutſche nicht nur erfaßten und gebrauchten, ſon-
dern gewiſſermaßen aus dem einmal begriffenen
Grundcharakter die Sprache mit genialer Kraft nach-
ſchufen.
Grunthe und Saltner wurde es ſehr bald klar,
daß die Martier geiſtig in ganz unvergleichlicher Weiſe
höher ſtanden als das ziviliſierteſte Volk der Erde,
wenn ſie auch noch nicht zu überſehen vermochten,
wieweit dieſe höhere Kultur reiche, und was ſie be-
deute. Ein Gefühl der Demütigung, das ja nur zu
natürlich war, wenn der Stolz des deutſchen Gelehrten
einer höheren Jntelligenz ſich beugen mußte, wollte
im Anfang die Gemüter verſtockt machen. Aber es
konnte nicht lange vor der übermächtigen Natur der
Martier beſtehen. Es wich widerſtandslos der ungeteilten
Bewunderung dieſer höheren Weſen. Neid oder Ehr-
geiz, es ihnen gleichzuthun, konnten bei den Menſchen
gar nicht aufkommen, weil ſie ſich nicht einfallen
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