deren Mechanismus er zu ergründen suchte und sich immer wieder aufs neue erklären ließ.
Seine Beraterin in diesen Dingen war in der Regel die immer heitere Se, seine liebenswürdige Pflegerin beim ersten Erwachen. Sie hielt sich täglich einen großen Teil ihrer Zeit über in dem gemein- schaftlichen Gesellschaftszimmer auf und machte den Gästen gewissermaßen die Honneurs des Hauses. Da- gegen bekam Saltner La nur selten zu sehen, gewöhn- lich nur des Abends, wenn sich die Martier in größerer Anzahl einzustellen pflegten. Und dann hielt sie sich gern zurück, obwohl er oft fühlte, daß ihre großen Augen mit einem sinnenden Ausdruck auf ihm ruhten. Sein lebhaftes Gespräch mit Se aber unter- brach sie häufig durch eine Neckerei. Da man sich meist bei geöffneten Fernhörklappen unterhielt, so konnte man, sobald man wollte, einem Gespräche in einem andern Zimmer zuhören und sich hineinmischen; so war es nichts Ungewöhnliches, daß man von einem Zwischenruf eines ungeahnten Zuhörers unterbrochen wurde. Ebensowenig aber nahm es jemand übel, wenn man einfach seine Klappe abschloß.
Die Sprachstudien waren speziell zwischen La und Saltner nicht wieder aufgenommen worden. Denn La hatte noch mehrere Tage nach ihrem Unfall sich vollkommener Ruhe hingeben müssen, und als sie wieder gesundet war, fand sie das gegenseitige Ver- ständnis zwischen Menschen und Martiern schon ziem- lich weit vorgeschritten. Aber auch sie hatte ihre un- freiwillige Muße benutzt und nicht nur den Ell'schen
Elftes Kapitel.
deren Mechanismus er zu ergründen ſuchte und ſich immer wieder aufs neue erklären ließ.
Seine Beraterin in dieſen Dingen war in der Regel die immer heitere Se, ſeine liebenswürdige Pflegerin beim erſten Erwachen. Sie hielt ſich täglich einen großen Teil ihrer Zeit über in dem gemein- ſchaftlichen Geſellſchaftszimmer auf und machte den Gäſten gewiſſermaßen die Honneurs des Hauſes. Da- gegen bekam Saltner La nur ſelten zu ſehen, gewöhn- lich nur des Abends, wenn ſich die Martier in größerer Anzahl einzuſtellen pflegten. Und dann hielt ſie ſich gern zurück, obwohl er oft fühlte, daß ihre großen Augen mit einem ſinnenden Ausdruck auf ihm ruhten. Sein lebhaftes Geſpräch mit Se aber unter- brach ſie häufig durch eine Neckerei. Da man ſich meiſt bei geöffneten Fernhörklappen unterhielt, ſo konnte man, ſobald man wollte, einem Geſpräche in einem andern Zimmer zuhören und ſich hineinmiſchen; ſo war es nichts Ungewöhnliches, daß man von einem Zwiſchenruf eines ungeahnten Zuhörers unterbrochen wurde. Ebenſowenig aber nahm es jemand übel, wenn man einfach ſeine Klappe abſchloß.
Die Sprachſtudien waren ſpeziell zwiſchen La und Saltner nicht wieder aufgenommen worden. Denn La hatte noch mehrere Tage nach ihrem Unfall ſich vollkommener Ruhe hingeben müſſen, und als ſie wieder geſundet war, fand ſie das gegenſeitige Ver- ſtändnis zwiſchen Menſchen und Martiern ſchon ziem- lich weit vorgeſchritten. Aber auch ſie hatte ihre un- freiwillige Muße benutzt und nicht nur den Ell’ſchen
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Elftes Kapitel.
deren Mechanismus er zu ergründen ſuchte und ſich
immer wieder aufs neue erklären ließ.
Seine Beraterin in dieſen Dingen war in der
Regel die immer heitere Se, ſeine liebenswürdige
Pflegerin beim erſten Erwachen. Sie hielt ſich täglich
einen großen Teil ihrer Zeit über in dem gemein-
ſchaftlichen Geſellſchaftszimmer auf und machte den
Gäſten gewiſſermaßen die Honneurs des Hauſes. Da-
gegen bekam Saltner La nur ſelten zu ſehen, gewöhn-
lich nur des Abends, wenn ſich die Martier in
größerer Anzahl einzuſtellen pflegten. Und dann hielt
ſie ſich gern zurück, obwohl er oft fühlte, daß ihre
großen Augen mit einem ſinnenden Ausdruck auf ihm
ruhten. Sein lebhaftes Geſpräch mit Se aber unter-
brach ſie häufig durch eine Neckerei. Da man ſich
meiſt bei geöffneten Fernhörklappen unterhielt, ſo
konnte man, ſobald man wollte, einem Geſpräche in
einem andern Zimmer zuhören und ſich hineinmiſchen;
ſo war es nichts Ungewöhnliches, daß man von einem
Zwiſchenruf eines ungeahnten Zuhörers unterbrochen
wurde. Ebenſowenig aber nahm es jemand übel,
wenn man einfach ſeine Klappe abſchloß.
Die Sprachſtudien waren ſpeziell zwiſchen La und
Saltner nicht wieder aufgenommen worden. Denn
La hatte noch mehrere Tage nach ihrem Unfall ſich
vollkommener Ruhe hingeben müſſen, und als ſie
wieder geſundet war, fand ſie das gegenſeitige Ver-
ſtändnis zwiſchen Menſchen und Martiern ſchon ziem-
lich weit vorgeſchritten. Aber auch ſie hatte ihre un-
freiwillige Muße benutzt und nicht nur den Ell’ſchen
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Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/168>, abgerufen am 23.11.2024.
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